Das überflutete Schrobenhausen in Oberbayern.
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Flut-Drama im Süden: Vermisste Frau tot in Keller geborgen

Überflutete Straßen und Häuser, Menschen in Gefahr, Rettungskräfte im Dauereinsatz: Die Hochwasserlage in Süddeutschland spitzt sich weiter zu. Und es soll zu Wochenbeginn wieder kräftige Gewitter und Starkregen geben. Die traurige Bilanz bisher: Zwei Tote, ein Mensch wird vermisst.

In Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern kam in der Nacht auf Sonntag ein Feuerwehrmann ums Leben. Er war bei einem Einsatz mit einem Schlauchboot gekentert und tot geborgen worden. Einen im Hochwasser vermissten Feuerwehrmann in Offingen haben die Einsatzkräfte bislang nicht gefunden. Die Suche werde weiter fortgesetzt, sagte ein Polizeisprecher am Montag.

Überfluteter Parkplatz im bayerischen Offingen. dpa
Überfluteter Parkplatz im bayerischen Offingen.
Überfluteter Parkplatz im bayerischen Offingen.

Eine seit Sonntag im oberbayerischen Schrobenhausen vermisste Frau wurde am Montag tot geborgen. Die 43-Jährige war in dem vollgelaufenen Keller ihres Hauses ertrunken.

In der Nacht zu Montag waren wegen Überflutungen in der Stadt Ebersbach an der Fils südöstlich von Stuttgart nach Einschätzung des Landratsamts zahlreiche Menschen in Gefahr. Die Überflutungen betrafen ein Wohngebiet, es wurde eine sogenannte außergewöhnliche Einsatzlage angeordnet, wie das Landratsamt Göppingen am frühen Montagmorgen sagte.

Überflutete Straßen: In Ebersbach an der Fils bei Stuttgart ist am Sonntagabend wegen des Hochwassers Vollalarm ausgerufen worden. dpa
Überflutete Straßen: In Ebersbach an der Fils bei Stuttgart ist am Sonntagabend wegen des Hochwassers Vollalarm ausgerufen worden.
Überflutete Straßen: In Ebersbach an der Fils bei Stuttgart ist am Sonntagabend wegen des Hochwassers Vollalarm ausgerufen worden.

In Bayern wurde die Situation am Abend in den schwäbischen Landkreisen Günzburg und Donau-Ries dramatischer. Mehrere Orte wurden evakuiert. Zu Wochenbeginn soll es wieder kräftige Gewitter und Starkregen geben.

An den Zuflüssen zur Donau gehen die Fluten nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes Bayern vielerorts langsam zurück. Hier seien die Höchststände weitgehend erreicht, hieß es in der Nacht zu Montag im Lagebericht. Neuerliche Regenfälle könnten den weiteren Rückgang allerdings verzögern.

Hochwasser: Regensburg ruft Katastrophenfall aus

Das Wasser der Donau selbst steigt währenddessen immer weiter – nun hat auch Regensburg den Katastrophenfall ausgerufen. Die Wasserhöhe am Messpunkt Eiserne Brücke habe in den frühen Morgenstunden einen Stand von 5,80 Meter erreicht, gab die Stadt am Montag bekannt. Der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete um 7.00 Uhr dann 5,90 Meter.

Am vergangenen Dienstag lag der Wert im Schnitt noch bei etwa 2,70 Metern. Nach den Daten der Experten wurden beim vergangenen großen Hochwasser am 4. Juni 2013 genau 6,82 Meter gemessen. 

Hochwasser: Bundeskanzler Scholz reist ins Flutgebiet

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reiste mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Montag ins oberbayerische Reichertshofen. Wie so viele andere Ortschaften wurde der oberbayerische Markt am Wochenende von Wassermassen überschwemmt.

Solidarität sei das, „was wir als Menschen am meisten brauchen“, sagte er am Montag. „Wir werden alles dazu beitragen, auch mit den Möglichkeiten des Bundes, dass hier schneller weiter geholfen werden kann.“ Solidarität sei „geübte Praxis“ betonte er. „Das gehört sich so und so ist Deutschland.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (r., SPD), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (M., CSU) und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (l., CSU) im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen. dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz (r., SPD), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (M., CSU) und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (l., CSU) im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (r., SPD), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (M., CSU) und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (l., CSU) im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen.

Heftige Unwetter führten am Sonntagabend auch zu Hochwasser im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg. Die Lage sei vor allem in der Gemeinde Rudersberg angespannt, sagte ein Sprecher der Polizei am frühen Montagmorgen. „In Rudersberg ist Land unter, alles ist überflutet.“ Menschen seien in ihren Häusern eingeschlossen und würden von der Feuerwehr evakuiert. Die Lage sei noch komplett unübersichtlich.

Hochwasser: Evakuierungen in Baden-Württemberg

Die Feuerwehr hat einen 81 Jahre alten Autofahrer in der Oberpfalz aus dem Hochwasser gerettet. Der Mann sei auf einer überfluteten Straße im Markt Hahnbach nahe Nürnberg gefahren, um sich das Hochwasser der Vils anzuschauen, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Doch dann habe sich der Wagen am Sonntag festgefahren und das Wasser sei weiter gestiegen. Der Fahrer sei deshalb durch das Schiebedach auf das Auto geklettert und habe um Hilfe gerufen. Ein Walker informierte die Polizei. Die Feuerwehr rückte mit einem Spezialfahrzeug an und holte Wagen samt Fahrer aus dem Wasser.

Auch im Ostalbkreis wurden wegen vorhergesagter Überflutungen in der Nacht zu Montag vorsorglich Menschen in Teilen der Gemeinden Leinzell, Heuchlingen und Göggingen aus ihren Häusern gebracht, wie eine Sprecherin des Krisenstabs am frühen Montagmorgen sagte.

Einsatzkräfte evakuieren das Dorf Täferrot in Baden-Württemberg. dpa
Einsatzkräfte evakuieren das Dorf Täferrot in Baden-Württemberg.
Einsatzkräfte evakuieren das Dorf Täferrot in Baden-Württemberg.

Die Gemeinde Täferrot sollte komplett evakuiert werden. Erste Überflutungen hätten den Ort an der Lein am Morgen bereits erreicht. Wegen schwerer Gewitter und Starkregens erreichten zwei Rückhaltebecken in der Region ihre maximalen Füllstände – sie liefen kontrolliert über. Etwa 250 bis 300 Menschen wurden in der Nacht an sichere Orte gebracht.

Überflutungen in Süddeutschland: Weiterhin Unwetter möglich

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob in der Nacht zu Montag alle bestehenden Unwetterwarnungen vor schweren Gewittern mit Starkregen für Deutschland auf. Weiterhin gibt es demnach vor allem in Süddeutschland aber noch gebietsweise schauerartige Regenfälle mit Potenzial für Starkregen, wie der DWD am frühen Montagmorgen mitteilte. Ab Mittag sollen dann vor allem Gebiete südlich der Donau sowie am Bayerischen Wald betroffen sein. Kleinräumig könnten dann auch Unwetter nicht ausgeschlossen werden.

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Bis zum Abend könnten sich die Unwetter allmählich auch nach Süden, bis zum Hochrhein und ins nördliche Alpenvorland ausbreiten, hieß es. Am Abend sind auch an den Alpen erste kräftige Gewitter mit Starkregen möglich. Auch für den Osten Deutschlands erwartet der DWD ab dem Nachmittag Gewitter mit Starkregen zwischen 15 und 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit. Örtlich sind auch dort Unwetter mit Mengen um die 30 Liter pro Quadratmeter möglich.

Unwetterschäden: Eingeschränkter Bahnverkehr

Wegen der Unwetterschäden bleibt der Bahnverkehr im Süden Deutschlands am Montag stark beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn gab in der Nacht auf Montag bekannt: „Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehlen, nicht notwendige Reisen zu verschieben. Bitte rechnen Sie zusätzlich damit, dass es bei den noch verkehrenden Zügen zu einer sehr hohen Auslastung kommt.“

Der Fernverkehr könne München von Norden und Westen derzeit nicht anfahren. Auch der Nahverkehr in Bayern bleibe stark beeinträchtigt. Für die Nacht wurden in Stuttgart, Nürnberg und München für Reisende Aufenthaltszüge eingerichtet. (dpa/mp)

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