Die British Virgin Islands
  • Die British Virgin Islands haben traumhafte Strände und eine albtraumhafte Corona-Inzidenz.
  • Foto: IMAGO / agefotostock

Horror-Inzidenz im Karibik-Paradies

Gut 100 Kilometer östlich von Puerto Rico liegen die British Virgin Islands. 60 Inseln, davon 21 bewohnt: Hügel, Palmen, traumhaft schöne Strände – und eine albtraumhafte Corona-Inzidenz. Von gut 30.000 Einwohnern sind mehr als 2000 infiziert, die Sieben-Tage-Inzidenz wurde zuletzt mit sagenhaften 2497 angegeben. Andrew Fahie, der Premier des Steuer- und Urlaubsparadieses hat die Bewohner jetzt offiziell dazu aufgefordert, zu beten. Die Hilflosigkeit ist groß …

Eigentlich waren die einst von Christoph Kolumbus entdeckten British Virgin Islands ziemlich glimpflich durch die Pandemie gekommen. Nur einen Toten hatte es bis Ende Juni gegeben, Anfang des Monats sollte auch endlich der Tourismus, die Haupteinnahmequelle der Bewohner, wieder starten: Am 1. Juli legte das erste Kreuzfahrtschiff seit Pandemie-Beginn am Hafen der Hauptstadt Road Town an, die „Celebrity Millennium“ mit 400 Gästen und Crewmitgliedern an Bord.

Nach dem Kreuzfahrtschiff kam Corona

Die Freude war groß: Ob Taxifahrer oder Ladenbesitzer, „alle sind sehr happy, dass der Betrieb wieder losgeht“, so schrieb die örtliche „Virgin Islands News“. Touristen durften sich frei auf der Insel bewegen. Urlaub, Sonne und gute Laune – da pfiffen viele Urlauber allerdings auf Vor- und Rücksicht: „Ich habe zwei Busse gesehen, von den Passagieren hat kein einziger eine Maske getragen“, schreibt ein Einheimischer auf der Webseite der „Virgin Island News“.

Das könnte Sie auch interessieren: Wann sie kommt, wie hart sie uns trifft – Forscher berechnen vierte Corona-Welle

Ist das Virus mit dem Kreuzfahrtschiff auf die Insel gekommen? Die Vermutung liegt auf der Hand, auch wenn das bisher offiziell nicht ausgesprochen wird. Die Zahl der Infizierten lag Ende Juni bei gerade einmal 13, es gab einen Corona-Toten, als das Schiff anlegte. Aktuell sind 2024 Menschen mit Covid-19 infiziert und 27 liegen auf der Intensivstation des Krankenhauses auf der Hauptinsel Tortola – bei der geringen Einwohnerzahl ist das eine astronomisch hohe Infektionsrate. Allein am Freitag stieg die Zahl der Todesopfer von acht auf zwölf, gestern starb ein weiterer Patient.

Ausgangssperre verhängt, um Infektionen einzudämmen

„Jeder von uns und wir alle gemeinsam müssen Gott darum bitten, uns zu beschützen“, erklärte Premier Andrew Fahie (50). Glücklicherweise setzen Offizielle nicht allein auf Gott, sondern auch auf die segensreiche Wirkung von Impfstoffen. Bisher sind 10.439 Einwohner voll geimpft, 14.208 haben immerhin die erste Dosis bekommen. Auf den Inseln ist die Impfung kostenlos. Und eine hohe Impfquote ist bei einer Einwohnerzahl von 30.000 ja durchaus schnell erreichbar: „Wir brauchen 70 Prozent, um Herdenimmunität zu erreichen“, sagt  Dr. Tai Hunte-Caesar, der medizinische Direktor der Gesundheitsbehörde.

Um die Infektionen einzudämmen, wurde eine Ausgangssperre verhängt, die gilt zwischen 19 Uhr und fünf Uhr morgens und wurde gerade verlängert. Friseure und die meisten Geschäfte bleiben jetzt wieder geschlossen – für die Menschen, die noch vor drei Wochen gehofft hatten, mit dem Tourismus jetzt wieder ihren Lebensunterhalt verdienen zu können, ist das ein Albtraum. Eigentlich sollte diese Woche das Kreuzfahrtschiff „Celebrity Summit“ vor den Inseln ankern. Das wurde gecancelt. Aus verständlichen Gründen.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp