Touristen beobachten Waldbrände nördlich von Grimaud in Südfrankreich.
  • Touristen beobachten Waldbrände nördlich von Grimaud in Südfrankreich.
  • Foto: (c) dpa

Klimabericht geleakt: Nur noch drei Jahre, um das Ruder rumzureißen?

Dass es für das 1,5-Grad-Ziel extrem knapp wird, ist bekannt. Doch jetzt legt ein geleakter Entwurf eines Berichts des Weltklimarats für noch mehr Eile nahe: Bereits 2025 muss der Kohlendioxidausstoß weltweit seinen Höhepunkt erreicht haben, sonst wird sogar das Zwei-Grad-Ziel verfehlt.

Nur noch rund drei Jahre lang darf der CO2-Ausstoß steigen, andernfalls wird es mit dem Zwei-Grad-Ziel nichts – so die drängende Botschaft der Wissenschaftler des Weltklimarates (IPCC). Eigentlich sollte die Zusammenfassung des dritten Teils des sechsten Weltklimareports erst im kommenden März präsentiert werden. Nun aber wurde von Klimaaktivisten der Gruppe „Scientist Rebellion“ ein Entwurf durchgestochen. Die Aktivisten befürchten, dass der jetzige Entwurf für die Veröffentlichung abgeschwächt wird – denn die wird mit der Politik abgestimmt.

Klimabericht-Entwurf: Reiche Länder müssen handeln

Der erste Teil des Klimareports zum aktuellen Stand der Forschung war vom IPCC bereits im August veröffentlicht worden. Der zweite Teil, der im kommenden Februar erscheinen soll, beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Klimawandels, während im dritten Teil Maßnahmen zur Minderung behandelt werden.

Der WDR und „tageschau.de“ zitieren aus dem vertraulichen Papier: Kohle- und Erdgaskraftwerke dürften zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels demnach nur noch neun beziehungsweise zwölf Jahre betrieben werden. Zum Einhalten des Zwei-Grad-Ziels noch 16 beziehungsweise 17 Jahre. Aber geplante und noch im Bau befindliche Werke seien da noch nicht inbegriffen.

Ein brennendes Haus in Kalifornien beim Dixie-Feuer Mitte August. (c) dpa
Ein brennendes Haus in Kalifornien beim Dixie-Feuer Mitte August.
Ein brennendes Haus in Kalifornien beim Dixie-Feuer Mitte August.

An anderer Stelle des Berichts steht, dass alle bereits existierenden und geplanten fossilen Kraftwerke noch fast 850 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausstoßen werden – für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels sei aber nur die Hälfte tragbar. Auch für das Zwei-Grad-Ziel wird es knapp: Hierfür dürfen die Kraftwerke laut Weltklimarat noch 870 Milliarden Tonnen emittieren.

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Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung verursachen dem Bericht zufolge rund 40 Prozent der Treibhausgas-Emissionen, die ärmsten zehn Prozent nur rund vier. Der britische „Guardian“ zitiert aus dem Weltklimarat-Bericht die Forderung der Wissenschaftler, dass besonders Menschen in den reichen Industrieländern ihre Verhaltensweisen – wie etwa Fleischkonsum und Flugreisen – ändern müssen.

Waldbrände in Kalifornien und am Mittelmeer

Der Berichtsentwurf ist zu einem Zeitpunkt geleakt worden, zu dem extreme Hitzewellen und starke Winde etwa im Mittelmeerraum, im Westen der USA und in Kanada für schwere Waldbrände sorgen. An der französischen Côte d’Azur mussten nahe Saint-Tropez Tausende Menschen vor den Flammen fliehen, in Kalifornien tobt seit Mitte Juli das zweitgrößte Feuer der Geschichte. Erst zu Mittwoch war zudem das „Caldor-Feuer“ bei Sacramento innerhalb von nur 24 Stunden fast ums Zehnfache auf eine Fläche von 217 Quadratkilometern angewachsen.

„Scientist Rebellion“ rufen zu gewaltfreiem Protest auf

„Scientist Rebellion“ wirft Politikern Untätigkeit und Medien Schweigen über eine bevorstehende Klimakatastrophe vor. „Es gibt keine Zeit mehr abzuwarten, keine Zeit mehr weiter nichts zu tun“, postete die Gruppe auf Facebook. „Menschen verdienen es, JETZT zu wissen, was unsere unternehmenshörigen Politiker ihnen angetan haben.“ Sie rufen zu gewaltfreiem Protest auf.

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