• Müll in einer Sortieranlage
  • Foto: picture alliance/dpa/AFP Pool | Christof Stache

Schluss mit Einwegprodukten: Wie sinnvoll ist das Plastik-Verbot?

Sie liegen in Parks und verschmutzen die Meere: Wegwerfprodukte aus Plastik. Ab diesem Samstag greift für sie ein EU-weites Verbot. Doch Experten warnen: Das allein wird die Welt nicht retten.

Teller, Messer, Gabeln, Becher, Wattestäbchen, Strohhalme, Luftballonstäbe: All das darf ab sofort nicht mehr aus Einwegplastik oder -styropor sein. Händler sind verpflichtet, stattdessen wiederverwendbare Alternativen aus Glas oder Metall anzubieten. Trotz des Verbots: Die globale Plastikemission steigt. Der Kunststoff „lebt“ lange und ist überall zu finden: in Wüsten, auf Berggipfeln, in Ozeanen und der Arktis.

Allein in Deutschland werden pro Stunde (!) nach Angaben des Umweltministeriums rund 320.000 Einwegbecher für Kaffee und Co. verbraucht. Falls der Mensch mit seinem Plastikkonsum so weitermacht, könnte sich weltweit die jährliche Plastikverschmutzung von Gewässern und an Land von 2016 bis 2025 fast verdoppeln, schrieb jüngst ein Forscherteam im Wissenschaftsblatt „Science“. „Plastik ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt, und es sickert überall in die Umwelt, selbst in Ländern mit guter Infrastruktur für die Abfallbehandlung“, sagt Matthew MacLeod von der Uni Stockholm. Und die Emissionen nähmen tendenziell weiter zu – obwohl das Bewusstsein für Plastikverschmutzung in der Öffentlichkeit gestiegen sei.

Ersatzprodukte sind nicht immer gute Optionen

Das aktuelle EU-Verbot soll dem entgegenwirken. Es wurde bereits 2019 beschlossen und betrifft insgesamt zehn Produktgruppen. Exemplare dieser Gruppen machen derzeit zusammen mit Fischfanggeräten 70 Prozent des gesamten Meeresmülls in der EU aus. Eine menschengemachte Katastrophe für die Umwelt – die auch auf Artikel zurückgeht, für die es noch keine Alternativen aus anderen Stoffen gibt wie etwa Damenbinden oder Zigaretten mit Kunststoff-Filtern. Immerhin: Sie erhalten in Deutschland nun ein neues Label, das vor dem Umweltschaden warnen und Tipps zur Entsorgung geben soll. „Einen wichtigen Schritt aus der Wegwerfgesellschaft“ nennt Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) die Neuerungen.

Die Ersatzprodukte, die schon länger in den Regalen stehen, sind etwa Gabeln aus Bambus oder Strohhalme aus Papier. Aber: Nicht immer seien das gesunde Optionen, warnen Verbraucherschützer. Zum Teil seien die Alternativen mit Chemikalien belastet und auch nicht vollständig biologisch abbaubar, kritisierte kürzlich etwa der europäische Verbraucherverband BEUC.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband weist auf seiner Webseite noch auf weitere Hürden hin. So sorge etwa die naheliegende Idee, Plastik einfach durch Papier zu ersetzen, zur Abholzung von Wäldern, die für den Klimaschutz eine Schlüsselrolle einnehmen. Von Aluminiumschalen rät die Zentrale wegen des hohen Energieverbrauchs ganz ab.

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Also alles doch viel komplizierter als gedacht? Umweltministerin Schulze betont immer wieder, dass es auch eine Frage der Mentalität sei, die sich ändern müsse. Die beste Alternative sei es, gar nicht erst auf Einwegprodukte zuzugreifen und Produkte mehrmals zu verwenden.

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