• Eine Dosis des AstraZeneca-Impfstoffs.
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Ladenhüter AstraZeneca: Ist das die schnelle Impf-Chance für junge Menschen?

Das Vakzin von AstraZeneca ist als Impfstoff zweiter Klasse verschrien, viele Menschen sind angesichts der geringeren Wirksamkeit und starken Impfreaktionen skeptisch – sie würden sich am liebsten nicht mit dem AstraZeneca-Impfstoff piksen lassen. Die Folge: Teilweise bleiben Dosen liegen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (SPD) fordert daher, AstraZeneca ab sofort für weitere Gruppen freizugeben.

„Es bleibt Impfstoff liegen, weil sich nicht genug Personen aus der ersten Prioritätsgruppe anmelden oder nicht zum Termin erscheinen. Das ist eine absurde und unerträgliche Situation“, sagte Lauterbach der „Bild am Sonntag“.

„Wir sollten beim AstraZeneca-Impfstoff jetzt unbürokratisch die Impfzentren für alle unter 65 Jahren aus den ersten drei Prioritätsgruppen öffnen. Dann könnten wir die Impfzentren endlich voll auslasten.“

Angst vor AstraZeneca: Aus Sicht der Wissenschaftler unbegründet

Bei der Impfreihenfolge in Deutschland sind drei große Gruppen festgelegt: Gruppe eins mit „Höchster Priorität“, Gruppe zwei: „Hohe Priorität“, und Gruppe drei: „Erhöhte Priorität“.

Der Impfstoff von AstraZeneca wird in Deutschland zurzeit nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren verabreicht – es fehlen Daten zur Wirkung bei Älteren. Deshalb bekommen die Beschäftigten in Pflegeheimen oder Intensivstationen in dieser Altersgruppe nun vorrangig dieses Vakzin geimpft.

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Die Vorbehalte gegen das Präparat sind aus Sicht von Wissenschaftlern unbegründet. In einer Fragerunde mit Bürgern hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zudem darauf hingewiesen, dass nach einer Immunisierung mit dem AstraZeneca-Impfstoff eine Nachimpfung mit einem anderen Wirkstoff denkbar sei. Das sei „problemlos möglich“, falls etwa am Ende des Jahres alle Impfwilligen geimpft seien und noch Impfstoff verfügbar sei, sagte der CDU-Politiker am Samstag.

Corona-Impfung: Kann man mit anderem Vakzin einfach nachimpfen?

Der Präsident des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, schränkte allerdings ein, dass bislang noch nichts darüber bekannt sei, „ob man später dann einen anderen Impfstoff nehmen kann, um nochmal vielleicht in einem Jahr die entsprechende Schutzwirkung zu boosten“. Es hätten aber bereits klinische Studien dazu begonnen.

Die Frage nach einer Nachimpfung mit einem anderen Mittel steht im Raum, weil der Wirkstoff von AstraZeneca eine geringere Wirksamkeit hat als die anderen beiden in der EU zugelassenen Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer.

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Vor einigen Tagen hatte bereits Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, eine spätere Nachimpfung vorgeschlagen. „Man kann die Immunität, die man mit dem AstraZeneca-Impfstoff ausgelöst hat, ohne Probleme mit einem mRNA-Impfstoff später noch einmal verstärken.“

Forscher: Wirksamkeit von AstraZeneca wird durch längeren Abstand zwischen Dosen gesteigert

Den Entwicklern zufolge wirkt sich ein längerer Abstand zwischen den Impfungen positiv auf die Wirkung des Vakzins auf. „Da die Verfügbarkeit [der Impfstoffe] begrenzt ist, kann die Strategie, zunächst mehr Menschen mit einer Dosis zu impfen, womöglich zu einer größeren Immunität der Bevölkerung führen, als nur die Hälfte der Menschen mit zwei Dosen zu impfen“, schrieb der Chef-Entwickler des Impfstoffs, Andrew Pollard, von der Universität Oxford in der Fachzeitschrift „The Lancet“.

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Bei einem Abstand von mindestens zwölf Wochen zwischen erster und zweiter Dosis wies der Impfstoff demnach eine Wirksamkeit von 81 Prozent auf. Diese lag lediglich bei 55 Prozent, wenn zwischen beiden Dosen nur bis zu sechs Wochen lagen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission bislang, bei AstraZeneca die zweite Dosis 9 bis 12 Wochen nach der ersten zu verabreichen. (dpa)

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