Sechster Premier in Sicht: Dieser Kater regiert die Downing Street
Der britische Premier Rishi Sunak steuert auf eine historische Niederlage zu, nach 14 Jahren müssen die Tories sehr wahrscheinlich die Downing Street räumen. Der wahre Hausherr aber bleibt im Amt.
Der Premierminister der Herzen bringt alles mit, was in der Politik nötig ist: das Gespür für den richtigen Moment und jede Menge Durchsetzungsvermögen. Unsinnige Wahlversprechen macht er ohnehin nicht. Völlig naheliegend also, dass der Hausherr souverän auf eine weitere Amtszeit in der Downing Street zusteuert. Das ist Quatsch, sagen Sie? Der britische Premierminister Rishi Sunak muss vermutlich bald nach einer verheerenden Niederlage aus „Number ten“ ausziehen? Das stimmt natürlich. Aber von Sunak ist gar nicht die Rede. Der konservative Politiker ist nur ein weiterer Regierungschef, der sich vorübergehend mit dem heimlichen Herrscher das Haus hinter der berühmten schwarzen Tür teilen darf.
Larry, der oberste Mäusefänger des Vereinigten Königreichs
Gestatten: Larry, als Chief Mouser der „oberste Mäusefänger des Vereinigten Königreichs“. Der bekannteste Kater des Landes – ach was, der Welt – dürfte in wenigen Tagen mit Keir Starmer bereits den sechsten Premierminister begrüßen. Dessen sozialdemokratische Labour-Partei steuert allen Umfragen zufolge bei der Parlamentswahl auf einen historischen Sieg zu, und Starmer dürfte Sunak dann als Regierungschef ablösen.
Doch die Konstante in zuletzt politisch turbulenten Zeiten trägt Fell. Seit 13,5 Jahren verrichtet Larry bereits seinen Dienst im Londoner Stadtzentrum. Damit wohnt der Kater länger in der Downing Street als jeder Premier seit Ende des 19. Jahrhunderts, nur vier Regierungschefs waren je länger im Amt. Fotogen zeigt er sich auf Bildern mit ranghohen Politikern, wartenden Journalisten vertreibt er auf Samtpfoten die Zeit.
David Cameron war es, der Larry im Februar 2011 aus einem Tierheim in seinen Amtssitz holte. Ziel: die Rattenplage einzudämmen. Böse Zungen behaupten, der „Chief Mouser“ habe die Aufgabe nach Anfangserfolgen schleifen lassen. An seiner Beliebtheit aber ändert das nichts, auch unter Camerons Nachfolgern Theresa May, Boris Johnson, Liz Truss und nun Sunak blieb er auf seinem Posten. Als im Herbst 2023 Gerüchte über die angeblich angeschlagene Gesundheit des getigerten Katers auftauchten, betonte die Regierung schnell, Larry sei „happy and healthy“, glücklich und gesund.
Der Internet-Larry ist kein Freund der Konservativen
Als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens hat Larry auch einen – inoffiziellen – Account auf der Plattform X. Mit etwa 840.000 Followern hängt „@Number10cat“ so manches Regierungsmitglied locker ab. Bei den Posts geht es oft um kritisch-satirische Kommentare zur Tagespolitik und zu den Äußerungen des Premiers, verbunden mit Bildern von Larry und Katzen-Memes. Dahinter steckt eine Einzelperson, Details sind nicht bekannt. Wer die Posts liest, kann aber sicher sein: Der Internet-Larry ist kein Freund der Konservativen. Regelmäßig nimmt der Account seinen temporären Mitbewohner Sunak aufs Korn.
Der echte Larry ist – bei aller Zuneigung der Briten – angeblich kein allzu freundlicher Charakter. Jedenfalls, wenn man ausnahmsweise dem für sein Seemannsgarn bekannten Ex-Premier Boris Johnson Glauben schenkt.
Sunaks Vor-Vorgänger bezichtigte den Kater in seiner Kolumne für die Boulevardzeitung „Daily Mail“ einmal, er sei „ein kleiner Gangster“. Larry sei wiederholt über Johnsons Hund Dilyn hergefallen, als der sein Futter gemampft habe. „Die Vergeltung war schrecklich“, schilderte der für blumige Worte bekannte Politiker. Der Kater sei gebaut wie ein Sumoringer und habe die Krallen eines Velociraptors. Dilyn habe furchtbare Angst bekommen und alle Orte gemieden, an denen er auf „Catzilla“ treffen könnte.
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Auch für Sunaks und Johnsons Konservative dürfte bald der Katzenjammer einsetzen. Wie der wahrscheinlich neue Downing-Street-Bewohner Starmer auf das Tier reagiert, ist bisher nicht bekannt. Sicher ist nur: Larry selbst dürfte ziemlich egal sein, wer unter ihm den Premierminister gibt. (dpa/mp)