Das Luxus-Resort „Forte Village“ auf Sardinien
  • Das Luxus-Resort „Forte Village“ auf Sardinien
  • Foto: (c) dpa

Luxus-Resort schickt Team zum Impfen nach Deutschland

Einmal piksen und zurück: Noch immer warten auch in Deutschland viele Menschen auf einen Impftermin. Aber nicht alle warten – die mehr als 100 Mitarbeiter einer italienischen Hotelanlage kamen nur für einen Tagestrip zum Impfen nach München. Das bayerische Gesundheitsministerium war nicht informiert.

„Im strengen Deutschland funktioniert etwas nicht“, betitelte Italiens öffentlich-rechtlicher TV-Sender Rai 3 einen seiner TV-Beiträge. Und da scheint etwas dran zu sein: In dem Beitrag wird gezeigt, wie das Team des sardischen Luxus-Resorts „Forte Village“ am Münchner Flughafen landet – und auch direkt am Flughafen den Corona-Impfstoff des Herstellers Biontech verabreicht bekommt. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete am Freitag.

„Um 9 Uhr haben wir den Flieger in Cagliari genommen, um 11 Uhr waren wir in München, um 12.30 Uhr war alles schon vorbei. Pause mit bayerischem Bier. Um 17 Uhr sind wir mit unserem Impfnachweis nach Cagliari zurückgereist“, erzählt Resort-Manager Domenico Bagalà dem TV-Sender.

Luxus-Resort wirbt mit Sicherheit – dazu gehören geimpfte Mitarbeiter

Das „Forte Village“ besteht aus fünf Fünf-Sterne-, drei Vier-Sterne-Hotels und 13 Luxus-Ferienhäusern. Die Gäste legen hier bis zu 20.000 Euro pro Woche auf den Tisch. Kein Wunder, dass viele der Gäste nicht unbekannt sind – neben der italienischen residierte hier im Jahr 2006 zum Beispiel die deutsche Fußballnationalmannschaft.

Auf seiner Internetseite wirbt das Resort mit seinem „einzigartigen Covid-Schutzprotokoll“, das den Gästen „einen unbeschwerten und stressfreien Urlaub in völliger Freiheit“ ermögliche. Zu dem Konzept gehört auch die Impfung der Mitarbeiter. Und weil diese in Italien noch nicht möglich gewesen sei, so der Hotelmanager zu Rai 3, habe man sie eben in Deutschland durchgeführt. Das Hotel habe für diesen Service auch bezahlt. Das Unternehmen habe „den Kauf von Kitteln, von Handschuhen, den gesamten Service“ bezahlt, so sagte es jedenfalls der Resort-Manager zu Rai 3.

Impf-Anspruch haben nur Menschen, die sich gewöhnlich in Deutschland aufhalten

Doch: Dürfen Ausländer in Deutschland überhaupt ein Corona-Vakzin bekommen? Die Antwort ist: Anspruch darauf haben eigentlich nur Personen, „die in Deutschland in der gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung sind bzw. ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben“, erklärte das bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege dem „Spiegel“. Das trifft auf die Belegschaft des „Forte Village“ nicht zu.

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Von der Impfaktion habe weder das Bayerische Gesundheitsministerium noch die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) etwas gewusst. Letztere prüft nun ein mögliches Fehlverhalten. „Wir wissen auch nicht, was da gelaufen ist“, sagte KVB-Sprecher Axel Heise. Es sei „eigenartig“.


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Unklar, woher der Impfstoff überhaupt kam

Auch sei laut KBV noch völlig ungeklärt, woher der verwendete Impfstoff überhaupt stammte. Der an der Impfaktion am Flughafen beteiligte Münchner Internist Udo Beckenbauer erklärte dem „Spiegel“, dass der Impfstoff „von dritter Seite“ bereitgestellt wurde.

Während Millionen Deutsche also weiter auf einen Impftermin warten, sind im Fall „Forte Village“ noch viele Fragen unbeantwortet.

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