Die dunkle Millionen-Macht: Der unheimliche Einfluss der US-Waffenlobby
„Ihr kriegt meine Waffe nur, wenn ihr sie meinen kalten, toten Händen entreißt“, stellte „Ben Hur“-Leinwandlegende und Waffenfreak Charlton Heston (†84) einst klar. Der Schauspieler war Präsident der National Rifle Organisation, der mächtigen Waffenlobby der USA. Seine Worte sind fast 25 Jahre her, aber nicht nur die angeblich fünf Millionen Mitglieder der NRA (Jahresbeitrag: 45 Dollar) würden sie heute noch genau so unterschreiben.
Die Waffenlobby hat einflussreiche Mitglieder. Und ein enormes Budget: Im Jahr 2020 betrug es laut der BBC knapp 250 Millionen US-Dollar, von denen knapp drei Millionen offiziell in die Gesetzgebungsprozesse geflossen seien. Viele Politiker stellen sich nicht gegen die Waffenlobby, weil sie das entscheidende Wählerstimmen kosten würde.
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Weder die Tatsache, dass Schusswaffen in den USA die häufigste Todesursache bei Kindern und Jugendlichen sind, noch der Fakt, dass 2021 mehr 21.000 Menschen durch Schüsse getötet wurde (Suizide nicht eingeschlossen) ändern etwas daran, dass die Mehrheit der Amerikaner Waffen liebt.
In den USA gibt es mehr Waffen in Privatbesitz als Einwohner
Gut die Hälfte sind laut Umfragen auch Waffenbesitzer. Viele haben gleich mehrere im Schrank: 2019 galten die USA als einziges Land, in dem die Zahl der Schusswaffen in Privatbesitz die der Einwohner übersteigt. Das Recht auf Waffenbesitz steht in den USA seit der Zeit der ersten Siedler in der Verfassung – und die NRA sorgt dafür, dass daran kein bisschen gerüttelt wird.
„Seit 150 Jahren stark“, so wirbt die NRA auf ihrer Jahrestagung, die gerade in Houston, Texas begonnen hat. Stärker als die Vernunft, möchte man hinzufügen. Das Groß-Event ist knapp fünf Autostunden entfernt von dem Ort, an dem gerade 19 Kinder und zwei Lehrerinnen von einem Teenager erschossen wurden, mit seinen legal erworbenen Waffen.
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Highlight der Veranstaltung: Die Rede von Ex-Präsident Donald Trump, einem glühenden Waffennarren. Kurzfristig hat der republikanische Gouverneur von Texas, Greg Abbott, seine Teilnahme abgesagt. Nach dem Massaker hatte er mit der Aussage „Es hätte schlimmer kommen können“ für Empörung gesorgt. Abbot hält an der Grundschule eine Pressekonferenz ab – und lässt sich danach per Video zu seinen Waffenbrüdern nach Houston schalten.