Symbolbild: eine Frau hebt ihren Arm auf dem „#MeToo" zu lesen ist.
  • Rot-Grün in Hamburg plant eine Kampagne gegen alltäglichen Sexismus (Symbolbild)
  • Foto: IMAGO / Shotshop

Erst abgefüllt, dann vergewaltigt: „MeToo“ erfasst nun auch China

Während die „MeToo“-Bewegung 2018 weltweit für Debatten sorgte, blieb es in China still. Die Regierung ließ Vorwürfe und Diskussionen, die damals in die Richtung gingen, sofort zensieren. Doch nun löst ein Missbrauchsskandal beim Tech-Riesen Alibaba Schockwellen aus.

Auf elf Seiten schilderte die Alibaba-Mitarbeiterin im firmeneigenen Intranet ihren Albtraum: Bei einem Geschäftsessen im Juli habe sie ihr Vorgesetzter gedrängt, exzessiv Alkohol zu trinken. Als sie komplett betrunken war, soll einer der anwesenden Kunden sie dann massiv belästigt und ihr Chef sie später im Hotel missbraucht haben.

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Schockierend: Andere Vorgesetzte, an die sich die Frau wandte, nahmen die Anschuldigungen nicht ernst – deshalb entschloss sie sich zu ihrer Schilderung im Intranet, berichtet die Nachrichtenagentur „Reuters“.

Forderung nach einer Anlaufstelle für Opfer sexueller Belästigung

Bei Alibaba sorgte der Fall für Entsetzen, über 6000 Angestellte unterzeichneten eine Petition, in der sie eine Anlaufstelle für Opfer sexueller Belästigung forderten. Die traumatische Schilderung gelangte zudem in kürzester Zeit an die Öffentlichkeit – vor allem im chinesischen Twitter-Pendant Weibo gab es empörte Reaktionen und heftige Diskussionen.

Im Zentrum dabei: die landesweite toxische Unternehmenskultur. So sei es in vielen Firmen gang und gäbe, dass bei Geschäftsessen frauenverachtendes Verhalten herrsche. Den Berichten zufolge gibt es ein branchenübergreifendes Muster: Demnach werden Frauen zuerst zum Trinken von Alkohol gedrängt und Vorgesetzte später oft übergriffig.

Sexuale Belästigung „ist eigentlich relativ normal“ am Arbeitsplatz

„Dass männliche Kollegen während Geschäftsessen versuchen einen anzufassen, ist eigentlich relativ normal, insbesondere, wenn hochrangige Chefs anwesend sind”, sagte eine junge Frau aus Peking zum „RND“. Sie wollte anonym bleiben.

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Alibaba-Chef Daniel Zhang schrieb nun im Intranet, dass der beschuldigte Manager, der „intime Handlungen“ mit der unter Alkohol gesetzten Frau einräumte, „entlassen und nie wieder eingestellt werde“. Alibaba plane zudem Schulungen zur Prävention von sexueller Belästigung und einen Kanal, um Vorfälle zu melden. Der Konzern sei entschieden gegen „die hässliche Kultur des erzwungenen Trinkens.“

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