Mobbing, Nötigung: „Bild“-Bombe! Belegschaft erhebt üble Vorwürfe gegen Chefredakteur
Berlin –
Es sind heftige Vorwürfe, die gegen Julian Reichelt (40) erhoben werden: Der „Bild“-Chef soll eine Reihe Mitarbeiterinnen ausgenutzt, gemobbt und genötigt haben.
Wie der „Spiegel“ berichtet, muss sich Reichelt in einem internen Compliance-Verfahren des Axel-Springer-Konzerns, zu dem die „Bild“ gehört, verantworten. Solche Verfahren werden eröffnet, wenn innerhalb eines Unternehmens ein mögliches Fehlverhalten eines Mitarbeiters untersucht werden soll.
„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt schweigt bislang zu Vorwürfen
Konkret nennt der „Spiegel“ unter Berufung auf „Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind“ die Vorwürfe des Machtmissbrauchs, der Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen, der Nötigung und des Mobbings. Rund ein halbes Dutzend Mitarbeiterinnen des Verlagshauses sollen in den letzten Jahren entsprechende Vorfälle zur Anzeige gebracht haben.
Wie der Branchendienst „Meedia“ berichtet, sollen die Vorwürfe auch von Männern erhoben worden sein. Insgesamt bezichtigen demnach „mehr als zehn männliche wie weibliche Personen“ den „Bild“-Chef des Fehlverhaltens. Ein Team um den Chief Compliance Officer Florian von Götz arbeite die Vorwürfe nun auf, so der „Spiegel“.
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Reichelt selbst hat bislang kein Statement dazu abgegeben. Auch der Verlag wollte sich auf „Spiegel“-Nachfrage nicht äußern. Der Fall soll aber konzernseitig an die Kanzlei Freshfields übergeben worden sein.
Jan Böhmermann deutete Verfahren gegen „Bild“-Chef bereits an
Dass gegen Reichelt ein entsprechendes Verfahren läuft, hatte TV-Comedian Jan Böhmermann in seiner Sendung „ZDF Magazin Royal“ am vergangenen Freitagabend bereits angedeutet. Man habe den „Bild“-Chef in einer anderen Sache in der vergangenen Woche um eine Stellungnahme gebeten – „es kam aber keine Antwort“, so Böhmermann. „Vielleicht hat er gerade keine Zeit, weil er so viele andere Fragen beantworten muss in einem umfangreichen Compliance-Verfahren.“
Reichelt, der in Hamburg geboren wurde, ist seit ziemlich genau drei Jahren als „Bild“-Chefredakteur tätig. Er folgte auf Tanit Koch, die Gerüchten zufolge aus dem Amt gemobbt worden sein soll. Reichelt gilt in der Redaktion schon länger als umstritten.
Skandal um Reichelt könnte weitreichendere Folgen haben
Was bedeuten die Vorwürfe gegen ihn? Droht ihm womöglich sogar ein Jobverlust? Der Medienjournalist Stefan Niggemeier, der in der Branche als exzellent vernetzt und bestens informiert gilt, schrieb auf Twitter, das sei nicht „die entscheidende Frage“.
Denn der Skandal könnte sogar noch weitreichendere Folgen bis in die oberste Verlagsebene haben. Niggemeier: „Die entscheidende Frage ist, ob Mathias Döpfner Axel Springer-Chef bleibt.“ (mik)