Medikamente
  • Die Mutter gab ihrer Tochter unter anderem Medikamente, die sie nicht brauchte. (Symbolfoto)
  • Foto: Imago

Mutter machte Tochter gezielt krank – Freilassung in bizarrem Fall

Es ist ein schwer begreiflicher Fall: Eine Mutter täuscht über Jahre vor, ihre Tochter sei schwer krank, erzwingt unnötige Behandlungen und Operationen, hält ihr Kind in völliger Isolation. Das Drama endet tödlich – für die Mutter. Die Tochter ist nun frei.

Freilassung in einem besonders bizarren und düsteren Kriminalfall in den USA: Eine 32-Jährige, die von ihrer Mutter misshandelt wurde und schließlich einen Mordkomplott gegen diese schmiedete, ist aus dem Gefängnis entlassen worden. Gypsy Rose Blanchard habe am Donnerstag eine Haftanstalt im Bundesstaat Missouri auf Bewährung verlassen, berichteten mehrere US-Medien übereinstimmend, darunter der Sender ABC und die „New York Times“.

Blanchard hatte sich 2016 schuldig bekannt, gemeinsam mit ihrem damaligen Freund die Ermordung ihrer Mutter geplant zu haben. Der Freund, der die Mutter 2015 erstach, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Blanchard dagegen kam mit einer vergleichsweise kurzen Haftstrafe davon, weil sie zuvor über viele Jahre von ihrer Mutter gequält worden war.

Ein Leben voller düsterer Lügen

Die Frau hatte vorgetäuscht, dass ihre Tochter unter Leukämie, Muskeldystrophie und anderen schweren Krankheiten litt. Gypsy Rose Blanchard saß im Rollstuhl, wurde künstlich ernährt und musste verschiedene Eingriffe und Behandlungen über sich ergehen lassen – was sich später alles als vollkommen unnötig herausstellte. Sie war unterernährt, lebte komplett isoliert und weitgehend ohne Schulbildung. Ihren Freund, den sie später zur Tötung der Mutter überredete, lernte sie als junge Frau im Internet kennen.

Einer der Anwälte Blanchards hatte das Aufwachsen der jungen Frau 2016 mit eindringlichen Worten beschrieben: „Gypsys Mutter hielt sie wie eine Gefangene“, sagte er. „Gypsys Mutter missbrauchte sie körperlich und medizinisch, gab ihr Medikamente, die sie nicht brauchte, ließ sie Behandlungen durchlaufen, die sie nicht brauchte.“

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Die Ermittler gehen davon aus, dass die Mutter unter dem seltenen Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom litt und systematisch ein Netz aus Lügen über den Zustand ihrer Tochter aufbaute. Betroffene des Syndroms fügen anderen – meistens Kindern – absichtlich gesundheitliche Schäden zu, um die Fürsorge von Ärzten und Zuwendung für sich selbst zu erschleichen und sich als scheinbar aufopferungsvolle Pflegende zu inszenieren.

Der ungewöhnliche Fall zog in den USA nationale Aufmerksamkeit auf sich und wurde zu mehreren TV-Formaten verarbeitet. (mp/dpa)

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