Der Schauspieler Volker Bruch
  • Schauspieler Volker Bruch.
  • Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

Nach #allesdichtmachen: Volker Bruch und Co. legen mit neuen Videos nach

Nach #allesdichtmachen kommt #allesaufdentisch: Im Frühjahr sorgte die Video-Aktion deutscher Schauspielerinnen und Schauspieler mit satirischen Kommentaren zur Corona-Politik für Wirbel. Für viele Menschen war #allesdichtmachen unsensibel, völlig überzogen und traf den falschen Ton. Doch die Schauspieler Volker Bruch und Wotan Wilke Möhring legen trotzdem nochmal nach – und kommen mit neuen Videos. Auch die dürften erneut für ordentlich Diskussionsstoff sorgen.

Am Donnerstag wurden unter dem Schlagwort #allesaufdentisch mehrere Interviewclips von Bruch, Möhring und anderen online gestellt. Darin werden unter anderem die Corona-Maßnahmen und die mediale Berichterstattung darüber kritisiert. In den Clips sprechen Bruch, Möhring und andere mit verschiedenen Gesprächspartner:innen – etwa aus der Wissenschaft – über medizinische und gesellschaftliche Aspekte der Pandemie. Die meisten prominenten Namen der ersten Aktion sind diesmal jedoch nicht dabei.

#allesaufdentisch: Wisschenschaftler:innen kommen zu Wort

Die rund 50 Videos tragen Titel wie „Kollektive Angststörung“, „Masken“, „Meinungsfreiheit“, „Gekaufte Forschung“, „Wahrheitsdefinition“ und „Kindeswohl“.„Mit zunehmender Sorge beobachten wir die Entwicklung des politischen Handelns in der Corona-Krise“, hieß es in einem Statement, das Bruch auch bei Instagram teilte. Viele Expertinnen und Experten seien bisher in der öffentlichen Corona-Debatte nicht gehört worden.“

In den Videos kommen Menschen zu Wort, die Expert:innen auf ihrem Gebiet sind, darunter der Medizinstatistiker Gerd Antes oder der Virologe Klaus Stöhr. Mehrere der Gesprächspartner:innen sind jedoch bereits durch Äußerungen aufgefallen, die die Gefahr durch das Coronavirus verharmlosen.

Bruch – bekannt aus der Fernsehserie „Babylon Berlin“ – war bereits ein prominentes Gesicht von #allesdichtmachen im April. Damals hatten mehrere Menschen aus der Filmszene mit satirischen Videos den Umgang mit dem Coronavirus kritisiert. Die Aktion löste kontroverse Reaktionen aus. Manche warfen der Gruppe vor, das Coronavirus zu verharmlosen. Mehrere Teilnehmer:innen distanzierten sich später.

Experte: #allesaufdentisch befeuert „schädliches Narrativ“

Der Schauspieler wird nun auch im Impressum zur Internetseite von #allesaufdentisch genannt. Teil der Aktion ist eine Petition, die einen „Runden Tisch“ für das Corona-Krisenmanagement fordert. Die Internetseite war mittags zwischenzeitlich nicht erreichbar, die Videos wurden auch auf der Plattform YouTube veröffentlicht.

Nach Ansicht eines Experten für Verschwörungsideologien befeuert die Aktion ein „schädliches Narrativ“. Über die Schauspieler:innen und Künstler:innen verbreiteten sich wissenschaftliche Minderheitenmeinungen über die Pandemie-Leugner-Szene hinaus, diese würden als Mehrheitspositionen dargestellt, sagte Politikwissenschaftler Josef Holnburger. „Durch einen wissenschaftlichen Anschein werden die Beiträge aufgewertet.“

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Solche Debatten würden aber auf Konferenzen und in Studien geführt – zwischen Wissenschaftler:innen, sagte Holnburger. Zudem ließen sie sich selten nur durch zwei Personen darstellen. „Mit der Aktion zieht man den Diskurs aus der Forschung heraus.“ Es entstehe ein Ungleichgewicht („false balance“) der wissenschaftlichen Standpunkte, so der Geschäftsführer des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS), das unter anderem Desinformation in sozialen Medien beobachtet.

„Man holt sich Vertreter und Vertreterinnen einer wissenschaftlichen Minderheitenmeinung und setzt ihnen Gesprächspartner aus Kunst, Kultur und Schauspiel gegenüber statt anderer Forschender.“ (alp/dpa)

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