Rezession Inflation
  • Auch Geschäfte müssen wegen der steigenden Energiepreise den Gürtel enger schnallen – manche überstehen das nicht.
  • Foto: picture alliance/dpa | Bernd Weissbrod

Nahende Rezession in Deutschland: Das kommt konkret auf uns zu

„Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust“ – mit diesem düsteren Titel überschreiben die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihr aktuelles Herbstgutachten. Ihre Prognose: Deutschland befindet sich auf direktem Kurs gen Rezession – für kommendes Jahr sagen sie einen Wirtschaftseinbruch voraus. Die MOPO hat einen Experten gefragt: Was kommt da konkret auf uns zu – und was kann man jetzt schon tun?

Rekordinflation und Konjunktureinbruch: Die Energiekrise trifft Deutschland hart. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen Expert:innen wegen des besseren ersten Halbjahrs noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent, 2023 erwarten sie dann einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent. Heißt: herbe Wohlstandsverluste über längere Zeit.

Durchatmen ist wohl erst 2024 angesagt: Ab dann gehen die Expert:innen von einer Entspannung auf den Energiemärkten – und damit auch von einer wirtschaftlichen Erholung aus. Entscheidender Faktor, der die deutsche Wirtschaft in die Rezession treiben werde: die Gaspreise. Und die Spitze sei hier noch nicht erreicht: Die höchsten Energiepreise für Verbraucher:innen würden Mitte des kommenden Jahres erwartet.

Experten erwarten Rezession in Deutschland 2023

Die angespannte Lage ist jetzt schon überall bemerkbar, nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes sprang die jährliche Teuerungsrate im September auf 10,0 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit rund 70 Jahren.

„Die Hauptbelastung findet derzeit bei den privaten Haushalten statt, die einen massiven Kaufkraftverlust hinnehmen müssen. Und der wird sich im Laufe des nächsten Jahres noch verstärken“, sagt Torsten Schmidt vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung bei der Vorlage des Herbstgutachtens. Die meisten Unternehmen dagegen könnten die Energiepreisschocks noch recht gut verkraften.

Experte rät: Überblick über die eigenen Kosten verschaffen

Betonung liegt hier auf noch, denn „am Ende muss ja jeder Betrieb heizen und das Licht einschalten“, so Finanztip-Experte Hendrik Buhrs gegenüber der MOPO. „Wir sehen schon jetzt, dass Bäckereien ihren Backofen kürzer nutzen oder Fitnessstudios ihre Saunazeit einschränken. Einerseits sparen die Betriebe also – aber wo das nicht ausreicht, werden sie versuchen, die höheren Produktionskosten an ihre Kunden weiterzureichen“, so Buhrs weiter.

Kurzfristig werden die Preise vieler Produkten weiter steigen. „Tendenziell bei Waren deutlich stärker als bei Dienstleistungen“, so de Experte. Bei den Energiekosten und manchen Nahrungsmitteln bleibt der Preisdruck. Aber es gibt auch Ausnahmen: Bei Bekleidung, Schuhen und auch Mieten wird es in den nächsten Monaten preistechnisch vergleichsweise entspannt bleiben, so Buhrs.

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Kann man jetzt schon etwas tun, um sich auf den nahenden Einbruch der Wirtschaft vorzubereiten? Laut des Finanzexperten schon:„Gerade angesichts der vielen Preisanstiege sollte sich jeder einen ehrlichen Überblick über die eigenen Ausgaben und Kaufgewohnheiten verschaffen. Im Kontoauszug, oder im Paypal-Account tauchen doch oft Einsparmöglichkeiten auf.“ Bei Neuanschaffungen könnten Preissuchmaschinen im Internet helfen – und: „Wer bisher keine Steuererklärung gemacht hat, kann hier vielleicht noch bis Ende Oktober aktiv werden und eine Rückzahlung herausholen.“

Von vorschnellen Verkäufen von Aktien oder Fonds hält Buhrs hingegen nichts. „Die Börsenkurse zeigen momentan nach unten, ein Aktienverkauf sollte daher eher die letzte Lösung sein, wenn es nicht anders geht. Denn: Aktien und Fonds sollten möglichst eine langfristige Geldanlage sein.“ Daran ändert die Rezession vorerst auch nichts.

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