Glynn Simmons
  • Glynn Simmons (71) ist entschlossen, das Leben in Freiheit zu genießen. Ohne Hass.
  • Foto: picture alliance/dpa/The Oklahoman via AP

Niemand saß länger unschuldig in Haft: So überlebte dieser Mann 48 Jahre Gefängnis

Es ist eine unvorstellbare Ungerechtigkeit: 48 Jahre lang saß Glynn Simmons in einer Gefängniszelle. Fast sein ganzes Leben wurde ihm geraubt. Jetzt ist der 71-Jährige frei. Und fest entschlossen, das Leben zu genießen.

Im Jahr 1975 begann Simmons Martyrium: Er wurde im US-Bundesstaat Oklahoma zum Tode verurteilt. Der Grund: Ein bewaffneter Raubüberfall auf ein Spirituosengeschäft, bei dem eine Angestellte durch einen Kopfschuss getötet wurde. Es gab nur eine angebliche Zeugin, die bei dem Raub ebenfalls verletzt wurde. Die habe ihn nie identifiziert, so Simmons.

US-Amerikaner Glynn Simmons verlor im Gefängnis die Hoffnung

„Ich nenne es nicht einen Justizirrtum. Es war kein Fehler. Es war eine vorsätzliche Tat“, sagt er. Denn: Er befand sich zum Tatzeitpunkt nicht einmal im selben Bundesstaat – wofür es sogar Zeugen gab. Später wurde die Strafe in lebenslang umgewandelt. Ein ebenfalls verurteilter angeblicher Mittäter wurde 2008 begnadigt.

Simmons blieb im Gefängnis. Jahr um Jahr. Wie er das überlebt hat, darüber sprach er jetzt mit der BBC. „Unschuldig zu sein, hilft dir, deinen Glauben zu bewahren. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich meinen Glauben nicht oft verloren habe“, sagte er. „Wenn du ständig Leute um dich herum sterben siehst, rechnest du dir keine großen Chancen mehr aus“. Tragisch: Im Gefängnis erkrankte er an Leberkrebs – und bekam keine Chemotherapie.

Sein Urteil wurde aufgehoben, weil ein Bezirksgericht feststellte, dass die Staatsanwaltschaft nicht alle Beweise übergeben hatte. Unter anderem wurde geheim gehalten, dass ein Zeuge andere Verdächtige identifiziert hatte.

Glynn Simmons kämpft für Reform des Strafrechts in den USA

Und jetzt, nach fast einem halben Jahrhundert hinter Gittern? „In mir herrscht seit fast 50 Jahren Wut und Verbitterung. Aber man muss das regulieren, sonst frisst es einen auf.“ Simmons genießt die Freiheit: „Den Wechsel der Jahreszeiten zu beobachten, das Laub. Einfache Dinge, die man im Gefängnis nicht sehen konnte. Es ist berauschend.“

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48 Jahre Gefängnis – in der US-Geschichte saß niemand länger unschuldig hinter Gittern, bevor er begnadigt wurde. Glynn Simmons hat jetzt eine Mission: Er kämpft für die Reform des Strafrechtssystems: „Ich will versuchen, den Leuten zu helfen, die in der gleichen Lage sind wie ich.“ Eine Entschädigung, die ihm zusteht, hat er bisher noch nicht erhalten. Glynn Simmons ist trotzdem fest entschlossen, das Leben zu genießen, er will zum Beispiel reisen: „Ich habe das Extrem der Einkerkerung erlebt. Jetzt will ich das Extrem der Freiheit erleben.“

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