Oder-Fischsterben: Warum vermehrte sich die Gift-Alge so stark?
Warum vermehrte sich die giftige Alge in der Oder so stark? Sind die zuletzt 280 entdeckten illegalen Abflüsse auch Schuld an der Umweltkatastrophe? Diese Fragen beschäftigen die Expert:innen auf der Suche nach der Ursache für das massenhafte Fischsterben weiter. Und: Umweltschützer:innen warnen vor neuer Gefahr für den Fluss.
Das Rätsel um die Fisch-Katastrophe im polnisch-deutschen Grenzfluss scheint sich langsam aber sicher zu lösen: Der nachgewiesene hohe Salzgehalt in der Oder sei laut Wissenschaftler:innen ein wesentlicher Grund für die Umweltkatastrophe, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer toxischen Algenart, sagte Umweltminister Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Mittwoch in Frankfurt (Oder).
Entscheidend sei, dass dieser hohe Salzeintrag künftig nicht mehr auftrete. „Deswegen müssen wir wissen: Woher kam die Salzfracht. Das kann nur Polen klären“, betonte er. Darüber werde man bei einem Treffen am Sonntag mit der polnischen Seite reden. „Ich denke, dann werden wir einen großen Schritt weiter sein.“ Ob die 280 entdeckten, illegalen Abflüsse, die in die Oder führen – und den Fluss belasten – etwas damit zu tun haben, ist noch ungeklärt.
Fischsterben in der Oder: Toxische Algenart wohl Ursache
Polens Wasserbehörde hatte zuletzt nach eigenen Angaben 282 Abwasserabflüsse ohne aktuelle wasserrechtliche Genehmigung entdeckt. Es werde derzeit geklärt, von wo aus diese Leitungen zur Oder gelegt wurden und wem sie gehören, sagte der designierte neue Chef der Wasserbehörde, Krzysztof Wos. In 57 Fällen sei bereits die Polizei informiert worden.
Neue Sorge: Umweltschützer:innen in Deutschland und Polen warnten angesichts sinkender Sauerstoffwerte vor einem weiteren Fischsterben in der Oder. „Der Zersetzungsprozess von toten Fischen und Weichtieren, die nicht abgefischt werden konnten und auf dem Grund der Oder liegen, hat begonnen“, sagte Finn Viehberg vom WWF Deutschland. Damit komme es zu einer weiteren Belastung des Flusses. Denn werde organisches Material wie tote Fische zersetzt, entsteht Ammonium. In dem ohnehin mit starken Salzwerten belasteten Fluss wandelten sich die Ammoniumionen in Ammoniak um, so Viehberg weiter. „Dies ist eine tödliche Falle für jene Fische, die noch leben.“
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Der Europaabgeordnete der Grünen, Sergey Lagodinsky, mahnte bei einem Besuch in betroffenen Gemeinden an der Oder, dass die politische Aufklärung der Umweltkatastrophe nicht vernachlässigt werden dürfe. Man müsse aus der Katastrophe für die Zukunft lernen. So müssten etwa Meldeketten zwischen Polen und Deutschland verbessert werden. (alp/dpa)