Partytourismus trotz Pandemie: Corona? „Hier interessiert das keine Sau“
Varna –
Der Alkohol fließt in Strömen, es wird wild getanzt und geknutscht, die Stimmung ausgelassen: Bulgarien ist der neue Ballermann. Seitdem die Behörden auf Mallorca die Corona-Notbremse gezogen haben, sind die Feierwütigen offenbar ans Schwarze Meer weitergezogen. Aktuelle Bilder und Videos zeigen verstörende Szenen.
„Ich trag‘ die Maske im Club“ wie Musiker Sido einst rappte, scheint hier als überholt zu gelten – die von der Politik verordnete Maskenpflicht sowieso. Dicht an dicht drängen sich die Party-Touristen in den Beachclubs des Orts Goldstrand in Bulgarien, keiner trägt hier Atemmasken, keiner hält sich an Abstandsregeln. Und: Angst vor Corona hat anscheinend auch keiner.
Das Einzige, das zählt: „Hier kann man wenigstens noch feiern, das wollen alle hier, und dafür sind wir hergekommen“, sagt ein junger Partygast zur „Bild“. Ein anderer beantwortet die Frage eines ZDF-Teams, ob er denn keine Angst vor Corona habe, so: „Hier interessiert das keine Sau.“
Ballermann: Sauftouristen erobern Strände in Bulgarien
Auch die lokalen Barbetreiber in der Küstenstadt 30 Autominuten nördlich von Varna am Schwarzen Meer scheinen wenig besorgt zu sein: Der Manager eines Beachclubs gibt gegenüber der „Bild“ zwar zu, dass dieses Jahr weniger Deutsche als normalerweise da seien. Aber: „Die Partys sind so lustig und exzessiv wie früher.“ Angst, dass sein Ort ein neuer Corona-Hotspot wird, hat er offenbar nicht: „Bulgarien hat viel weniger Infizierte als Spanien durch die Altersstruktur. Außerdem sind hier am Goldstrand fast nur junge Leute.“
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In der Tat: Video- und Fotoaufnahmen der letzten Tage zeigen hunderte, überwiegend junge Gäste, die fast ausschließlich zwischen Beach und Beachclub zu pendeln scheinen. Der Großteil von ihnen kommt aus Deutschland. „Corona ist da. Aber hier in Bulgarien juckt das keinen“, sagt ein junger Mann dem ZDF. Sein Freund ergänzt, zwar gäbe es ein paar Schutzmaßnahmen, Fiebermessen zum Beispiel, „aber erhlich gesagt: Das ist auch nur Alibi.“
An einigen Bars hängen Schilder: „Covid-19 freie Zone“ steht darauf. Dass es kaum Schutzmaßnahmen gibt und auf Abstand, Hygiene und Masken keiner achtet, scheint die Feiernden kaum zu beunruhigen – im Gegenteil: „Deswegen sind wir ja hergekommen“, sagt ein Partygast dem ZDF. eine junge Frau ergänzt: „Hier hat man wieder ein bisschen Freiheit. Weil in Deutschland fühlt man sich schon so ein bisschen beengt.“
Eine Reisewarnung gibt es bislang nicht für Bulgarien
Eine offizielle Reisewarnung gibt es derzeit noch nicht für Bulgarien, auch steht das Land nicht auf der Liste der Risikogebiete des Robert Koch-Instituts (RKI). Die Zahl der Corona-Infizierten stieg in den letzten Wochen allerdings erheblich an. Alleine gestern gab es 266 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Landesweit haben sich bislang knapp 11.500 der rund 7 Millionen Bulgaren angesteckt, 374 sind an oder mit Covid-19 gestorben. Besonders betroffen war bisher die Hauptstadt Sofia, daneben auch Blagoevgrad, Dobrich, Kjustendil – und der Küstenort Varna.
Dass sie das Virus nach ihrem Urlaub zurück nach Deutschland mitbringen könnten, scheint die meisten Partytouristen nicht zu interessieren. Einige haben ohnehin ganz spezielle „Lösungen“ gefunden, um nicht krank zu werden, wie einer der Feiernden dem ZDF sagt: „Ich desinfiziere mich von Innen.“