Gegen Prinz Harrys Herzensprojekt regt sich Widerstand: „Normalisierung von Krieg“
Kritik und geplante Proteste gegen Harrys Herzensprojekt: Ab morgen finden in Düsseldorf erstmals die Invictus Games statt, ein von dem Royal initiiertes Sportfestival für kriegsversehrte Soldat:innen. In der Rhein-Metropole freuen sich nicht alle darauf, Aktivist:innen wollen protestieren – das Event würde zur „Normalisierung von Krieg“ beitragen. Wird die Herzensangelegenheit des Prinzen in Deutschland ein Desaster?
Alles begann in Afghanistan, in einem Flugzeug mit drei Schwerverletzten. Als Prinz Harry von 2007 bis 2008 in der afghanischen Unruheprovinz Helmand eingesetzt war – über diese Zeit berichtete er zuletzt ausführlich in seiner Autobiographie „Spare“ – flog er mit kriegsversehrten Kamerad:innen zurück. Der Royal und Teilzeit-Offizier verstand, dass das Leben dieser Menschen nicht mehr das gleiche sein würde – die Geburtsstunde der Invictus Games. Das, was die Invictus Games schaffen sollen, ist, Soldat:innen nach schwersten Verletzungen und seelischen Traumata zu helfen, zurück ins Leben zu finden.
So lautete die Legende auf der Homepage der Veranstaltung, die der Prinz 2014 ins Leben rief und seitdem zu seinem Herzensprojekt machte. Auch nach dem „Megxit“ kümmerte er sich weiter um die besondere Sportveranstaltung, die aus gezeichneten Ex-Soldat:innen mit tragischen Geschichten wieder erfolgreiche Sportler:innen macht. Mit vielen von ihnen knüpfte er enge Freundschaften, wie er selbst immer wieder in Interviews sagte.
Invictus Games finden ab Samstag in Düsseldorf statt
Ab Samstag laufen die Wettkämpfe zwischen 500 Sportler:innen aus 37 Nationen – unter anderem im Indoor Rudern, Bankdrücken oder Rollstuhlbasketball – nun in der Merkur Arena in Düsseldorf. Erstmals wird die Veranstaltung in Deutschland ausgetragen – 100.000 Zuschauer:innen werden erwartet. Aber: Nicht alle können der Harry-Veranstaltung etwas Gutes abgewinnen. So kündigten Düsseldorfer Aktivist:innen eine Protestaktion am Samstag an. Warum der Gegenwind? „Unsere Sorge ist, dass die Invictus Games zu einer stetigen Normalisierung von Krieg beitragen“, sagt Aktivist Lukas Bäumer in der „Rheinischen Post“ – „uns stört außerdem, dass kein Wort über die zivilen Opfer verloren wird“, zudem seien die Invictus Games eine „Werbetour der Bundeswehr“. Kriege seien nicht heldenhaft, es gebe auf allen Seiten nur Verlierer, so Bäumer weiter.
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Weiterer großer Kritikpunkt des Bündnisses, das laut Bäumer aus „verschiedenen eher linken Gruppe“ aus Düsseldorf besteht: der Hauptsponsor der Invictus Games. Der ist nämlich erstmals Boeing, also ein Unternehmen, das zu den größten Rüstungskonzernen weltweit gehört. Zur Kritik sagte ein Sprecher der Invictus Games der „Rheinischen Post“, dass es darum gehe, „einen gesellschaftlichen Diskurs zu den Themen Militär und Auslandseinsätze anzuregen“ – und: Es werde keine „Elemente der Personalgewinnung der Bundeswehr“ geben.
Für die Demo am Samstag wird derzeit mit 50 Teilnehmer:innen gerechnet – ob Prinz Harry davon und der Kritik an seinem Sport-Event etwas mitkriegt, bleibt fraglich. Zu der Zeit trägt er sich nämlich gerade mit Verteidigungsminister Boris Pistorius ins Goldene Buch der Stadt ein. (alp)