Proteste in den USA: Zwei Tote bei Chicago – Trump will Militär einsetzen
Washington –
Die Proteste in den USA gehen unvermindert heftig weiter – und fordern nun sogar Menschenleben: In Cicero, einem Vorort von Chicago, kamen am Montagabend zwei Personen bei den Demonstrationen ums Leben. Aus New York meldete der US-Sender „CNN“ trotz der verhängten Ausgangssperre erneut Plünderungen. US-Präsident Donald Trump will die Unruhen nun mit militärischer Gewalt stoppen.
Jetzt eskaliert die Lage: Zwei Menschen sind Medienberichten zufolge bei Protesten gegen Polizeigewalt in Cicero, einem Vorort von Chicago, ums Leben gekommen; mindestens 60 Menschen wurden festgenommen, wie die Fernsehsender „NBC“ und „CBS“ unter Berufung auf örtliche Behörden-Angaben berichteten. Die näheren Umstände zu den beiden Todesfällen sind bisher noch nicht bekannt. Laut „NBC“ waren mehr als 100 Polizisten im Einsatz. Zudem wurden Kräfte der Polizei des Bundesstaates Illinois und des Sheriffbüros von Cook County hinzugezogen.
Auch in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri gab es bei Demonstrationen Verletzte: Nach Polizei-Angaben wurden vier Beamte von Schüssen getroffen. Sie wurden in Krankenhäuser gebracht. Die Verletzungen seien ersten Angaben zufolge aber nicht lebensbedrohlich. Wer die Schüsse abgegeben hatte, ist bisher ebenfalls unbekannt.
USA: Trump will Militär gegen Demonstranten einsetzen
Begleitet von Protesten und chaotischen Szenen vor dem Weißen Haus kündigte Trump derweil am Montagabend (Ortszeit) die Mobilisierung aller verfügbaren zivilen und militärischen Kräfte seiner Regierung an. Der US-Präsident sagte bei seiner Ansprache im Rosengarten des Weißen Hauses, er werde die „Unruhen und die Gesetzlosigkeit“ beenden. „Wenn eine Stadt oder ein Bundesstaat sich weigern, Maßnahmen zu ergreifen, die notwendig sind, um das Leben und den Besitz ihrer Bürger zu schützen, dann werde ich das Militär der Vereinigten Staaten einsetzen und das Problem schnell für sie lösen.“
Trump fordert hartes Vorgehen gegen Demonstranten
Seit Tagen kommt es in Washington, New York und anderen US-Metropolen zu Demonstrationen gegen Polizeigewalt und Rassismus, teilweise gab es auch Krawalle und Plünderungen. Die Polizisten und die Nationalgarde gingen teilweise brutal gegen die Demonstranten vor. Auch während Trumps Auftritt im Rosengarten drängten Sicherheitskräfte Demonstranten vor dem Weißen Haus unter anderem mit Tränengas gewaltsam zurück – die Militärpolizei wurde ebenfalls gegen die Demonstranten eingesetzt. Geschäfte, Restaurants und Hotels in der Umgebung hatten ihre Schaufenster verbarrikadiert.
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Immer wieder forderte Trump die demokratischen Gouverneure und Bürgermeister auf, hart gegen die Randalierer durchzugreifen. So auch am Montagabend: Die Gouverneure sollten ausreichend Kräfte der Nationalgarde einzusetzen, um die Straßen wieder unter Kontrolle zu bringen. Trump drohte Unruhestiftern mit harten Konsequenzen. Er warnte „die Organisatoren des Terrors“, ihnen drohten „lange Gefängnisstrafen“.
Demokraten empört über Trumps Ansagen
Demokratische Gouverneure wiesen Trumps Vorstoß empört zurück. Der Gouverneur des Bundesstaats New York, Andrew Cuomo, nannte es „beschämend“, dass Trump das Militär gegen US-Amerikaner einsetzen wolle. Der Gouverneur des Bundesstaats Illinois, J. B. Pritzker, sagte dem Sender „CNN“, der Präsident habe keine rechtliche Grundlage, um das US-Militär in Bundesstaaten zu entsenden. Und seine Kollegin Gretchen Whitmer, Gouverneurin des Bundesstaats Michigan, ergänzte, Trump könne das Militär nicht ohne ihre Zustimmung einsetzen – zudem seien Trumps Aussagen „gefährlich und erschütternd“.
Die Anführer der Demokraten im Repräsentantenhaus und im Senat, Nancy Pelosi und Chuck Schumer, kritisierten, der Republikaner Trump heize Zwietracht und Gewalt im Land weiter an. In einer gemeinsamen Erklärung Pelosis und Schumers hieß es: „In einer Zeit, in der unser Land nach Einigung ruft, zerreißt es dieser Präsident in Stücke.“
Autopsie bestätigt: Floyd starb durch Polizeigewalt
Grund für die seit Tagen anhaltenden Proteste und Ausschreitungen ist der Tod des dunkelhäutigen George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota. Der hellhäutige Beamte Derek Chauvin (44) kniete minutenlang auf dem Hals von Floyd, während zwei weitere Polizisten auf seinen Brustkorb und seine Beinen drückten. Floyd klagte wiederholt, er könne nicht mehr atmen, die Polizisten ließen jedoch nicht von ihm ab.
Eine Woche nach Floyds Tod hat nun eine von seiner Familie in Auftrag gegebene Autopsie bestätigt, dass er durch die von der Polizei angewendeten Gewalt ums Leben kam. Todesursache sei ein Herz-Kreislauf-Stillstand infolge von „Druck auf den Nacken“ während des Polizeieinsatzes gewesen, heißt es in dem Autopsiebericht, der am Montag veröffentlicht wurde.
Als Todesart wurde „homicide“ angegeben, was mit „Totschlag“ oder „Tötungsdelikt“ übersetzt werden kann. Zugleich wird in dem Autopsiebericht aber betont, dass es sich dabei nicht um eine rechtliche Einordnung von „Schuld oder Absicht“ handele. Die Entscheidung darüber obliege der Justiz, nicht den Gerichtsmedizinern. Laut offizieller Obduktion war Floyd herzkrank und litt an Bluthochdruck.
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Außerdem sei bei ihm eine „Fentanylvergiftung“ sowie die vor kurzer Zeit erfolgte Einnahme von Methamphetaminen festgestellt worden. Kurz zuvor war das Ergebnis einer staatlichen Autopsie veröffentlicht worden, in der es hieß, dass der 46-jährige Floyd an Gesundheitsproblemen gelitten habe, die gemeinsam mit der Festsetzung und möglichen Rauschmitteln im Blut zu seinem Tod geführt hätten.
Die von Floyds Familie in Auftrag gegebene Autopsie stellte jedoch „Erstickung durch anhaltenden Druck als Todesursache“ fest. Der Druck des Polizisten auf Floyds Nacken habe die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen, während der Druck auf Floyds Rücken eine Ausweitung der Lunge verhinderte, erklärt der Anwalt der Familie, Ben Crump, am Montag in Minneapolis. Der von der Familie beauftragte Mediziner Michael Baden wies unter anderem die behördlichen Angaben zu Vorerkrankungen der Herzkranzgefäße bei Floyd zurück.
Ex-Boxer Floyd Mayweather will Kosten der Beerdigung übernehmen
Neben den Demonstranten äußerten sich auch viele Prominente zu dem grausamen Vorfall und bezogen klar Stellung gegen Rassismus und Polizeigewalt. Laut mehreren US-Medienberichten hat der Ex-Boxer Floyd Mayweather nun verlauten lassen, dass er die Kosten der Beerdigung von George Floyd für dessen Familie übernehmen möchte. Die Familie habe das Angebot bereits angenommen.
Video: Drogenrazzia in Jenfeld
Doch nicht nur auf den Straßen solidarisieren sich die Amerikaner mit dem getöteten Floyd. So hat das New Yorker Empire State Building am Montag aus Solidarität die Lichter ausgeschaltet. „Das Empire State Building bleibt heute dunkel“, teilten die Betreiber mit. Damit solle Floyds Tod gedacht werden sowie der Ungerechtigkeit in all ihren Formen und all ihren Opfern. Zudem solle die Aktion dazu aufrufen, „die Zerstörung unserer großartigen Stadt und ihrer Einwohner“ zu beenden. „Es gibt schon genug Verlust und Leid.“