RAF-Terroristen: Zwei Hamburger auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher Europas
Hannover –
Seit mehr als 30 Jahren leben die früheren RAF-Terroristen Ernst Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette im Untergrund – und halten die Ermittler bis heute in Atem. Ihr Verschwinden und Verbleib ist ein großes Rätsel. In den letzten Jahren soll das Trio vor allem in Norddeutschland mehrere schwere Raubüberfälle mit Waffengewalt begangen haben. Die Fahndung blieb trotz zahlreicher Hinweise erfolglos. Jetzt hat das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen die Suche ausgeweitet und mit Unterstützung des Bundeskriminalamtes (BKA) Staub, Garweg und Klette auf die Liste der meistgesuchten Verbrecher Europas setzen lassen.
Es ist eine Premiere. Seit diesem Montag stehen erstmals überhaupt deutsche Straftäter auf der „Europe’s Most Wanted“ (EMW)-Fahndungsliste der meistgesuchten Schwerverbrecher und Terroristen von Europol. Sie werden jetzt mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Ex-RAF-Trio Staub, Garweg, Klette jetzt von Europol gesucht
Staub (65) ist gebürtiger Hamburger. Garweg (51) ist in Bonn geboren, kam im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern in die Hansestadt, wo er aufwuchs und sich später im Umfeld der linken Hafenstraßen-Szene bewegte. Klette (61) ist in Karlsruhe geboren. Die drei sollen sich in der Hamburger Hausbesetzerszene kennengelernt und zusammengetan haben.
Für entscheidende Hinweise, die zu einer rechtskräftigen Verurteilung des Trios führen, haben die Behörden eine Belohnung von bis zu 80 000 Euro ausgesetzt.
BKA warnt: „Gesuchte Personen könnten bewaffnet sein!“
Das BKA warnt jedoch: „Vorsicht: Bitte nicht an die gesuchten Personen herantreten, sie könnten bewaffnet sein!“
Staub, Garweg und Klette gehörten der sogenannten dritten Generation der Roten Armee Fraktion (RAF) an, die sich 1998 offiziell aufgelöst hatte. Zu diesem Zeitpunkt war das Trio schon zehn Jahre abgetaucht.
Trio gehörte der dritten RAF-Generation an
Die dritten RAF-Generation werden mehrere Morde zugeschrieben, unter anderem an Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen im Jahr 1989 und an Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder im Jahr 1991. Für eine Beteiligung von Staub, Garweg und Klette gibt es keine Beweise.
Das LKA Niedersachsen und die Staatsanwaltschaft Verden werfen dem ehemaligen RAF-Trio vor, zwischen 1999 und 2016 mehrere Geldtransporter und Kassenbüros von Supermärkten mit Waffengewalt, teils mit schweren Waffen, überfallen und beraubt zu haben, unter anderem in Elmshorn, Osnabrück und Celle.
Mindestens zwölf Raubüberfälle werden dem Trio zur Last gelegt, die ihnen aufgrund von DNA-Spuren am Tatort zugeschrieben werden, bei denen teilweise große Geldsummen erbeutet wurden.
Staub, Garweg, Klette: mindestens zwölf Raubüberfälle?
Bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Cremlingen bei Braunschweig am 25. Juni 2016 soll das mit einer Panzerfaust und einem Automatikgewehr bewaffnete Trio sogar mit 600.000 Euro im Gepäck geflüchtet sein.
Darüber hinaus wird den drei Ex-RAF-Mitgliedern versuchter Mord vorgeworfen. So sollen sie im März 1993 zusammen mit weiteren RAF-Terroristen einen Sprengstoffanschlag auf die Justizvollzugsanstalt (JVA) im hessischen Weiterstadt verübt haben.
RAF-Trio wird auch versuchter Mord vorgeworfen
Klette soll zudem an einen fehlgeschlagenen Bomben-Anschlag der RAF auf ein Verwaltungsgebäude der Deutschen Bank in Eschborn (Hessen) 1990 beteiligt gewesen sein.
Viele Verbrechen, viele Spuren – und viele offene Fragen.