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  • FERRERO soll von Salmonellenbefall bereits im Dezember gewusst haben.
  • Foto: imago/MIS

Salmonellen bei Ferrero – Problem seit Monaten bekannt

Unschöne Überraschung in Überraschungsei und Co.: Was mit einer „freiwilligen“ Rückrufaktion von „Ferrero“-Produkten begonnen hat, weitet sich nun zu einem globalen Salmonellen-Skandal aus.

Wie gestern bekannt wurde, wusste der italienische „Ferrero“-Konzern offenbar bereits seit Mitte Dezember 2021 von einem Salmonellen-Befall in seinem Werk in Belgien. Dort werden 7 Prozent der weltweiten „Kinder“-Produkte erzeugt, von denen viele auch in Österreich in den Regalen landen.

Informationen zurückgehalten: „Ferrero“ soll schon im Dezember von Salmonellenbefall gewusst haben

Der Konzern räumte in einer Aussendung zwar „interne Ineffizienzen“ ein, wieso aber die Öffentlichkeit nicht schon im Dezember informiert wurde, das blieb offen. Hunderte Fälle von teils schweren Erkrankungen, etwa blutiger Durchfall bei Kindern, sind dokumentiert. Die Dunkelziffer könnte weitaus höher liegen, immerhin wurden nun auch Weihnachtsartikel zurückgerufen, es dürften also Millionen Produkte betroffen sein.

Salmonellen Befall bei Ferrero: Gemeinwohlstiftung COMÚN prüft rechtliche Schritte

Als Konsument:innen hat man nur die Möglichkeit jetzt Produkte gewisser Chargen zurückzubringen, dem Konzern drohen darüber hinaus wohl kaum Strafen. Auch wenn zwei EU-Behörden ermitteln, wie so oft wird es für das Großunternehmen vermutlich keine Konsequenzen geben. Die Gemeinwohlstiftung COMÚN, mit ihren beiden Bürgerinitiativen oekoreich und Lieferkettengesetz, fordert nun rechtliche Folgen:

„Es kann doch nicht sein, dass ein milliardenschwerer Konzern mutmaßlich über Monate hinweg ein ernsthaftes Problem verschweigt und damit durchkommt. Dieser Fall zeigt auf, wieso es endlich Haftungsmöglichkeiten geben muss. Wir lassen jetzt rechtliche Schritte gegen den Konzern prüfen, auch wenn wir wenig zuversichtlich sind. Denn die geltenden Gesetze sind zu schwach, um Konsument:innen vor den Machenschaften der Konzerne zu schützen – wie wir schon bei Verbrechen wider die Menschenrechte oder Umwelt sehen.


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FERRERO ist auch hier kein unbeschriebenes Blatt. Konzerne wie dieser schreiben Milliarden-Gewinne, aber übernehmen keine Verantwortung für ihre Missetaten. Damit muss jetzt Schluss sein“ so Veronika Bohrn Mena, Sprecherin der Bürgerinitiative für ein Lieferkettengesetz und Vorsitzende der Gemeinwohlstiftung COMÚN. Ein umfangreiches Dossier zu den Machenschaften von „Ferrero“ hat die Stiftung bereits veröffentlicht.

Verletzungen von Menschenrechte: Ferrero Konzern kein unbeschriebenes Blatt

Sollte die rechtliche Prüfung, mit der ein renommierter Jurist beauftragt wird, zum Ergebnis kommen, dass keine Möglichkeiten für rechtliche Schritte bestehen, so wird eine entsprechende Gesetzesänderung angestrebt. Die Gemeinwohlstiftung ist bereits mit Justizministerin Alma Zadic in Kontakt und wird etwa im Mai im Rahmen der „Österreichischen Konsumdialoge“ einen Round Table zum Lieferkettengesetz organisieren. Die Veranstaltung steht unter dem Ehrenschutz von UNIDO-Generaldirektor Gerd Müller, der als „Vater“ des deutschen Lieferkettengesetzes gilt.

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Die Gemeinwohlstiftung COMÚN wurde Ende 2021 als gemeinnützige Bundesstiftung gegründet und versteht sich als erste Bürger*innen-Stiftung für ökologische und soziale Gerechtigkeit. Dem Stiftungsbeirat gehören u.a. Persönlichkeiten wie Ex-Volkshilfe-Präsident Josef Weidenholzer, Ex-ORF-Anchor Eugen Freund, Frauenvolksbegehren-Vorständin Magdalena Baran-Szoltys oder Klimaaktivistin Lena Schilling an. (mp/dpa)

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