Seilbahnunglück in Italien
  • Bei dem Seilbahnunglück an Pfingsten starben 14 Menschen.
  • Foto: Soccorso Alpino e Speleologico Piemontese/AP/dpa

Entführung und Haftbefehl! Der große Streit um den einzigen Seilbahn-Überlebenden

Er ist der einzige Überlebende des tödlichen Seilbahn-Unglücks am Lago Maggiore: Der kleine Eitan verlor beim Gondel-Absturz an Pfingsten seine komplette Familie. Anschließend sei er entführt worden, behauptet seine Tante. Um die Zukunft des Jungen ist ein bitterer Streit entbrannt – in dem nun sogar internationale Haftbefehle vorliegen.

Wo soll der kleine Eitan nach dem Tod seiner Eltern leben? Und wer soll ihn aufziehen? Der damals fünfjährige Junge verlor an Pfingsten am norditalienischen Lago Maggiore seine komplette Familie, als eine Seilbahn-Gondel abstürzte und bis auf ihn alle Insassen ums Leben kamen. Seitdem läuft ein übler Sorgerechtsstreit um den Jungen. Nun hat die Staatsanwaltschaft in Pavia zwei internationale Haftbefehle erlassen.

Diese seien gegen den Großvater, Shmulik Peleg, und einen mutmaßlichen Komplizen ergangen, berichtete die Zeitung „Corriere della Sera“ gestern. Zudem sei die Auslieferung der beiden Männer beantragt worden. Pelegs Anwälte legten laut Nachrichtenagentur Ansa Einspruch gegen beides ein.

Nach Seilbahn-Unglück: Großvater brachte Eitan nach Tel Aviv

Die italienische Justiz schickte die Gesuche dem Bericht zufolge nach Israel, wo Peleg lebt, und nach Zypern, wo sein 50 Jahre alter Helfer gemeldet sein soll. Der Großvater mütterlicherseits soll den Jungen entgegen einer richterlichen Anordnung nach Tel Aviv gebracht haben. Aya Biran-Niko, Eitans Tante väterlicherseits, die in Travacò in der Nähe von Pavia wohnt und Eitan nach dem Unglück bei sich aufgenommen hatte, sprach von einer „Entführung“. Ihr Anwalt bestätigte den Haftbefehl gegen Peleg.


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Eitan hatte am Pfingstsonntag den tödlichen Gondelabsturz am Monte Mottarone schwer verletzt überlebt. Seine Eltern, Urgroßeltern und der Bruder starben. Eitan kam zu seiner Tante, sollte dort eingeschult werden. Doch daraus wurde nichts: Eitans Großvater soll es laut Ermittlungsbehörden „strategisch geplant“ haben, den Jungen zurück nach Israel zu holen, wo seine Eltern lebten.

Familie kämpft darum, Eitan wieder nach Italien zu bringen

Peleg und sein Helfer, laut Ansa ein Mitarbeiter des privaten US-Sicherheits- und Militärunternehmens Blackwater, sollen das Kind dafür Mitte September mit dem Auto von Italien ins schweizerische Lugano gebracht haben. Vom dortigen Flughafen ging es mit einem in Deutschland gecharterten Kleinflugzeug nach Israel. Eitan habe sich „an das geklammert, was von seiner Welt übrig geblieben war“, zitierte der „Corriere“ Untersuchungsrichter Pasquale Villani, nämlich „seine Vormundtante, Onkel, Cousins, kleine Freunde in Travacò“. Doch das hätten ihm Peleg und sein Helfer weggenommen.

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In Tel Aviv kämpft derweil die Familie um Peleg weiter gegen Versuche, Eitan wieder nach Italien zu bringen. Für diesen Donnerstag ist eine Anhörung beim Bezirksgericht geplant. Pelegs Anwälte äußerten sich auf Nachfrage zunächst nicht. (mik)

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