„Jahrtausendflut“ in China: 33 Menschen sterben im Hochwasser
Was in Russland und den USA dringend gebraucht würde, sorgt in China für Zerstörung und Tod: Starke Regenfälle haben die Millionenstadt Zhengzhou komplett überspült. Hunderte wurden in der U-Bahn von einer riesigen Flutwelle überrascht. 33 Menschen starben. Chinesische Meteorologen sprechen von einer Jahrtausendflut.
Das braune Wasser steht den Fahrgästen bis zu den Schultern, sie klammern sich an die Haltegriffe der U-Bahn. In einem Video ist ein verzweifelter Mann zu hören, der mit dem Handy versucht, Hilfe zu organisieren. Vergeblich. Die Fahrgäste müssen rund vier Stunden warten, bevor sie aus den Waggons befreit werden können – während das Wasser immer weiter steigt. Über die dramatischen Szenen berichtet die „FAZ“ zuerst.
So furchtbar waren die Stunden in der gefluteten U-Bahn
In Zhengzhou, der Hauptstadt der Provinz Henan, hat es innerhalb von drei Tagen so heftig geregnet, wie sonst im ganzen Jahr. Für manche der Einwohner kommt jede Hilfe zu spät: Dreiunddreißig Menschen seien bislang ums Leben gekommen, mindestens acht weitere werden noch vermisst, teilt die Stadtverwaltung mit. Man rechne jedoch mit weiteren Toten. Auf chinesischen Seiten kursieren Bilder einer U-Bahnstation, in der zwischen Geretteten vier Menschen am Boden liegen – jemand hat ihre Gesichter mit Kleidungsstücken bedeckt.
Augenzeugen berichten von den beängstigenden Stunden in der gefluteten U-Bahn: Nach drei Stunden sei der Sauerstoff knapp geworden. „Viele Leute um mich herum schnappten nach Luft, manche übergaben sich. Es waren auch Kinder dort, schwangere Frauen und alte Leute“, berichtet ein Mann der Parteizeitung „Bingdian Zhoumo“. Die Fahrgäste schlugen daraufhin die Fenster ein, um ein wenig mehr Luft in den Waggon zu lassen. Im Interview mit der Zeitung „Nanfang Zhoumo“ erzählt ein Mann, der seiner feststeckenden Frau zur Hilfe eilte: „Es gab nicht genug Rettungskräfte“. Er habe eine Person auf dem Rücken aus der Gefahrenzone gerettet und musste anschließend feststellen, dass sie bereits tot war.
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Staatschef- und Parteichef Xi Jingping zeigt sich alarmiert, die Situation sei „sehr, sehr ernst“, sagt er laut Staatsmedien. Und gibt klare Anweisungen: Das Wichtigste sei, die Sicherheit und den Besitz der Bürger zu schützen. Xi ruft die lokalen Verantwortlichen auf, sich „strikt“ an die Vorgaben der Flut- und Nothilfeverordnungen zu halten. Soldaten sollen bei den Rettungs- und Aufräumarbeiten helfen, Behörden aller Ebenen Vorkehrungen treffen – auch um Seuchen im Hochwassergebiet oder die Verarmung der Flutopfer zu verhindern. Es ist ungewöhnlich für China, dass sich das Staatsoberhaupt so schnell und umfassend zu einer Katastrophe äußert.
Wetterdienst kündigt weitere heftige Regenfälle an
Auch an anderen Orten in Zhengzhou spielen sich derweil dramatische Szenen ab. Straßen verwandeln sich in reißende Flüsse, Autos und Menschen werden mitgerissen. Es gibt Berichte von Kindern, die seit Dienstag in den Kindergärten eingeschlossen sind und auf Hilfe warten. In einem Außenbezirk sind viele Häuser vom Einsturz bedroht, es gibt weder Strom noch Trinkwasser. Hilferufe werden im Internet abgesetzt, wo sich freiwillige Helfer koordinieren. Viele Menschen bieten den Betroffenen Fahrdienste oder Unterkünfte an. Bislang haben Retter nach offiziellen Angaben mehr als 100.000 Bewohner in Notunterkünfte gebracht.
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Die ungewöhnlich heftigen Regenfälle in Henan wurden von Taifun „In-Fa“ ausgelöst. Ein Wirbelsturm sorgte zudem in den Provinzen Zhejiang und Fujian für Unwetter. Die Wasserstände der Zuflüsse des Gelben Flusses und des Haihe Flusses überschritten Alarmstufen, berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua. In Südchina wurden ebenfalls schwere Unwetter und ein weiterer Taifun gemeldet – im Norden schwere Überschwemmungen. Und noch ist keine Hoffnung in Sicht: Der Wetterdienst warnt vor weiteren, heftigen Regenfällen in vielen Provinzen.