Teils schwer bewaffnet: Wegen Corona-Maßnahmen: 4000 Protestler ziehen gegen Capitol
Michigan –
Das Ausmaß der Corona-Pandemie ist in den USA weiter dramatisch. Die Zahlen schreiben erschreckende Rekorde im Land der Freiheit: Rund 640.000 Infektionen wurden in den USA gemeldet, über 30.000 US-Amerikaner sind bereits an den Folgen der Erkrankung gestorben (Stand: 16. April).
Besonders schwer wurde die einstige „Motor City“ Detroit von dem Coronavirus getroffen. Die Erkrankungswelle wird von den wirtschaftlichen und sozialen Problemen der Stadt noch verschärft.
1900 Menschen sind an dem Virus bereits gestorben. Allein im US-Bundesstaat Michigan. Und es sind vor allem die armen Bevölkerungsschichten, die an Covid-19 erkranken, das hatte sich zuvor auch in New York und Louisiana gezeigt.
Tausende blockieren Straßen in Michigan
Die Krankenhäuser sind völlig überlastet, das Gesundheitssystem hat sein Limit längst erreicht. Für Gouverneurin Gretchen Whitmer schien der Schritt zu strengeren Maßnahmen unausweichlich, um noch mehr Todesfälle zu verhindern.
Die Regeln klingen bekannt und unterscheiden sich kaum von denen, die in vielen anderen Städten auf der Welt zur Eindämmung der Pandemie verhängt wurden. Schulen dicht, strenges Kontaktverbot, die meisten Läden geschlossen.
Doch in Michigan stieß der Lockdown auf breites Unverständnis – und am Mittwoch wurde daraus eine heikle Situation.
Ein Auto-Demonstrationszug legte ganze Straßenzüge in Lansing, der Hauptstadt von Michigan, lahm. Über 4000 wütende Protestler strömten zum Capitol, dem Sitz der Regierung.
Schwer bewaffnete Protestler vor Capitol in Lansing
Viele der Demonstranten waren schwer bewaffnet und besetzten die Treppen zum Parlament.
Der Protest richtete sich gegen Gouverneurin Whitmer. Ihre Geduld sei zu Ende. „Mein Mann ist zum ersten Mal im Leben arbeitslos. Dabei wollen wir gar keine Unterstützung. Wir wollen weiterarbeiten“, sagte eine Demonstrantin der Nachrichtenagentur „Reuters“. „Ich habe es satt, nicht mehr alles kaufen zu können. Es muss endlich wieder losgehen“, sagte eine andere.
Viele der Menschen hielten Schilder in die Höhe. „Gouverneurin Whitmer, wir sind keine Gefangenen“, stand auf einem Schild. „Michigan gegen Gretchens Misshandlungen“ auf einem anderen.
Doch die Slogans auf anderen Schildern sind schärfer. „Sperrt sie ein!“, konnte man dort lesen. Dieses „Sperrt sie ein“ wurde auch in Sprechchören laut. Es war der Slogan der Trump-Anhänger gegen dessen Wahlkampf-Konkurrentin Hillary Clinton. Jetzt wurde er in der von Konservativen organisierten Demo gegen Whitmer gewandt.
Gouverneurin Whitmer entsetzt von Szenen vor ihrem Büro
Die Gouverneurin zeigte sich entsetzt von den Szenen vor ihrem Capitol in Lansing. Sie war zu dieser Zeit mit Medizinern und Ärzten in ihrem Büro zusammengekommen, um über die aktuelle Situation zu beraten, wie jede Woche.
Erschüttert wandte sie sich an ihre Gäste, die täglich mit den Folgen der Pandemie hautnah zu tun haben. „Direkt vor meinem Büro kommen die Leute in diese Stadt, die keine Masken tragen und den Mindestabstand nicht einhalten“, wird Whitmer von „CNN“ zitiert. Gebt mir einen Rat, wie kann ich ihnen erklärlich machen, was sie alle in ihrem Beruf täglich erleben?“
Sie versuche, allen Menschen in Michigan zu schützen, egal ob sie für oder gegen sie gestimmt hätten, so Whitmer weiter. „Diese Kundgebung hat Menschen in Gefahr gebracht. Und sie könnte dazu führen, dass wir den Lockdown verlängern müssen.“ (jv)