Ein Hautarzt untersucht in seiner Praxis mit einem Vergrößerungsglas die Haut einer Patientin bei einer Hautkrebs-Früherkennung.

Ein Hautarzt untersucht in seiner Praxis mit einem Vergrößerungsglas die Haut einer Patientin bei einer Hautkrebs-Früherkennung. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Todesfälle nach Krebserkrankung: Diese Zahl macht Hoffnung

Fast eine Viertelmillion Menschen sterben pro Jahr an den Folgen eines Tumors. Weil die Bevölkerung altert, steigt diese Zahl – aber die Chancen für Jüngere haben sich in 20 Jahren verbessert.

Dank besserer Vorsorge und neuer Behandlungen haben sich in den vergangenen 20 Jahren die Heilungschancen bei Krebs verbessert. Das trifft vor allem auf jüngere Menschen zu, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg hat Hoffnung, dass es mit therapeutischen Impfungen in Zukunft weitere Fortschritte geben könnte.

Krebs: Zahl der Todesfälle bei Jüngeren deutlich gesunken

„Zwar ist die Zahl der Todesfälle mit der Ursache Krebs binnen 20 Jahren gestiegen“, berichteten die Statistiker anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar. „Der Anstieg dürfte jedoch vor allem auf die Alterung der Bevölkerung zurückzuführen sein.“



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Nach den jüngsten Zahlen, die sich auf das Jahr 2023 beziehen, starben 230.300 Menschen an den Folgen von Krebs. 2003 waren nur 209.300 krebsbedingte Todesfälle gezählt worden. Das waren somit in 20 Jahren zehn Prozent mehr. Schaut man auf die Altersverteilung, sieht man aber deutliche Unterschiede.

In der Altersgruppe ab 80 starben 64 Prozent mehr Menschen daran als noch 20 Jahre zuvor. „Bei den jüngeren Altersgruppen sind die Zahlen dagegen im selben Zeitraum gesunken“, heißt es aus Wiesbaden. 

Rückgang der Todesfälle um ein Drittel bei unter 40-Jährigen

Prozentual am stärksten sank die Zahl der an Krebs Verstorbenen bei unter 40-Jährigen – und zwar um 32 Prozent. In der Altersgruppe von 40 bis 59 Jahren sank sie binnen zwei Jahrzehnten um 26 Prozent. Bei 60- bis 79-Jährigen ging sie um 6 Prozent zurück.

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Dass die Sterblichkeit bei Jüngeren sinkt, sei nicht auf eine einzelne Ursache zurückzuführen, sagt Susanne Weg-Remers, die den Krebsinformationsdienst am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg leitet. Dafür seien die mehr als 200 Krebsarten zu unterschiedlich. „Die Überlebenschancen sind sehr von der Krebsart abhängig.“

Mehr als Operation, Chemo, Bestrahlung

Ein Grund könnte sein, dass sich die Früherkennung verbessert hat. „Wir haben neue Früherkennungsschemata beispielsweise für Gebärmutterhalskrebs. Wir haben auch spezielle Programme für Menschen mit erblichen Krebsarten, zum Beispiel Brust- oder Eierstock-, aber auch Darmkrebs.“

„Bei vielen Krebsarten könnten auch neue Therapieformen eine Rolle spielen“, sagt die Expertin. Zu den drei klassischen Behandlungsmethoden – Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie – seien in den vergangenen 20 Jahren zwei weitere Therapieformen dazugekommen: zielgerichtete Medikamente und Immuntherapie.

Den individuellen Tumor bekämpfen

Zielgerichtete Therapien erklärt Weg-Remers so: „Bei einer Reihe von Tumorerkrankungen kann man inzwischen feststellen, welche Genveränderungen bei einem einzelnen Menschen eine Rolle spielen. Und man hat Medikamente entwickelt, die diese Veränderungen ansteuern.“ Vor allem bei schwarzem Hautkrebs habe es hier Fortschritte gegeben, aber auch bei Tumoren an Nieren und Lunge.

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Bei der Immuntherapie werde das körpereigene Immunsystem für die Krebszellen sensibilisiert. Häufig eingesetzt werde das zum Beispiel bei fortgeschrittenem Lungen- oder schwarzem Hautkrebs.

Hoffnung auf Impfung

Auch die Impfungen gegen humane Papillomviren (HPV) und gegen Hepatitis B haben zu einem Rückgang der Tumorfälle beigetragen, etwa bei Gebärmutterhals- und bei Leberkrebs.

In der Zukunft könnten „therapeutische Impfungen“ zu einem weiteren Fortschritt führen, glaubt Weg-Remers. „Es besteht die Hoffnung, dass in den nächsten Jahren neue Therapien zugelassen werden, die einzelnen Menschen bei ihrer individuellen Krebserkrankung helfen und die Heilungschancen verbessern können.“

Woran die meisten Krebspatienten sterben

Die Statistiker haben noch eine weitere gute Nachricht: „Der Anteil der an Krebs Verstorbenen an den Todesfällen insgesamt ist zwischen 2003 und 2023 gesunken.“ Die Quote sank von 25 Prozent im Jahr 2003 auf 22 Prozent im Jahr 2023. Krebs blieb dennoch die zweithäufigste Todesursache, nur an Krankheiten des Kreislaufsystems starben mehr Menschen. 

Die häufigste krebsbedingte Todesursache war 2023 Lungen- und Bronchialkrebs mit 44.900 Todesfällen. „Diese Krebserkrankung allein war somit für ein Fünftel der krebsbedingten Todesfälle oder gut vier Prozent der Todesfälle insgesamt im Jahr 2023 ursächlich“, so die Statistiker. 

Wer warum im Krankenhaus liegt

Im Jahr 2023 wurden dem Bundesamt zufolge rund 1,44 Millionen Patienten wegen Krebs im Krankenhaus behandelt. Am häufigsten war Lungen- und Bronchialkrebs Ursache für den Krankenhausaufenthalt, danach folgten Darmkrebs und Brustkrebs und später Hautkrebs, Blasenkrebs und Prostatakrebs.

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Etwa acht Prozent aller stationären Behandlungen waren 2023 auf Krebs zurückzuführen. Mehr als die Hälfte dieser Patienten war zwischen 60 und 79 Jahre alt. Je ein Fünftel war zwischen 40 und 59 oder älter als 80 Jahre. Nur fünf Prozent waren jünger als 40 Jahre.

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