• Das computergenerierte Bild der European Space Agency (ESA) zeigt Weltraummüll früherer Weltraummissionen, der neben intakten Satelliten um die Erde kreist. 
  • Foto: picture alliance/dpa/ESA

Tonnenschwerer Schrott fliegt im All rum : ESA plant jetzt eine Mission gegen den Müll

Darmstadt –

Die um die Erde kreisende Müllmenge wächst beständig. Immer mehr Satelliten werden in den Orbit gebracht. Fällt einer aus, bleibt er unkontrolliert im All und wird zur Gefahr. In fünf Jahren soll erstmals ein Stück Schrott gezielt zurückgebracht werden.

Tausende und Abertausende Trümmerteile, abgeschaltete Satelliten und Teile von Raketenstufen werden zu einer Gefahr für neue Missionen im All, denn sie fliegen wie wild um die Erde herum. Die Europäische Raumfahrtagentur ESA will nun zusammen mit einem Industrieteam unter Leitung der Schweizer Firma „ClearSpace SA“ erstmals Weltraumschrott zurückholen und in der Atmosphäre verglühen lassen.

ESA will Weltraumschrott zurückholen

Das von der ESA mit 86 Millionen Euro finanzierte Projekt soll zeigen, wie dieser Müll entsorgt werden kann und es soll als Dienstleistung kommerzialisiert Schule machen, um ein weiteres Anwachsen des High-Tech-Abfalls zu verhindern.

Experten der ESA und von „ClearSpace SA“ wollten am Dienstag das Projekt vorstellen, bei dem 2025 ein Raumfahrzeug mit Greifarmen ein mehr als 100 Kilogramm schweres Schrottteil in rund 700 Kilometern Höhe umfassen und zum Verglühen in die Erdatmosphäre ziehen soll.

„Typische Beispiele für Weltraummüll sind ausgediente Raketenoberstufen und abgeschaltete Satelliten, aber auch das verloren gegangene Werkzeug eines Astronauten gehört dazu“, erklärt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Der größte Teil seien aber Trümmer aus Explosionen und Kollisionen.

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Die Dimension: Nach mehr als 5500 Starts in fast 60 Jahren Raumfahrt sausen um die Erde Teile in der Größe von Staubkörnern bis hin zu tonnenschweren Objekten. „Es gibt rund 23.000 Objekte, von denen man weiß, wo sie sind“, sagte der Leiter des Programms Weltraumsicherheit der ESA im Kontrollzentrum im Darmstadt, Holger Krag.

Das seien die Objekte mit einer Größe von zehn Zentimetern und mehr. „Es gibt aber noch viel, viel mehr Kleine. Wir rechnen so mit fast einer Million ab einer Größe von einem Zentimeter.“ Alles in allem, laut Krag, ist das Schrott mit einem Gewicht von rund 8500 Tonnen – Tendenz steigend.

Gefahr der Kollision mit Schrott im All

„Wir achten da jede Minute darauf, ob es eine Kollisionsgefahr gibt“, sagte Krag. Bei einem Zusammenstoß eines Satelliten mit einem zehn Zentimeter großen Teil könne es schon eine Trümmerwolke geben. Wenn größere Trümmerteile unkontrolliert wieder in die Erdatmosphäre eintreten und abstürzen, bleibe auch eine Restgefahr für die Menschen. „Die ISS muss ein paar mal im Jahr Ausweichmanöver machen.“

Ein ein Zentimeter großes Teil mit einer Geschwindigkeit von 40.000 Kilometern pro Stunde habe den gleichen Effekt wie eine in unmittelbarer Nähe explodierende Handgranate. „Und wir haben viele Objekte im All zurückgelassen, die Tonnen wiegen.“

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Die Idee hinter dem Projekt ClearSpace-1 ist, zu zeigen, dass Überbleibsel der Raumfahrtgeschichte zurückgeholt werden können. Ziel sei eine Marktreife der Rückholtechnik, sagte Krak. Zum einen müsse das Entsorgen mit eigenen Bordmitteln besser klappen, also ein kontrollierter Absturz mit Verglühen in der Atmosphäre. Zusätzlich müsse aufgeräumt werden und die Idee sei, zu zeigen, dass dies für einen vernünftigen Preis geht.

Die Schrottproblematik nimmt zu. „Die schiere Anzahl an Satelliten verursacht ein anderes Problem, hohes Verkehrsaufkommen“, sagte Krag. „Es gibt vom Weltraumrecht her keine Verkehrsregeln.“ Die Kollisionsgefahr wächst. Nach einem ersten Schritt, der Rückholung von Weltraumschrott, sind für Krag auch andere Dienstleistungen in Zukunft denkbar.

„Man könnte auch mit einem Orbiter-Service reparieren oder auftanken.“ Bei einer solchen Dienstleistung stelle sich auch nicht mehr die Frage nach der Kundschaft. „Wenn man Millionen teure Technik im All hat und man sie aufgeben muss, nur weil der Sprit leer ist, da ergibt sich automatisch, dass es da einen Markt gibt.“ (dpa)

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