Tausende haben auf Mallorca gegen Massentourismus protestiert.
  • Tausende haben auf Mallorca gegen Massentourismus protestiert.
  • Foto: Clara Margais/dpa

„Tourists go home!“: Tausende gehen in Mallorca auf die Straße – Nase voll von Touris

Auf Mallorca hat man die Nase voll von Massentourismus. Vor allem am Ballermann – aber nicht nur dort. Die liebste Urlaubsinsel der Deutschen erlebt einen der größten Proteste ihrer Geschichte.

„Tourists go home!“, „Touristen, geht heim!“, schrien die Menschen immer wieder, als sie in Palma an Terrassen voller ausländischer Gäste vorbeizogen. Unter dem Motto „Sagen wir Basta!“ und „Mallorca steht nicht zum Verkauf!“ gingen am Samstagabend nach Polizeischätzung rund 10.000 auf die Straße.

In Es war ein „historischer“ Protest, wie die Regionalzeitungen „Diario de Mallorca“ und „Última Hora“ schrieben. Es sei eine der größten Kundgebungen, die es jemals auf Mallorca gegeben habe, hieß es.

Mallorca: Massenproteste gegen Massentourimus

Die Demonstranten, darunter auch viele Familien mit Kindern, Schüler und Studenten sowie Rentner, skandierten beim Marsch über Palmas Flaniermeile Passeig del Born Slogans wie „Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht“. Es gab auch viele Plakate mit Aufschriften wie „Wenn sie uns ein Dach verweigern, verweigern sie uns die Zukunft“. Dem Protest schlossen sich Gewerkschaften, Umweltschutzgruppen und Bürgerinitiativen an.

Dazu aufgerufen hatte die jüngst gegründete Organisation „Banc de Temps de Sencelles“. Sie macht die immer größer werdende Zahl der Besucher und der Ferienwohnungen für die Wohnungsnot auf Mallorca und für die „Zerstörung“ der spanischen Mittelmeerinsel verantwortlich. Die Sprecher der Gruppe riefen die Behörden in einer Rede zum Abschluss der Demo dazu auf, den Wohnungsnotstand auszurufen.

Einheimische auf Mallorca beklagen Wohnungsnot

Für die Insel ist Tourismus zwar überlebenswichtig. Die Branche steht für 45 Prozent der Wirtschaftsleistung Mallorcas. Aber wie auch bei Protesten in anderen Tourismushochburgen des Landes, etwa im April auf den Kanaren, wird beklagt, dass nur eine Minderheit profitiert, während die große Mehrheit im florierenden Sektor schlecht bezahlte Jobs bekommt und unter Wohnungsnot, Staus, Lärm, Schmutz leidet.

„Euer Luxus – unser Elend“, steht auf einem Plakat bei der Groß-Demo gegen Massentourismus auf Mallorca. Clara Margais/dpa
„Euer Luxus – unser Elend“, steht auf einem Plakat bei der Groß-Demo gegen Massentourismus auf Mallorca.
„Euer Luxus – unser Elend“, steht auf einem Plakat bei der Groß-Demo gegen Massentourismus auf Mallorca.

Die Balearen sind klein, haben nur knapp 1,2 Millionen Einwohner. Voriges Jahr kletterte die Zahl der Besucher auf fast 18 Millionen, davon 14,4 Millionen aus dem Ausland.

Protestierende auf Mallorca: Nur wenige profitieren vom Tourismus

Sogar Immobilienmakler, die vom Anstieg der Häuserpreise profitieren, schickten den Protestlern eine Solidaritätsbotschaft. Der Druck des Massentourismus sei „unhaltbar“, Wohnraum „unzugänglich“, so der Maklerverband Abini.

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Auch die Politik weiß, dass es fünf vor zwölf ist. Wenige Tage vor dem Protest versprach die seit einem Jahr amtierende konservative Regionalpräsident Marga Prohens Maßnahmen. „Das Modell hat seine Grenze erreicht“, sagte sie. „Der Erfolg im Tourismus führt nicht zu Wohlstand für die Bürger.“

Die Kundgebung stand unter dem Eindruck des Restaurant-Einsturzes am Ballermann. Beim Unglück gab es am Donnerstag vier Tote, darunter zwei junge Frauen aus Deutschland. (dpa/mp)

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