Trotz Seximus-Debatte: Ballermann-Song „Layla“ wird „Sommerhit des Jahres“
Im Suff über ’nen Puff grölen: Das beschreibt vielleicht besonders anschaulich das Pop-Phänomen „Layla“. Vor allem am Ballermann läuft der umstrittene Song – der bereits mächtig Sexismus-Kritik einstecken musste – in Dauerschleife. Und: Jetzt trägt er auch den offiziellen Titel „Sommerhit des Jahres“ – und spaltet damit erneut die Gemüter.
„An „Layla“ führt in diesem Sommer kein Weg vorbei“, hieß es von den Charts-Ermittlern des Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment am Donnerstag. Der Song habe mehr als 60 Millionen Streams erreicht und stehe seit fünf Wochen nonstop auf Platz eins der offiziellen deutschen Single-Charts.
Der Song dreht sich um eine „Puffmama“, die „schöner, jünger, geiler“ sei. In Würzburg und später auch anderen Städten wurde „Layla“ von Festen verbannt. Es entzündete sich deshalb an dem Song auch eine Debatte über Kunstfreiheit und angebliche Zensur.
„Layla“ wird Sommerhit 2022
Doch ungeachtet aller Diskussionen klettern Abrufzahlen und Käufe laut GfK Entertainment kontinuierlich in die Höhe. Die Hit-Interpreten DJ Robin & Schürze stehen mit „Layla“ nun in einer Reihe mit keinem Geringeren als Superstar Ed Sheeran, der 2021 mit „Bad Habits“ den Sommerhit des Jahres landete.
Die Interpreten können das kaum fassen: „Für mich bedeutet das sehr viel, weil man sehr viel Herzblut in die Musik steckt. Wenn man damit dann die Leute begeistern kann und es solche Ausmaße annimmt, ist das Wahnsinn. Phänomenal“, sagte Schürze. Und DJ Robin erklärte: „Dass so viele Ballermann-Songs oben in den Charts sind wie noch nie, zeigt, dass die Leute wieder Lust auf feiern und Mallorca-Songs haben. Mallorca ist alles andere als tot.“
Produzent Ikke Hüftgold verteidigt „Layla“
Die wochenlange Sexismusdebatte um „Layla“ hat aus Sicht der Interpreten dabei maßgeblich zum Erfolg beigetragen. „Das war hervorragend für uns“, sagte Songschreiber Schürze, der eigentlich Michael Müller heißt. „Das hat uns natürlich befeuert, das brauchen wir gar nicht zu diskutieren. Mehr Werbung kann man nicht haben.“
Die Frage, ob das von vielen gefeierte Lied einfach nur ein Spaß ist oder von tiefsitzendem Sexismus und Frauenfeindlichkeit zeugt, polarisierte in den vergangenen Wochen eine breite Öffentlichkeit. Es gab viel Sommerloch-Polemik um das angeblich spaßbefreite Deutschland.
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„Layla“-Produzent Ikke Hüftgold holte gar das ganz große Besteck heraus: „Die „Layla“-Debatte unterwandert auch unser Grundgesetz“, schrieb er in einem Beitrag auf „Zeit Online“. Wenn „angeblich aufgeklärte Politiker“ damit anfingen, Meinungs- und Kunstfreiheit zu beschädigen, „dann sollten alle Warnglocken schrillen“, erklärte der 45-Jährige. „Eine Diktatur beginnt oft mit Zensur.“
Hüftgold („Dicke Titten, Kartoffelsalat“) fragte auch: „Kann es sein, dass hier an einem Lied plötzlich ein Exempel statuiert wird, obwohl Schlager-, Pop- und erst recht Rap-Musiker seit einer Ewigkeit derbe Texte abliefern?“ Sein Metier sei Stimmungsmusik: „Lieder, die nicht immer politisch korrekte Texte haben, die aber Freude bereiten sollen.“