Tik-Tok-Influencer soll Immobilienkäufer abgezockt haben
Zahlreiche Privatleute investierten über den bekannten Influencer „Immo Tommy“ in Immobilien, der sich selbst „Europas größer Immobilieninfluencer“ nennt. Doch diese Käufe wurden zum finanziellen Debakel.
Das berichten NDR und „Spiegel“ in einer gemeinsamen Recherche. Mängellisten und Dokumente über die Immobilien, die den Medien vorliegen, nähren Zweifel am Wert der von den Käufern erworbenen Objekte.
Tik-Toker „Immo Tommy“ hat über eine Million Abonnenten
Zudem dokumentieren Kreditverträge zweifelhafte Finanzierungskonstrukte der größten deutschen Bausparkasse Schwäbisch Hall mit verschiedenen Banken. Sie seien vom Team von „Immo Tommy“ vermittelt worden, berichten Betroffene. An den Influencer selbst gingen laut der Kaufverträge hohe und intransparente Zahlungen.
Tomislav Primorac nennt sich selbst „Europas größter Immobilieninfluencer“. Seinem Account „Immo Tommy“ folgen auf TikTok 1,1 Millionen Nutzer, auf Instagram rund 900.000. Er wirbt damit, einen Immobilienkauf zu Geldanlagezwecken auf einfache Weise möglich zu machen. In seiner aktuellen Instagram-Story fragt er nach Interessenten für Mikro-Appartments in München. Diese könnten sich auf einer Liste eintragen.
Nach Primoracs Angaben arbeiten 17 Vermittler in seinem Auftrag. Kunden erklären, die versprochenen All-inclusive-Services hätten sie überzeugt. Sein Netzwerk werde sich um alles kümmern: Finanzierung, Sanierung, Auswahl der Mieter, Hausverwaltung.
Betroffene klagen über schlechten Zustand der Objekte
Zahlreiche Betroffene beklagen demnach allerdings, das angeblich einfache Investment erweise sich als Albtraum: Sie berichten von schlechten Zuständen der gekauften Objekte, versprochene Sanierungsarbeiten seien nicht eingehalten worden. Überdies sorgen sich die Käufer, dass sie viel zu teuer gekauft hätten. Auch die vorliegenden Gutachten und Dokumente deuteten darauf hin.
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Die Immobilienfinanzierung, die ihnen von „Immo Tommys“ Vertrieb empfohlen worden sei, hat nach Einschätzung von Experten auffällig schlechte Konditionen und berge enorme Risiken. „Unterm Strich ist das Geschäft für die Kunden eine Katastrophe“, sagt Alexander Krolzik, Experte für Immobilienfinanzierung bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Käufer seien insgesamt gesehen „über den Tisch gezogen und abgezockt“ worden. Alle verdienten an den Verträgen, nur die Käufer nicht. Der Hamburger Verbraucheranwalt Achim Tiffe, der die Fälle untersucht hat, sagt: „Es könnte sich um eine arglistige Täuschung handeln.“
„Immo Tommy“ weist die Vorwürfe zurück
Primorac weist die Vorwürfe auf Anfrage zurück, ohne ins Detail zu gehen. Zum aktuellen Zeitpunkt könne er nicht seriös und angemessen Stellung nehmen, lässt er durch seine Anwältin ausrichten.
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Die Schwäbisch Hall, über die zweifelhafte Finanzierungskonstrukte liefen, lehnte eine Auskunft zu Einzelfällen wegen des Bankgeheimnisses ab. „Klarer Vorteil beim Kombi-Kredit“ sei allgemein „die lange Zinsbindung über die gesamte Laufzeit eines Darlehens“, lässt sie wissen. Und damit „Zinssicherheit“. Sicherheit gegen Zinsanstiege ist das einzige Argument, das Verbraucherschützer bei sogenannten Bauspar-Kombikrediten gelten lassen. Allerdings fehlt genau diese in den Verträgen der Betroffenen.
Banken lehnen Auskünfte zu Einzelfällen ab
Auch die Volksbank Konstanz, die an mehreren Finanzierungen beteiligt war, will zu Kundenfällen keine Stellung nehmen und verweist auf einen Finanzierungsberater der Schwäbisch Hall. Inhalte der Beratungsgespräche lägen ihr nicht vor.
Die Folgen für die Betroffenen, die anonym bleiben wollen, sind immens. Sie sorgen sich vor finanzieller Überforderung. Mindestens ein Betroffener wehrt sich bereits gerichtlich gegen seinen Kauf und hat Klage gegen die Beteiligten erhoben. (dpa/mp)