„Vereinte Patrioten“: Prozess um geplatzte Lauterbach-Entführung gestartet
Ihre mutmaßlichen Pläne klingen so angsteinflößend wie absurd. Eine Gruppe namens „Vereinte Patrioten“ soll einen Umsturz in Deutschland und die Entführung Karl Lauterbachs geplant haben. Vor dem Oberlandesgericht Koblenz hat nun der Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder der Gruppe begonnen.
Den vier Männern im Alter von 44 bis 56 Jahren sowie einer 75-jährigen Frau wird vorgeworfen, eine inländische terroristische Vereinigung gegründet zu haben oder darin Mitglied gewesen zu sein und ein hochverräterisches Unternehmen gegen den Bund vorbereitet zu haben. Für den ersten Verhandlungstag ist die Anklageverlesung geplant. Das Quintett war im Laufe des vergangenen Jahres festgenommen worden und sitzt seitdem in U-Haft.
Die Gruppe, die Ermittler dem „Reichsbürger“-Milieu zuordnen, soll der Anklage zufolge einen dreistufigen Plan ausgearbeitet haben: Zunächst sollte durch Sprengstoffanschläge ein mindestens zweiwöchiger Stromausfall herbeigeführt werden. Anschließend sollte Lauterbach gewaltsam entführt werden – „gegebenenfalls nach Tötung seiner Personenschützer“, wie es vom OLG heißt. In den dann angeblich ausgelösten „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ sollen die Angeklagten eine Versammlung in Berlin geplant haben, um die Regierung abzusetzen und neue „Führungspersonen“ zu bestimmen.
„Vereinte Patrioten“: Mitglieder wollten Lauterbach töten
Aus den mutmaßlichen Plänen der Gruppe wurde nichts – sie gerieten beim Waffenkauf an einen verdeckten Ermittler. Die vier Männer wurden im April 2022 an verschiedenen Orten in Deutschland festgenommen. Bei bundesweiten Durchsuchungen wurden Schusswaffen und Munition, Bargeld, Goldbarren, Silbermünzen und Devisen sichergestellt.
Die 75-jährige pensionierte Lehrerin wurde Mitte Oktober 2022 in Sachsen festgenommen. Sie soll besonders auf die zeitnahe „Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit des Deutschen Reiches“ gedrängt haben, wie aus einem am Dienstag veröffentlichten Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH) hervorgeht. Sie habe zudem mehrere Schriftstücke verfasst, die für die Aktionen der Gruppe benötigt worden wären: Schreiben an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, den polnischen Präsidenten Andrzej Duda und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie einen „Haftbefehl“ gegen Lauterbach.
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„Verfahren und Vorgeschichte haben mein Vertrauen in unseren Rechtsstaat gestärkt. Dafür bin ich den Beamten, die an der Verhaftung beteiligt waren, und meinen Personenschützern, die auf mich aufpassen, sehr dankbar. Sie riskieren ihr Leben für uns“, sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die mutmaßlichen Täter hätten „ihre eigenen Möglichkeiten dramatisch überschätzt“.
„Es ist abwegig zu glauben, eine Regierung könnte stürzen, nur weil einer ihrer Minister erschossen würde. In meiner Arbeit lasse ich mich durch diese Vorfälle nicht irritieren. Es besorgt mich aber, dass sich solche Gruppen jederzeit bilden können und auch Zugang zu Waffen haben.“ Dem „Spiegel“ sagte Lauterbach zu dem Prozess: „Ich wünsche mir harte, gerechte Urteile.“ Nur harte Urteile könnten Nachahmer abschrecken. (mp/dpa)