Mahnwache
  • Foto: Tobias Steinmaurer/APA/dpa

Von Impfgegnern bedroht: Ärztin nimmt sich das Leben

Mehr als sieben Monate lang wurde sie von Impfgegnern mit dem Tod bedroht, verhöhnt und verächtlich gemacht. Aus Angst vor Übergriffen schloss sie ihre Praxis, mochte das Haus nicht mehr verlassen und verlor offenbar den Lebensmut: Am Freitag wurde eine österreichische Allgemeinmedizinerin tot aufgefunden. Ein Fremdverschulden wird ausgeschlossen. Nach ihrem Tod geht die Hetze in Impfgegner-Foren weiter.

Die in Oberösterreich tätige Medizinerin hatte Ende Juni ihre Praxis geschlossen. Erst vorübergehend, sie könne sich die Kosten für ihre Sicherheit, zum Beispiel einen Wachmann, einfach nicht mehr leisten, sagte sie da. Von der Polizei fühlte sie sich nicht ausreichend beschützt. Ende Juli schloss sie ihre Praxis dann endgültig. Für die Ärztin, die ihren Beruf aus vollem Herzen liebte, eine schreckliche Entscheidung. „Ich habe so viel Geld und Kraft hineingesteckt“, sagte sie nur einen Tag vor ihrem Tod dem Spiegel. Sie hatte nach eigenen Angaben rund 100.000 Euro in Sicherheitsmaßnahmen investiert.

Ärztin wurde über Monate massiv verhöhnt und bedroht

Der Hass, die Verachtung und die Drohungen, die der 36-Jährigen aus der Impfgegener-Szene entgegenschlugen, sind unfassbar. In einem der Drohschreiben beschrieb der Verfasser detailliert, wie er die Ärztin und ihre Mitarbeiter in der Praxis erst foltern und dann ermorden würde.

Die Polizei ermittelt wegen der Drohschreiben auch nach dem Tod der Ärztin weiter gegen Unbekannt. Aber: Ein Verdacht führt nach Deutschland, laut „Spiegel“ ist ein Verdächtiger den Berliner Behörden bekannt. Außerdem ermittelt die österreichische Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) in dem Fall.

Hetze gegen Ärztin geht auch nach ihrem Tod weiter

Unfassbar: Nach dem Tod der jungen Ärztin geht die Hetze in einschlägigen Foren weiter. Laut „Spiegel“ steht zum Beispiel in einer Impfgegner-Gruppe, dass man der Ärztin nicht nachzutrauern brauche, weil sie ja andere Menschen geimpft habe. Meist bleiben die Hetzer anonym. Aber auch ganz öffentlich auf Twitter wird gehetzt: Dort schreibt der Berliner AfD-Abgeordnete Harald Laatsch, die Ärztin sei Impfpropagandistin und habe wohl „mit der schweren Schuld nicht mehr leben wollen“.

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Es gab aber auch viel Anteilnahme, Trauer und Fassungslosigkeit. Vor der Praxis der Ärztin in Oberösterreich und dem Gesundheitsministerium in Wien wurden zahlreiche Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet, noch am Sonntag sollten Mahnwachen stattfinden. (miri/dpa)

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