Von wegen edle Tropfen! Nestlés dreister Wasser-Schummel
Nestlé betreibt viel Aufwand, um sein in den letzten Jahren skandalgebeuteltes Image reinzuwaschen. Was offenbar auch nicht sauber läuft: Das Geschäft mit noblem Quellwasser der Marken Perrier und Vittel. Wegen Schummelei wird der Schweizer Mega-Konzern jetzt verklagt.
Was ist da los? Französische Medien berichteten, dass unter anderem der Vittel- und Perrier-Hersteller Nestlé in Frankreich statt noblem Quellwasser einfach Tafel-, teilweise sogar reines Leitungswasser in die schicken Flaschen abgefüllt hat. Die wurden dann nach ganz Europa exportiert. Auch nach Deutschland. Frech, aber lohnend.
„Zwischen ein und zwei Euro bezahle ich bei Vittel und Perrier pro Liter. Zum Vergleich: Für den gleichen Preis bekomme ich in Berlin etwa tausend Liter Leitungswasser“, erklärt Dr. Chris Methmann, Geschäftsführer der Verbraucherorgananisation „Foodwatch“. „Für den Aufpreis erwarte ich dann aber auch etwas.“
Das Markenversprechen: Vittel stammt aus einer natürlichen Mineralwasserquelle, wird aufwendig aus großer Tiefe hochgepumpt, ist eben reines Quellwasser. Aber genau das ist es oft eben nicht.
Nestlé verklagt: Leitungswasser als Quellwasser verkauft
Immerhin: Gesundheitsschädlich ist das Schummelwasser in den Flaschen nicht. „Pestizide und Bakterien haben sie dafür zwar aufwendig rausgefiltert“, sagt Methmann. „Aber so gereinigtes Wasser darf nicht mehr ,natürliches Mineralwasser‘ heißen.“ Der Experte findet: „Wir sollten uns doch darauf verlassen können: Hinter diesem Begriff steckt nur Quellwasser aus so großen Tiefen, dass es schon sauber ist – und den Aufpreis auch wert.“
Vermutliche Gründe für den Etikettenschwindel: Profitgier, klar. Aber auch Wassermangel. „Die Hersteller können die Nachfrage nach ihren Premium-Wässern nicht mehr befriedigen“, so der „Foodwatch“-Experte. „Schon lange steht Nestlé in der Kritik, vielen Gemeinden das Grundwasser abzugraben. Nun wird beim Hersteller selbst das Wasser knapp. Die Ursache: Umweltverschmutzung und Klimawandel.“
Foodwatch hat Klage gegen Nestlé eingereicht
„Foodwatch“-Chef Methmann ist empört: „Mineralwasser aufwendig per Lkw und Zug über tausende Kilometer durch Europa zu karren, ist an sich schon ökologisch fragwürdig. Wenn jetzt herauskommt, dass in den Kästen auf den Ladeflächen nur stinknormales Wasser hin- und her schwappt, gibt sich dieses Geschäftsmodell der Lächerlichkeit preis.“
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Um die Praktiken des Konzerns aufzudecken hat Foodwatch jetzt in Paris Klage gegen Nestlé eingereicht. „Das wird ein zäher Kampf“, sagt Chris Methmann. Bis es zu einem Urteil kommt, wird es aber wohl dauern.
Laut Medienberichten haben die französischen Behörden übrigens von dem alltäglichen Wasserschummel des Konzerns gewusst, aber nicht gehandelt. „Nicht einmal die europäische Union haben sie informiert, damit sie andere Länder warnen könnte“, so Foodwatch in ein er Mitteilung. (miri)