Vulkan auf Island spuckt wieder Lava – berühmte Attraktion evakuiert
Dramatisches Naturschauspiel im Nordatlantik: Auf Island sprudelt wieder glutrote Lava aus der Erde. Der seit Wochen erwartete Vulkanausbruch auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik begann nach Angaben der isländischen Wetterbehörde am Vormittag unmittelbar nördlich des Fischerortes Grindavík. In Live-Aufnahmen des Rundfunksenders RÚV war zu sehen, wie sich die Lava ihren Weg aus einem riesigen Riss an die Erdoberfläche bahnte.
Die Eruptionsspalte erreichte in den frühen Nachmittagsstunden eine Gesamtlänge von rund 1200 Metern. Sie dehne sich aber weiter Richtung Süden aus, teilte die Wetterbehörde mit. Der isländische Zivilschutz rief die Notfallstufe aus.

Der bevorstehende Ausbruch hatte sich am Morgen mit einem immer stärker werdenden Erdbebenschwarm in der Region angekündigt. Das bei Touristen beliebte Geothermalbad Blaue Lagune wurde in der Zwischenzeit ebenso schnell evakuiert wie Grindavík, wo Rettungskräfte davon berichteten, die Beben vor Ort zu spüren. Es wurde befürchtet, dass sich innerhalb des Ortes Risse im Erdboden auftun könnten.
Dennoch hätten sich acht Menschen entschlossen, in Grindavík zu bleiben, berichtete RÚV unter Berufung auf die Polizei. Die Behörden riefen ausdrücklich dazu auf, den Ort zu verlassen. Nach Angaben der Wetterbehörde brach später eine Warmwasserleitung im Norden des Ortes. Vor den vulkanischen Aktivitäten der vergangenen Jahre hatte Grindavík knapp 4000 Einwohner, von denen der Großteil aber mittlerweile weggezogen ist.
Sorgen um Fischerort Grindavík
Auf der Reykjanes-Halbinsel sind Spalteneruptionen dieser Art längst keine Seltenheit mehr: Der aktuelle Ausbruch ist der elfte seit 2021 und der achte allein seit Dezember 2023. Die zuvor letzte Eruption hatte im vergangenen November begonnen, ehe sie nach 18 Tagen ihr Ende fand. Wie lange die Eruption diesmal anhält, lässt sich bisher nicht abschätzen.
Erste Anzeichen deuteten nun jedoch auf einen noch größeren Ausbruch als bei den vorherigen Naturspektakeln hin: Nach Angaben der Wetterbehörde ist der unterirdische Magmatunnel schätzungsweise satte elf Kilometer lang. Mit Sorge wurde vor allem darauf geblickt, dass die Lavamassen auch einen Schutzwall nördlich von Grindavík durchbrachen. Welche Auswirkungen das auf den Lavafluss haben wird, blieb zunächst unklar. Angesichts der aktuellen Windrichtung warnten die Behörden zugleich davor, dass die von der Lava ausgehenden Gase in Richtung Hauptstadtregion getragen werden.
Infrastrukturminister Eyjólfur Ármannsson sagte nach RÚV-Angaben, man könne nur abwarten und schauen, wie sich die Eruption entwickle. Man müsse darauf hoffen, dass die Eruptionsspalte nicht bis nach Grindavík reiche.
Längliche Erdspalte statt klassischer Vulkanberg
Der erneute Ausbruch war bereits seit Wochen erwartet worden, während sich große Magmamassen in einer unterirdischen Kammer angesammelt hatten. Das Magmavolumen unterhalb des Sundhnúkur-Kraters ist nach Angaben der Wetterbehörde nie größer gewesen.
Die Ausbrüche muss man sich dabei nicht wie solche aus einem klassischen Vulkanberg vorstellen: Stattdessen tut sich ein länglicher Erdspalt auf, aus dem in der Folge tagelang glutrote Lava sprudelt – daher auch der Name Spalteneruption.
Eine Gefahr für Menschen stellen die Lavamassen in der dünn besiedelten Region im Regelfall nicht dar. Allerdings wurden bei einem der vorherigen Ausbrüche auch drei Häuser am Rande von Grindavík von der Lava erfasst, bei der Eruption im November auch der Parkplatz der Blauen Lagune. Große und zuletzt noch einmal verstärkte Schutzwälle aus Erde sollen die Infrastruktur in dem Gebiet bestmöglich schützen.
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Die Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel lassen sich auf mehrere Vulkansysteme mit unterirdischen Magmakammern zurückführen. Fast 800 Jahre lang hatte die Erde unter dem Gebiet im Südwesten von Island Ruhe gegeben, dann war es im März 2021 zu einem ersten Ausbruch gekommen. Nach drei ersten Eruptionen am Bergmassiv Fagradalsfjall verlagerte sich die Ausbruchsserie vor knapp anderthalb Jahren an die nahegelegene Kraterkette Sundhnúkur. Forscher gehen davon aus, dass sie noch Jahrzehnte andauern könnte. (dpa)
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