Warten, bis der Arzt kommt: Warum Kassenpatienten so lange auf Termine warten
Wer gesundheitliche Probleme hat, braucht Hilfe. Aber vorher erstmal Geduld – zumindest als Kassenpatient. Denn ein Termin beim Zahnarzt oder der Hausärztin ist nicht so leicht zu haben, die Wartezeiten sind höher denn je. Das ist nicht fair, nicht gesund – und das sollte sich dringend ändern, sagen Experten.
„Kassenpatienten werden nach wie vor häufig vertröstet. Zum Teil beträgt die Wartezeit 30 Tage und mehr“, klagt der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, in der „Rheinischen Post“.
Einer der Gründe für die Geduldsproben in der Gesundheitsversorgung: Anfang des Jahres fiel die Neupatientenregelung weg – wogegen mehr als 50.000 Ärzte protestiert hatten. Die Regelung hatte Krankenkassen dazu verpflichtet, zusätzliche Finanzmittel bereitzustellen, damit Versicherte schneller einen Termin bekommen.
Zum Teil warten Patienten 30 Tage und mehr auf einen Arzttermin
Stattdessen gibt es ja jetzt die Terminservicestellen, die innerhalb einer bestimmten Frist einen Termin bei der Ärztin oder dem Psychotherapeuten vermitteln sollen. Aber: „Abhilfe konnten auch die nicht wirklich leisten“, sagt Patientenschützer Brysch.
Die Terminservicestellen, erreichbar unter der Nummer 116 117, vermitteln zum Beispiel keine Termine für Zahnärzte oder Kieferorthopädinnen. Es gibt auch keine Wunschtermine, es werden maximal zwei Daten zur Auswahl gestellt. Außerdem werden diese in „zumutbarer Entfernung“ zum Wohnort vermittelt – was für wen zumutbar ist, lässt sich aber kaum allgemein sagen.
Terminservicestellen vermitteln keine Hausbesuche
Und: Die Terminservicestellen sind nicht für alle Menschen der direkte Draht zur ärztlichen Hilfe. „Pflegebedürftige, schwerstkranke und nicht mobile Menschen drohen weiter abgehängt zu werden. Sie sind ans Bett gebunden oder nicht in der Lage, die Praxis aufzusuchen, und benötigen den Arzt zu Hause“, kritisiert Brysch. „Es ist aber nicht vorgesehen, dass für diese Patientengruppen gezielt auch Hausbesuche über die Terminservicestellen vermittelt werden können. Das muss jetzt kommen“, fordert der Patientenschützer.
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Was man für jeden Arzttermin aber zwingend braucht, ist ein Arzt oder eine Ärztin. Und an Medizinern herrscht Mangel. Ende 2021 gab es in Deutschland rund 4100 offene Hausarztsitze. „Dazu kamen etwa 171 offene Sitze bei Nervenärzten, 136 bei Kinder-und Jugendärzten oder 125 bei Augenärzten“, so Roland Stahl, Pressesprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung im SWR.
Klingt also so, als würde das Problem mit den langen Wartezeiten noch eine ganze Weile bestehen bleiben.