Wirbel um AstraZeneca-Impfstopp: Mehrere Länder verordnen Pause – Wechselwirkung unklar
Verantwortungsvoll oder unverhältnismäßig? Seit Donnerstag pausieren einige Länder ihre Corona-Impfungen mit dem AstraZeneca-Vakzin. Der Grund: Bei mehreren Betroffenen sind kurz nach der Impfung Blutgerinnsel entstanden, einige sind daran gestorben. Dass das AstraZeneca-Präparat die Thrombosen ausgelöst hat, ist derzeit aber nicht belegt – und Kritiker glauben, der Impfstopp schade mehr als er nützte.
Zwei Todesfälle und mehrere schwere Erkrankungen in Dänemark, Norwegen und Österreich: Kurz nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin hatten sich bei den Betroffenen Blutgerinnsel gebildet. Noch weiß man nicht, ob diese Thrombosen auch ohne die vorherige Impfung entstanden wären. Trotzdem haben einige Länder, darunter Dänemark, Norwegen, Island, Thailand und Bulgarien, die Impfungen mit AstraZeneca vorübergehend gestoppt – eine reine Vorsichtsmaßnahme bis man mehr wisse, heißt es. In Österreich wurde eine bestimmte Charge des Vakzins aussortiert, mit der die Betroffenen geimpft worden waren.
Nach Impfung: Thrombose-Fälle auch in Deutschland
Nach Deutschland wurden keine Dosen dieser Charge geliefert, aber auch hier sind Thrombose-Fälle kurz nach AstraZeneca-Piksen aufgetreten: Laut dem Paul-Ehrlich-Institut wurden sieben Krankheitsfälle und vier Todesopfer gemeldet – allerdings bei rund 1,2 Millionen Impfungen (Stand: 11. März). Zudem gebe es keinen Hinweis darauf, dass die Impfung die Krankheit verursacht habe.
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Auch dem Pharmakonzern und der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zufolge ist keine auffällige Häufung von Thrombose-Fällen nach AstraZeneca-Impfungen bekannt. Bis zum 10. März registrierte die EMA 30 „thromboembolischen Ereignisse“ bei fast fünf Millionen AstraZeneca-Geimpften. So häufig trete die Erkrankung in der Bevölkerung spontan auch ohne Impfung auf, so die Behörde. Auch nach Biontech-Impfungen sind Thrombose-Fälle bekannt.
AstraZeneca: In Deutschland bislang kein Impf-Stopp
Am Freitag sprach sich Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dafür aus, in Deutschland weiter mit AstraZeneca zu impfen. Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält den Impfstopp in einigen Ländern sogar für einen Fehler, der Vertrauensschaden sei immens. Ein langsameres Impftempo bei älteren Menschen hätte zudem noch mehr Thrombose-Fälle zur Folge: „Im Krankenhaus ist Thrombosegefahr mit Covid je nach Studie ca. 15%“, twitterte der SPD-Politiker am Sonntag. „Ohne Covid, nach AstraZeneca Impfung, bei 0,00014%. Daher würde ich AstraZeneca selbst nehmen wie impfen.“
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Die EMA gab aber bekannt, dass das Präparat in seltenen Fällen allergische Reaktionen hervorrufe: In Großbritannien hätten 41 von rund fünf Millionen Geimpften eine solche Reaktion gezeigt. Jetzt soll sie bei den möglichen Nebenwirkungen ergänzt werden.