Zu viel des Guten? Diese krasse Impfwerbung sorgt für Aufruhr
In Australien sorgt ein Werbevideo des Gesundheitsministeriums gerade für Aufregung. Darin zu sehen: Eine junge Frau mit Beatmungsschläuchen in der Nase, die um Luft ringt. Die Regierung will damit unter anderem zum Impfen animieren – und das macht einige Menschen wütend.
Der Clip mit dem Titel „Covid-19 Gesundheitskampagne – seid nicht selbstgefällig“ beginnt schon mit einer Vorwarnung: „Das folgende Video stellt einen schweren Covid-19-Verlauf dar. Die folgenden Szenen könnten verstörend wirken.“
Zielgruppe hat noch gar keinen Anspruch auf eine Impfung
Das ist nicht übertrieben. Denn die junge Frau, die in dem Video zu sehen ist, in einem Bett liegt und dem Zuschauer direkt in die Augen zu schauen scheint, hat Beatmungsschläuche in der Nase und wirft ihren Kopf voller Verzweiflung hin und her. Im Hintergrund sind die Geräusche der medizinischen Geräte und das Rasseln ihrer Lunge zu hören. Einige Sekunden ist die panische Frau zu sehen, dann der Schriftzug: „COVID-19 kann jeden treffen. Bleibt Zuhause. Lasst euch testen. Bucht euren Impftermin.“
Der letzte Satz sorgt in Australien jetzt für massive Kritik. Denn jungen Menschen, die mit dem Video ganz offensichtlich angesprochen werden soll, haben zum Großteil noch gar nicht die Möglichkeit, sich impfen zu lassen.
Laut australischem Gesundheitsministerium haben zum jetzigen Zeitpunkt nur Menschen im Alter von über 40 Jahren Anspruch auf eine Impfung. 16- bis 39-Jährige kommen „möglicherweise für eine Impfung in Frage“. Der neuseeländische Journalist und Fernsehmoderator Hugh Riminton schrieb vor diesem Hintergrund auf Twitter: „Völlig beleidigend, so eine Anzeige zu schalten, während Australier in dieser Altersgruppe immer noch auf ihre verdammte Impfung warten.“
Ein Twitter-Nutzer kommentierte: „Jungen Menschen Angst zu machen, die nicht an eine Impfung kommen, ist nicht sehr hilfreich.“
Video stelle Covid-Erkrankung nicht realistisch dar
Der Gesunheitsbeauftragte Bill Bowtell erklärte außerdem dem „Sydney Morning Herald“, dass das Video die „Realität einer Covid-Erkrankung nicht authentisch“ darstelle und aus dem Netz genommen werden sollte.
Das Gesundheitsministerium verteidigte seinen Clip gegenüber dem Sender BBC: Vor dem Hintergrund der eskalierenden Lage im Großraum Sydney habe man sich bewusst „für drastische Bilder“ entschieden, um „der Botschaft Nachdruck zu verleihen“, so der Gesundheitsbeauftragte Paul Kelly.
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Auch Premierminister Scott Morrison meldete sich über CNN-Tochter Sky News Australia zu Wort und erklärte: „Unsere Kritiker wollten stärkere, viel stärkere Werbung, die sogar auf Sensenmänner Bezug nehmen sollte.“ Die Werbung habe „zwei Botschaften“, versuchte Morrison zu beschwichtigen. Die eine sei, Zuhause zu bleiben. „Wir können nicht selbstgefällig sein. Und junge Leute, die durch die Stadt gezogen sind, haben nicht nur sich selbst, sondern ihre ganze Gemeinde in Gefahr gebracht.“ (prei)