Anwohner haben den bei dem Hochwasser zerstörten Hausrat auf den Bürgersteig gestellt.
  • Nach der Flut stellen viele Betroffene ihre Möbel zum Trocknen raus. Die werden jetzt immer häufiger gestohlen.
  • Foto: (c) dpa

Zum Trocknen rausgestellt: Diebe stehlen Möbel der Flutopfer

Nach der verheerenden Flutkatastrophe im Südwesten Deutschlands haben viele Menschen fast alles verloren. Um die wenigen Dinge, die sie noch haben, müssen sie jetzt auch noch bangen: Vor allem in Nordrhein-Westfalen sind jetzt nämlich dreiste Diebe unterwegs, die das Hab und Gut, das die Flutopfer zum Trocknen vor ihre Tür stellen, stehlen.

Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet der Polizist Marcel Dilling aus dem Märkischen Kreis (Nordrhein-Westfalen) von vermeintlichen Schrottsammlern, die im Flutgebiet unterwegs sind. Sie hätten es vor allem auf alte Waschmaschinen und Heizkörper abgesehen, da sie das in den Geräten vorhandene Metall zu Geld machen wollen. „Mit alten Heizkörpern kann man durchaus noch Geld verdienen, das ist offenbar ein attraktiver Geschäftszweig“, sagt Dilling dem „Spiegel“.

Familienfotos und Dokumente werden gestohlen

Das Problem: Nicht alles, was die Menschen dieser Tage vor ihre Türen stellen, ist Schrott. „Manche Menschen haben keinen Garten und müssen ihre Sachen zum Trocknen vor die Tür stellen. Plötzlich hüpfen drei Leute aus dem Auto und werfen die Sachen in den Laderaum. Da können Kisten mit Familienfotos oder Dokumenten dabei sein. Niemand will, dass so etwas in die falschen Hände gerät“, sagt der Polizist.

„Haben deshalb eine ganze Latte an Anzeigen“

Schon vor der Flut habe die Polizei mit dem Problem zu tun gehabt, denn auch den wirklichen Schrott sammeln darf nur, wer eine Genehmigung hat. „Es gibt klare Richtlinien, wie Müll abzutransportieren ist. Alte Elektrogeräte kann man nicht einfach in einen Sprinter werfen“, erklärt Dilling.

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Infolge der Flutkatastrophe habe die Häufigkeit dieser Diebstähle aber drastisch zugenommen. „Wir hatten in den vergangenen Tagen schon zwei Dutzend Einsätze deswegen und eine ganze Latte an Anzeigen“, berichtet Dilling dem „Spiegel“. Werde man ohne eine Genehmigung zum Müllsammeln erwischt, könne das teuer werden – die Strafen gingen bis in den hohen vierstelligen Bereich, so der Polizist.

Daran kann man die falschen Müllsammler erkennen

„Die armen Leute, die eh schon die Kacke am Dampfen haben“, wie Dilling sagt, sollten nun wachsam bleiben und verdächtige Fahrzeuge melden. Demnach seien echte Müllsammel-Fahrzeuge zumeist mit einem großen „A“ vorne und hinten auf den Fahrzeugen gekennzeichnet. Zwar klebten viele Diebe sich so ein „A“ einfach ans Auto, aber häufig seien die Diebe am insgesamt schlechten Zustand der Fahrzeuge zu erkennen.

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Die Beamten ihrerseits hätten ihre Präsenz in den vergangenen Tagen stark erhöht, berichtet Dilling. Und das habe sich bereits herumgesprochen: „Ab Samstagmittag haben wir kaum noch auffällige Autos gesehen“, berichtet der Polizist dem „Spiegel“. (prei)

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