„Da lag ich völlig falsch“: Gesundheitsexperte Lauterbach gibt Corona-Irrtum zu
Berlin –
Er erklärt, verweist und warnt: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (57) gehört zu den konsequentesten Mahnern in der Corona-Krise. Vor allem weil er mit seinen Warnungen meist recht hat, geht er vielen auf die Nerven. Doch er gibt auch offen zu, wenn er sich irrte.
Keiner mag Besserwisser – vor allem wenn sie es auch wirklich besser wissen. Lauterbach weiß das. Erst kürzlich sagte er: „Jeder liebt den Überbringer der guten Nachricht, jeder schmäht gern den Überbringer der schlechten.“ Doch jetzt hat der Gesundheitsexperte in einem Interview mit dem Portal „web.de“ zugegeben, dass er sich im Bezug auf die Geisterspiel-Diskussion getäuscht habe.
Geisterspiele: Lauterbach räumt Fehler ein
„Da lag ich völlig falsch“, sagte Lauterbach mit Blick auf die Diskussion im Frühjahr vergangenen Jahres. Damals ging es um die Frage, ob die Bundesliga wieder spielen darf – ohne Fans in den Stadien. Der Epidemiologe mit Harvard-Diplom sprach sich energisch gegen diese Idee aus. Während in Pflegeheimen nicht ausreichend getestet werde, dürften nicht „Zehntausende Tests“ für den Profi-Fußball verbraucht werden, fand Lauterbach.
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Er warnte vor einer „katastrophalen Situation“, da er nicht glaubte, dass die Clubs die Hygienekonzepte ordentlich umsetzen könnten. Zudem erwartete er Fan-Ansammlungen vor den Stadien.
Mit seiner ablehnenden Haltung brachte er Rudi Völler auf die Palme, der polternd verkündete, Lauterbach sei „schlicht und ergreifend populistisch unterwegs“, so berichtete die „Bild“. Heute räumt Lauterbach ohne Umschweife ein, dass er sich in diesem Punkt geirrt habe.
Lauterbach empfiehlt Orientierung am R-Wert
Doch festzuhalten bleibt: In anderen wichtigen Punkten behielt der Gesundheitsexperte recht. Im August warnte er beharrlich vor einer zweiten Welle, doch Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) warf ihm nur spöttisch vor, er sei „apokalyptisch“. Lauterbach ließ sich von Palmer nicht beeindrucken. Er verdeutlichte: Wenn man weiter öffne wie bisher, „dann sind wir in acht Wochen da, wo wir im März waren“.
Heute sagt er mit Blick auf Lockerungen: „Ich würde es nicht von einem Datum abhängig machen, sondern davon, wann wir den R-Wert kleiner als 0,7 und eine Inzidenz von 25 erreichen. Aktuell liegt die Grenze bei 50, aber ich würde mir wünschen, dass man sich auf den Zielwert 25 konzentriert und sich nicht per Salamitaktik von Termin zu Termin hangelt.“ (vd)