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„Hart aber fair“: Gesundheitsexperte warnt: „Corona-Wunderheilung? Wird’s nicht geben“

Köln –

Die Corona-Zeit bedeutet für viele Familien mit Kindern eine Doppelbelastung aus Homeoffice und Kinderbetreuung. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach macht bei „Hart aber fair“ wenig Hoffnung, dass sich das bald wieder ändern könnte.

In der Polit-Talkshow „Hart aber fair“ ging es am Montagabend um die Frage, wie lange die aktuelle Quarantäne noch beibehalten werden muss und vor allem kann. Die Talkrunde, in der auch der SPD-Gesundheitsexperte saß, kam schnell auf das Thema Homeoffice und Homeschooling.

In erster Linie wegen Barbara Vorsamer, Redakteurin bei der „Süddeutschen Zeitung“. Sie stellt aus eigener Erfahrung fest: „Homeoffice mit Kindern geht nicht.“

Homeoffice und Homeschooling belasten die Familien

Die Digitalredakteurin arbeitet gemeinsam mit ihrem Mann von zu Hause aus und betreut daneben ihre beiden Kinder, die bereits zur Schule gehen. Sie und ihr Mann sind von 6 bis 21 Uhr mit Homeoffice-Arbeit und Kinderbetreuung beschäftigt: „Auf Dauer geht das nicht“, sagt sie.

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Auch Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, kennt Beispiele von Eltern, die mit der schulgerechten Betreuung ihrer Kinder überfordert sind. Neben der fehlenden schulischen Betreuung macht vielen Eltern auch der ausbleibende Unterricht zu schaffen.

Es gäbe Fälle, bei denen pro Tag zwölf verschiedene Lehrer Aufgaben und andere Inputs schicken würden. Aus Angst vor einem schlechtem Gewissen den Lehrern gegenüber, sei der „Schultag“ erst vorbei, wenn alle E-Mails beantwortet seien. Wenn diese Lage noch länger so bleibe, dass Kitas und Schulen geschlossen bleiben, bräuchte es laut Vorsamer ein „Corona-Elterngeld“.

Nach dem Motto: „Lieber bezahlte Erziehungsarbeit und weniger Erwerbsarbeit als voll ausgelastet und halb bezahlt.“

Gesundheitsexperte Karl Lauterbach: „Keine Normalität vor 2021“

Die Runde, in der auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sitzt, ist sich der schwierigen Situation mancher Familien bewusst. Doch von einer zu frühen und zu großspurigen Lockerung der aktuellen Maßnahmen rät der Gesundheitsexperte trotzdem ab.

Lauterbach geht sogar weiter und stellt gar die bereits getroffenen Lockerungsmaßnehmen in Frage: „Ich glaube, dass wir ein bisschen zu früh von der Bremse gegangen sind.“

Danach wird er noch deutlicher: „Wir hoffen noch immer, dass wir das Ding durch eine Wunderheilung zum Ende des Jahres gelöst haben – das ist unmöglich.“ Er kenne keinen ernstzunehmenden Virologen, der glaubt, dass es in diesem Jahr noch zu Impfungen komme.

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Eine Studie der Harvard Universität besagt nach Lauterbach, dass das „Social Distancing“ nicht vor 2021 und möglicherweise erst 2022 wieder aufgehoben werden könnte.

Da Kinder den Virus genauso übertragen können wie Erwachsene, hieße das, dass viele Eltern für eine noch längere Zeit der Doppelbelastung aus Homeoffice und Homeschooling ausgesetzt wären.

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Die Gäste bei Frank Plasberg (r.) am Montagabend (v.l.n.r.): Tobias Hans, Karl Lauterbach, Barbara Vorsamer, Clemens Fuest und Ulrich Schneider.

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Lauterbach nimmt vielen die Hoffnung auf eine schnellere Verbesserung der Lage, wenn er sagt: „Eine Wunderheilung, welche die Krise bis Ende des Jahres lösen könnte, wird es nicht geben. Das ist unmöglich.“

Der Infektiologe gibt auch zu: „Der Moment, in dem man die Infektionsketten hätte nachvollziehen können, wie das in Hongkong oder Südkorea passiert ist, haben wir verpasst.“

Corona: Übertragungsrisiko in Kitas zu hoch

Bei vielen der angesprochenen Themen ist sich die Runde zwar uneins, aber bei einem findet sie einen Konsens: Das Übertragungsrisiko von Kindern in der Kita, die miteinander spielen, ist zu hoch. Daher müssten Kitas geschlossen bleiben.

Das sieht auch der Saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) so: „Wir können nur Schritt für Schritt in eine neue Normalität gehen. Für Schulen und Kitas wird es diese jedoch leider noch lange nicht geben.“

Außerdem warnt Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) davor, die Beschränkungen zu früh zu lockern. Würde man dies tun, könnten als nächstes Zustände und Regelungen wie in Frankreich die Konsequenz sein. Wo die Bürger pro Tag lediglich eine Stunde und einen Kilometer weit die Wohnung verlassen dürften.

Auch der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, verweist darauf, dass Hygiene- und Abstandsregeln, die zurzeit so wichtig sind, um den Coronavirus nicht weiter zu verbreiten, bei Kleinkindern eben schlicht schwer durchsetzbar seien. Die Konsequenz einer Kita-Öffnung wäre, dass sich das Virus sehr schnell verbreiten würde.

Lösungsweg Notbetreuung ausweiten?

So wie jetzt könne es zumindest nicht lange weitergehen, meint Barbara Vorsamer. Die Lösung könne nicht sein „Mama macht das schon.“ Und auch die Experten der Leopoldina-Universität kritisiert die Journalistin.

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Den Experten der Leopoldina-Universität, die vergangene Woche 17 Seiten voller Empfehlungen für die Bundesregierung ausgearbeitet haben, sei zu den geschlossenen Kitas in Deutschland lediglich der sinngemäße Satz „im Homeoffice mit flexiblen Arbeitszeiten wird das schon klappen“ eingefallen. „Das kann nur jemand vorschlagen, der das noch nie gemacht hat“, sagt sie.

Als Lösung des Problems schlägt Vorsamer vor, den Anteil der Notbetreuung zu erhöhen. So zum Beispiel in Bayern: „in Bayern befinden sich derzeit lediglich zwei Prozent der Kinder in Notbetreuung. Diesen Wert könnte man doch verdoppeln, wenn nicht sogar erhöhen auf zehn Prozent.“

Egal welche Lösung es am Ende geben wird: Sicher scheint, dass das Coronavirus den Alltag noch viel länger bestimmen wird, als es uns lieb ist. (mir)

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