„Was er am besten kann, ist jammern“: Biden und Harris mit Kampfansage an Donald Trump
In 80 Tagen, am 3. November, geht’s an die Urnen und der Wahlkampf in den USA nimmt langsam richtig Fahrt auf: Trump-Herausforderer Joe Biden (77) hat seine Vize, die Senatorin Kamala Harris (55), vorgestellt, am Mittwoch traten die Demokraten zum ersten Mal gemeinsam auf – und teilten ordentlich gegen den amtierenden Präsidenten aus.
Bei ihrem Auftritt warfen sie Donald Trump (74) Versagen in der Corona-Krise und allgemeine Führungsschwäche vor. „Jammern ist, was Donald Trump am besten kann“, sagte der designierte Präsidentschaftskandidat Biden. Senatorin Harris, die erst am Vortag als Kandidatin für den Vizepräsidentenposten ausgewählt wurde, machte Trump für die hohen Corona-Opferzahlen in Amerika verantwortlich.
Kampfansage an Donald Trump: „hat Corona nicht ernst genommen“
„Wir haben einen Präsidenten, der sich mehr um sich sorgt als um die Menschen, die ihn gewählt haben“, so Harris. Alle 80 Sekunden sterbe ein Amerikaner an Covid-19, das Virus habe die USA insbesondere deshalb so hart getroffen, „weil Trump es von Anfang an nicht ernst genommen“ habe. „Während andere Länder der Wissenschaft folgten, propagierte Trump Wunderarzneien, die er bei Fox News gesehen hat“, kritisierte sie mit einer Anspielung auf Trumps Lieblingssender. „Trump ist auch der Grund, warum Millionen Amerikaner jetzt arbeitslos sind.“
Völlig anders agiere hingegen Demokrat Joe Biden, stellte die Senatorin klar. „Er ist jemand, dessen erste Reaktion, wenn es hart wird, ist, nie an sich zu denken, sondern sich um alle anderen zu kümmern.“
Joe Biden: „Schlacht um die Seele unserer Nation“
Und das machte Biden in seinen Redebeiträgen an diesem Abend deutlich: Er überließ die direkten Attacken auf Trump eher seiner Vize und gab sich als Staatsmann. „Es ist ein ernster Moment für unsere Nation“, betonte er. „Wir stehen an einem Wendepunkt.“ Es sei eine lebensverändernde Wahl, die die Zukunft Amerikas für eine lange, lange Zeit bestimmen werde. „Ich weiß, dass wir in einer Schlacht um die Seele unserer Nation sind.“
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Eine Biden-Harris-Regierung werde einen umfassenden, wissenschaftsbasierten Plan für die Bewältigung der Corona-Pandemie haben, versprach Biden. Sie werde auch der Klima-Krise begegnen, die Gesundheit der Amerikaner schützen und Jobs schaffen. Zudem sollten Frauenrechte geschützt, das Wahlrecht gestärkt und struktureller Rassismus im US-Justizsystem ausgemerzt werden, sagte Harris.
Trump nach Biden-Auftritt: Probleme haben nur die anderen
Kurz nachdem Biden und Harris die Bühne verließen, trat im Weißen Haus Trump auf das Podium für eine Pressekonferenz. Er zeigte zunächst Grafiken, die unter anderem ein Wachstum am Aktienmarkt und eine Erholung der Nachfrage nach Autos darstellten. „Wir machen uns unglaublich gut“, versicherte er in gewohnt hyperbolischer Trump-Manier – Probleme haben natürlich nur die anderen. Europa habe in der Corona-Krise eine um 40 Prozent höhere Übersterblichkeit als die USA erlebt, erklärte Trump. „Wir arbeiten mit Europa an deren Schwierigkeiten“, sagte Trump.
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Auf die Attacken von Biden und Harris reagierte er erst spät bei dem etwa einstündigen Termin. Wie schon am Vortag warf er Harris vor, nicht aufrichtig zu sein, weil sie früher Biden kritisiert habe und jetzt preise: „Sie hat über Biden schlimmere Dinge gesagt, als ich es jemals tat.“
Für Biden selbst hatte Trump eine versteckte Spitze übrig. „Wenn man zuhause im Keller sitzt und auf den Computer starrt, fängt das Gehirn an, zu verkümmern“, sagte er. Wegen der Corona-Pandemie war Biden von einem improvisierten Fernsehstudio in seinem Keller aus in den Wahlkampf gestartet. (afp/skö)