Abzug verschoben: Der Nato droht der Taliban-GAU
Kabul –
Deutschland und die anderen Nato-Staaten werden ihren Einsatz in Afghanistan bis auf Weiteres fortführen – trotz der Gefahr, damit spätestens im Mai eine neue Eskalation der Gewalt zu provozieren.
Man habe keinen endgültigen Beschluss über die zukünftige Präsenz in dem Krisenland gefasst, erklärte Generalsekretär Jens Stoltenberg. Es solle nun erst noch einmal geprüft werden, ob die Taliban die Bedingungen für einen Rückzug der Nato erfüllt hätten.
Dazu gehöre, dass die militant-islamistischen Gruppe „in gutem Glauben“ mit der Regierung in Kabul über eine friedliche Lösung des innerafghanischen Konflikts verhandele. Zudem müssten die Taliban ihrer Verpflichtung nachkommen, die Zusammenarbeit mit internationalen terroristischen Gruppen einzustellen und auch die Gewalt gegen ihre Gegner in Afghanistan reduzieren.
Die Bundeswehr ist bereits 19 Jahre in Afghanistan
Die rund 10 000 Soldaten aus Nato-Ländern und Partnernationen werden damit vorerst in Afghanistan bleiben, um die demokratisch gewählte Regierung durch die Ausbildung und Beratung von Sicherheitskräften zu unterstützen. Unter ihnen sind auch rund 1100 deutsche Soldaten. Die Bundeswehr ist bereits seit rund 19 Jahren in Afghanistan.
Mit Spannung wird nun erwartet, wie die Taliban auf den Kurs der Nato reagieren.
Ein Abzug aller ausländischen Soldaten bis Ende April findet nicht statt
Den Aufständischen war von den USA über das sogenannte Doha-Abkommen nämlich ein Abzug aller ausländischen Soldaten bis Ende April in Aussicht gestellt worden, um sie zu Friedensgesprächen zu bewegen. Mit der Entscheidung, jetzt noch keinen Rückzug anzuordnen, gilt es allerdings als so gut wie sicher, dass Nato-Truppen länger in Afghanistan sein werden. Grund dafür ist, dass ein geordneter Rückzug hochkomplex ist und mindestens zwei Monate dauern dürfte.
Nach Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wird sich die Bundeswehr auf eine erhöhte Bedrohung der in Afghanistan stationierten Soldaten vorbereiten.
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Dass man derzeit noch nicht über den eigentlich für den 30. April geplanten Abzug der internationalen Kräfte reden könne, bedeute eine „veränderte Sicherheitssituation“, sagte die CDU-Politikerin bereits am Mittwoch. Erwogen wird zum Beispiel, zusätzliche Sicherungskräfte in das Krisenland zu schicken.
Die Taliban hatten zuletzt mitgeteilt, jeder, der eine „Verlängerung der Kriege und der Besatzung“ anstrebe, werde dafür haftbar gemacht werden. Bereits Anfang Februar hatten sie gedroht, eine Aufkündigung des Doha-Abkommens werde „zu einem großen Krieg führen“. (dpa)