Auf einem Smartphone wurde der X-Account der Webvideoproduzentin Naomi Seibt geöffnet. Dahinter wurde auf einem Laptop der YouTube-Kanal von Seibt geöffnet.
  • Auf einem Smartphone wurde der X-Account der Webvideoproduzentin Naomi Seibt geöffnet. Dahinter wurde auf einem Laptop der YouTube-Kanal von Seibt geöffnet.
  • Foto: IMAGO / Hanno Bode

Auf diese AfD-Influencerin hört Elon Musk – dabei lebt sie gar nicht in Deutschland

Sie nennt sich inzwischen auch selbst die deutsche „Musk-Flüsterin“: Naomi Seibt ist zu einiger Bekanntheit gekommen, weil Elon Musk sich auf ihre Posts in seinem Netzwerk X bezieht. Doch wer ist die junge Deutsche, die als Influencerin offensiv für die AfD wirbt?

Im Impressum ihres YouTube-Kanals gibt die Tochter einer Rechtsanwältin die Adresse ihres Elternhauses in Münster an. Doch tatsächlich lebt die 24-Jährige inzwischen vor allem in den USA.

Dem der sogenannten neuen Rechten zugeordneten Magazin „Junge Freiheit“ sagte Seibt gerade, sie habe Deutschland nicht den Rücken gekehrt. Aber: „Deutschland ist aktuell zu gefährlich für mich. Die Medien haben eine Zielscheibe auf meinem Rücken platziert.“ Aus diesem Grunde habe sie Weihnachten ohne ihre Familie verbringen müssen.

Seibt begibt sich gerne in die Opferrolle

Welche Art von Bedrohung ihr einen Aufenthalt in Deutschland unmöglich macht, benennt Seibt nicht – das lässt die Aussagen nach einer Opferrolle klingen.

Dabei ist Seibt selbst stark darin auszuteilen. Aus ihrem Wahl-Wohnort USA berichtete sie immer wieder über den Präsidentschaftswahlkampf in den USA. Sie reihte sich in die Unterstützer von Donald Trump ein – und machte dessen Gegnerin Kamala Harris von den Demokraten während des US-Wahlkampf nieder. „Sie ist nicht eloquent, sie ist nicht intelligent, sie ist überhaupt nichts“, ätzte Seibt in einem Interview mit dem ebenfalls rechtsgerichteten Medium Auf1.

Abitur von 1,0 – aber keinerlei abgeschlossene Lehre

Solche Äußerungen klingen mindestens anmaßend aus dem Mund einer jungen Frau, die zwar ihr Abitur mit der Traumnote 1,0 geschafft hat, aber auch mehr als sieben Jahre nach dem Abi weder eine abgeschlossene Ausbildung noch ein abgeschlossenes Studium vorweisen kann. Ihr Studium der Volkswirtschaftslehre in Mannheim brach sie ab – es war angeblich zu langweilig.

Aber womöglich hat Seibt als rechtsgerichtete Influencerin ihre Aufgabe für sich gefunden. Die als begabte Schülerin beim Wettbewerb Jugend forscht erfolgreiche Westfälin entwickelte sich im Laufe der Zeit in sozialen Netzwerken zunächst zu einer Kritikerin der Klimapolitik.

Seibt wurde bekannt als „Anti-Greta“

Den vom Mensch verursachten Klimawandel redete sie klein, sie sprach dazu auf Konferenzen von Klimawandelleugnern. Rasch machte sie sich damit international den Namen einer deutschen Anti-Greta – das Gegenmodell zur Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Ihre derzeitige internationale Bekanntheit verdankt sie ihrer AfD-Nähe. Seibt berichtet online, dass sie die AfD wählt oder sie greift Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz für seine Abgrenzung von den Rechtspopulisten an.

Elon Musk entdeckt Seibts AfD-Wahlwerbung

Auf eine dieser Veröffentlichungen hatte vor Weihnachten Elon Musk reagiert und zu einem Videoclip von Seibt seinen Satz „Nur die AfD kann Deutschland retten“ veröffentlicht. Der „Jungen Freiheit“ sagte Seibt nun zur Frage, wie sie zu dem reichsten Menschen der Welt durchgedrungen sei, „ich bin gar nicht durchgedrungen. Er ist auf mich aufmerksam geworden durch mein ursprüngliches AfD-Wählerbekenntnis.“

Musk habe sie daraufhin gefragt, warum er so negative Reaktionen erhalte, wenn er die AfD erwähne. „Ich habe ihm erklärt, dass die AfD keinesfalls den Nationalsozialismus repräsentiert, sondern vielmehr die liberal-nationale Bewegung des 19. Jahrhunderts“, sagte die junge Deutsche der „Jungen Freiheit“.

Seibt baut Brücken zwischen Rechten in den USA und Deutschland

Über einen gesunden Patriotismus der AfD habe sie berichtet – es erscheint schwer vorstellbar, dass Seibt Musk auch berichtete, dass der Verfassungsschutz die AfD als rechtsextremen Verdachtsfall beobachtet. Sie sagte der „Jungen Freiheit“, „Musk-Flüsterin finde ich eine interessante Bezeichnung dafür, dass ich politisch einen guten Draht zu ihm entwickelt habe – ganz einfach dadurch, dass sich unsere Überzeugungen und Werte sehr stark überschneiden.“

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Am Donnerstag spricht die AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel bei X live mit Elon Musk. Seibt bewirbt das Gespräch. „We have the chance to make Germany great again“, schrieb sie an Alice Weidel – die Influencerin scheint ihre Rolle als die der Brückenbauerin der AfD in Richtung USA zu sehen (afp/mp)

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