Scheinen sich zu mögen: die Präsidenten Wladimir Putin und Xi Jinping
  • Russlands Präsident Wladimir Putin (l.) und Chinas Präsident Xi Jinping.
  • Foto: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Government/AP | Alexei Druzhinin

Bericht: Russland wollte Ukraine schon früher angreifen – China bat um Verschiebung

Seit rund einer Woche herrscht in der Ukraine Krieg – angezettelt von Russlands Präsident Wladimir Putin. Ein Medienbericht legt nun aber nahe: Der Krieg hätte schon früher beginnen sollen. Putin verschob seinen Angriff demnach aus Rücksicht auf China.

Wochenlang bemühten sich Politiker und Diplomaten aus aller Welt um Russlands Präsidenten. Bundeskanzler Olaf Scholz flog nach Moskau, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ebenfalls. Alle versuchten sie, Wladimir Putin zur Räson zu bringen. Denn dass der Kremlchef vorhaben könnte, in die Ukraine einzumarschieren, kursierte als Geheimdienst-Info schon länger.

Bloß: Alle Bemühungen des Westens waren umsonst – nur einer schaffte es offensichtlich, auf Putin einzuwirken: der chinesische Präsident Xi Jinping.

Eigentlich wollte Putin anscheinend bereits Mitte Februar in die Ukraine einfallen

Wie die „New York Times (NYT)“ berichtet, soll die chinesische Regierung den Kreml eindringlich gebeten haben, mit einem Einmarsch ins Nachbarland noch ein wenig zu warten. Der Grund: die olympischen Winterspiele in Peking.

Eigentlich wollte Putin nämlich bereits Mitte Februar in die Ukraine einfallen, schreibt die „NYT“ unter Berufung auf mehrere US-Regierungsquellen und eine europäische Geheimdienstquelle. Doch die Spiele waren erst am 20. Februar zu Ende – und nur einen Tag später sorgte Putin mit einer wirren Rede voller Allmachtsfantasien und Geschichtsrevisionen für internationale Beunruhigung. Kurz darauf marschierten seine Truppen dann zunächst in die Ostukraine, später auch in andere Landesteile ein.

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Geheimdienste hatten schon seit Wochen davor gewarnt, dass der Kreml-Chef die Ukraine in einem Angriffskrieg überfallen könnte. So prognostizierte etwa US-Außenminister Antony Blinken am 11. Februar, zur Halbzeit der Spiele in Peking, eine russische Invasion sei „jederzeit“ möglich. „Wir befinden uns in einem Zeitfenster, in dem ein Einmarsch zu jedem Zeitpunkt beginnen könnte und um es ganz deutlich zu machen: Das schließt die Zeit der Olympischen Spiele mit ein“, sagte Blinken damals.

China wusste offenbar über Putins Pläne Bescheid

Laut „NYT“ sollen auch hochrangige Mitglieder der chinesischen Regierung teilweise Kenntnis über Putins Invasionspläne gehabt haben. Weil man aber unbedingt die prestigeträchtigen Spiele in Peking unüberschattet von einem etwaigen Krieg zu Ende bringen wollte, sollen die diplomatischen Drähte in den Kreml heiß gelaufen sein. So lud Xi unmittelbar vor Beginn der Spiele den russischen Amtskollegen nach Peking ein, bei der Eröffnungsfeier am 4. Februar war Putin dann Tribünengast.

Wladimir Putin bei der Eröffnung der Olympischen Spiele am 4. Februar in Peking Imago / Zuma Wire
Wladimir Putin bei der Eröffnung der Olympischen Spiele am 4. Februar in Peking
Wladimir Putin bei der Eröffnung der Olympischen Spiele am 4. Februar in Peking

Anschließend veröffentlichten beide Länder auch ein gemeinsames Statement, in dem sie sich gegenseitige Unterstützung „ohne Limits“ versprachen und den gemeinsamen Standpunkt betonten, eine Nato-Osterweiterung abzulehnen. Gleichzeitig wurde eine neue globale Ordnung mit „echter Demokratie“ gefordert.

Die chinesische Regierung bestreitet angebliches Einwirken auf Putin und kanzelte die aktuellen Berichte als „Fake News“ ab. Doch laut „NYT“ soll Peking mit seiner Strategie erfolgreich gewesen sein: Der russische Präsident ließ sich zur Verschiebung des Einmarschs überreden.

China stellte sich anfangs deutlich auf Russlands Seite

Die Episode könnte erklären, warum die chinesische Regierung als eine der wenigen weltweit bislang keine öffentliche Verurteilung von Putins Invasion ausgesprochen hat und sich bei mehreren internationalen Abstimmungen enthielt. Tatsächlich gab China der Ukraine sogar eine Mitschuld am Konflikt und sprach sich vehement gegen Sanktionen gegen Russland aus.


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Vergangenes Wochenende änderte sich der Ton allerdings ein wenig: „China ist zutiefst besorgt über die jüngsten Entwicklungen der Lage in der Ukraine. Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, den wir nicht sehen wollen“, sagte UN-Botschafter Zhang Jun bei einer Dringlichkeitssitzung im UN-Sicherheitsrat. „Wir glauben, dass die Souveränität und territoriale Integrität aller Staaten respektiert und die Ziele und Prinzipien der UN-Charta allesamt gewahrt werden sollten.“ Man unterstütze Verhandlungen Russlands und der Ukraine bei der Lösung des Konflikts. (mik)

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