• Trotz hoher Impfquote steigen auch in Dänemark die Corona-Zahlen.
  • Foto: IMAGO / Dean Pictures

Dänemark: Vom Freedom-Day zurück zu 3G

In vielen europäischen Ländern steigen die Infektionszahlen derzeit rasant an – auch in Dänemark. Erst vor zwei Monaten feierte das Land den sogenannten Freedom Day, nun kehren auch unsere Nachbarn zurück zu den Corona-Maßnahmen. Ein Lockdown ist jedoch nicht in Sicht.

Im September verabschiedete sich Dänemark von den letzten Corona-Auflagen – dank der sehr hohen Impfquote des Landes, die zu den höchsten der Welt zählt. Gesundheitsminister Magnus Heunicke verkündete: „Corona ist unter Kontrolle, nun können wir die Früchte unserer harten Arbeit ernten.“ Über den Sommer und in den Herbst hinein blieb die Zahl der Neuinfektionen gering.

Pandemie: In Dänemark steigen die Corona-Zahlen

Doch mittlerweile hat sich die Lage verändert: Dänemark meldete zu Wochenbeginn 2294 neue Fälle, der Sieben-Tage-Mittelwert liegt bei 2231. Bereits am Freitag warnte Dänemarks Gesundheitsbehörde vor einer Überlastung der Kliniken. Behördenchef Søren Brostrøm erklärte, wegen Covid-19, Grippe und anderen Infektionskrankheiten sei man besorgt über die Belastung, die im Laufe des Dezembers und Januars auf das Gesundheitswesen zukommen könnte.

Überrascht ist die dänische Top-Epidemiologin Lone Simonsen nicht. Die Entwicklung sei zu erwarten gewesen, sagte sie laut „Tagesspiegel“. „Wir haben ja das öffentliche Leben geöffnet, als der Herbst anbrach, sich die Aktivitäten nach drinnen verlagerten und auch die Schulen und Universitäten wieder in den Vollbetrieb gingen. Die Delta-Variante des Coronavirus ist so ansteckend wie die Windpocken, da war natürlich klar: Es wird eine Zunahme von Fällen geben“, sagt die Professorin der Epidemiologie an der Roskilde-Universität.

Regierung will das öffentliche Leben wieder einschränken

Dennoch scheint die Pandemie in vielen Momenten vergessen: Leute umarmen sich, schütteln Hände oder treffen sich in großen Gruppen. In Deutschland problematisch, in Dänemark möglich. Grund dafür: die Impfquote. „Etwa 95 Prozent der Menschen über 50 sind voll immunisiert. Wir sehen jetzt zwar einen raschen Anstieg der Infektionen, aber keinen starken Anstieg der schweren Erkrankungen und Todesfälle“, so Simonsen im „Tagesspiegel“. Sie ergänzt: „Tatsächlich sehen wir sehr wenige Tote. Der wichtigste Grund hierfür: Menschen, die geimpft sind, landen zu 90 bis 95 Prozent seltener im Krankenhaus oder im Grab als Menschen, die nicht geimpft sind.“ Dennoch sei die Pandemie auch in Dänemark noch lange nicht vorbei.

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Aufgrund der derzeit steigenden Corona-Zahlen will die dänische Regierung das öffentliche Leben nun wieder einschränken – zumindest ein wenig. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen verkündete jetzt bei einer Pressekonferenz, man wolle den sogenannten Corona-Pass wieder einzuführen. Bedeutet: Die Gastronomie und bestimmte Veranstaltungen sind nur noch für Geimpfte, Genesene und negativ Getestete zugänglich – analog zur 3G-Regel in Deutschland. Auch Besucher von Krankenhäusern und Pflegezentren sollen einen Corona-Pass vorzeigen müssen.

„Die Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass die Infektionen weiter zunehmen werden“, sagte Frederiksen. „Dadurch wird die Belastung der Krankenhäuser erhöht.“ Der Anstieg der Infektionen sei auf eine „kleine Gruppe“ zurückzuführen, die sich nicht an die Regeln halte, so Frederiksen. Forscherin Simonsen stimmt dem zu, die Gruppe der Impfgegner sei in Dänemark klein. Wichtig sei dennoch, immer wieder zu erklären, dass ein tödliches Virus in Umlauf ist. „Der einzige Weg, der es aufhalten kann, ist Immunität. Und Immunität kann nur von einem Impfstoff kommen, der weitgehend risikolos ist, oder von einer natürlichen Infektion.“ Doch Letztere kann für die Betroffenen tödlich sein – oder ernsthafte Langzeitschäden verursachen.

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