Preissteigerungen
  • Die preise für die Produkte der deutschen Wirtschaft ziehen so stark an, wie noch nie. Das werden auch die Verbraucher bald merken.
  • Foto: picture alliance / dpa | Andreas Gebert

Die Preis-Steigerungen in Deutschland übertreffen alle Befürchtungen

So schnell wie nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine haben deutsche Unternehmen ihre Preise seit der Gründung der Bundesrepublik noch nie angehoben. Das werden sehr bald auch die Verbraucher negativ zu spüren bekommen. Gleichzeitig zeigt eine Studie: Bei der Lohnentwicklung ist vor allen die untere Mittelschicht ziemlich benachteiligt.

Größere Unternehmen verkaufen ihre Produkte meistens nicht direkt an die Endkunden, sondern zu einem bestimmten Preis an den Handel, der dann wiederum noch was oben drauf schlägt. Diese „Erzeugerpreise“ erfasst das Statistische Bundesamt regelmäßig. Sie gelten als Vorbote oder „kleiner Bruder“ der Inflation, denn die Händler geben die Steigerungen in der Regel zu einem Großteil an die Verbraucher weiter.

Der stärkste Preis-Anstieg seit 1949

Und jetzt im März sind die Preise so stark gestiegen, wie seit 1949 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt nun mitteilte: im Vergleich zum März 2021 um 30,9 Prozent. Ökonomen sind von einem Anstieg von 28,2 Prozent ausgegangen. Im Februar hatte die Rate noch bei 25,9 Prozent gelegen.


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„Die Daten spiegeln die ersten Auswirkungen des Krieges in der Ukraine wider“, heißt es in der Mitteilung. Hauptverantwortlich für den historischen Preisschub: die Energiekosten. Erdgas war im Schnitt sogar 145 Prozent teurer.

Kaffe ist in Jahresfrist um ein Fünftel teurer geworden

Die Preise für Nahrungsmittel sind zwar „nur“ um 12,5 Prozent gestiegen. Einige Lebensmittel haben allerdings ein stärkeres Plus verzeichnet: Pflanzliche Öle waren 72,3 Prozent teurer, Butter 56 Prozent. Rindfleisch war 31,1 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, die Preise für Schweinefleisch lagen 12 Prozent über den Preisen von März 2021. Kaffee, das Lieblingsgetränk der Deutschen, hat ebenfalls noch einmal zugelegt: Es ist im Einkauf 20,5 Prozent teurer geworden.

Aber auch andere Bereiche sind betroffen. So lagen die Erzeugerpreise für Möbel im März 9,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Teile für Klimageräte, Kühl- und Gefrierschränke verteuerten sich um 23,1 Prozent, Papier und Pappe um 45,3 Prozent und Metalle um 39,7 Prozent.

Niedrige Einkommen leiden besonders

Besonders deutlich fallen die Preissprünge auch für die Landwirtschaft aus: Düngemittel kosteten im März 87,2 Prozent mehr als 2021 und Futtermittel für Nutztiere 45,7 Prozent.

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All das dürfte sich auch auf die Inflation auswirken, die bereits jetzt bei über 7 Prozent liegt – eine zweistellige Zahl scheint nicht mehr ausgeschlossen. Das dürfte dann Haushalte mit niedrigem Einkommen besonders hart treffen.

Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat errechnet, dass die „Warenkörbe“ für die deutschen Haushalte bereits im März im Schnitt 7,3 Prozent teurer waren als vor einem Jahr. Für Familien mit niedrigem Einkommen lag die Teuerung aber bei 7,9 Prozent. Sie müssen mehr Anteil ihres Einkommens für teure Nahrung und Energie ausgeben.

Untere Mittelschicht wird bei Lohnentwicklung abgehängt

Durch höhere Löhne werden viele die steigenden Preise nicht ausgleichen können. Wie nun eine Studie der staatlichen Förderbank KfW zeigt, ist vor allem die untere Mittelschicht bei den Lohnzuwächsen in den letzten Jahren stark benachteiligt gewesen: Im Schnitt wuchsen die Löhne von 2010 bis 2020 um 23,4 Prozent.

Während Führungskräfte und Spezialisten 26,9 Prozent mehr Gehalt erhielten, landeten die untersten beiden Einkommensgruppen (von 5) im Schnitt nur bei 18,4 Prozent (mit Mindestlohn) beziehungsweise 16,5 Prozent (ohne Mindestlohn).

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