Gute Freunde kann niemand trennen – oder? Alexander Lukaschenko (l.) und Wladimir Putin
  • Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko (l.) und Wladimir Putin
  • Foto: IMAGO / SNA

Diktator unter Druck: Zwingt Putin Belarus zum Kriegseintritt?

Er ist einer der Letzten, die Russlands Präsident Wladimir Putin die Stange halten: der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko. Beide Männer unterstützen sich schon lange gegenseitig – und genau das wird für Lukaschenko nun zum Problem.

Putin versucht offenbar immer vehementer, seinen belarussischen Freund zum Kriegseintritt zu drängen. Die Ukraine befürchtet schon länger, dass der nördliche Nachbar sich der russischen Invasion anschließen könnte. Bislang stritt Lukaschenko solche Vorwürfe stets ab. Allerdings greifen schon jetzt russische Kampfjets und Raketenwerfer von Belarus aus Ziele in der Ukraine an.

„Die Gefahr einer belarussischen Offensive wird als hoch eingeschätzt“

Nun könnte ein offizieller Kriegseintritt kurz bevorstehen: Das ukrainische Präsidialamt teilte am Wochenende mit, die Wahrscheinlichkeit sei „hoch“, dass die nordwestliche Region Wolyn bald von Belarus aus attackiert wird. Ähnlich äußerte sich ein ukrainischer Armeevertreter gegenüber der „Bild“: „Die Gefahr einer belarussischen Offensive in Richtung Wolyn wird als hoch eingeschätzt. Die ukrainischen Verteidigungskräfte sind bereit, zurückzuschlagen.“

Wie mehrere Medien zudem berichteten, lässt Lukaschenko verstärkt an der Grenze Truppen zusammenziehen. So sollen etwa belarussische Militärkonvois auf dem Weg nach Brest gesichtet worden sein, einer Stadt mit direktem Grenzkontakt zu Polen, rund 50 Kilometer nördlich der Ukraine.

Auch der Abzug der letzten belarussischen Diplomaten aus der Ukraine am Wochenende könnte auf einen bevorstehenden Kriegseintritt hindeuten. Offiziell begründet wurde das Ganze laut Igor Sokol, bislang als Botschafter in Kiew tätig, allerdings mit den „unerträglichen Zuständen“ für Belarussen in der Ukraine.

Lukaschenko hat kaum Rückhalt in seiner Bevölkerung

Lukaschenko selbst gilt als Putins Protegé. Er hält sich seit Jahren nur mit Hilfe von gefälschten Wahlergebnissen, aggressiven Schlägertrupps und Unterstützung aus dem Kreml im Amt. Moskaus Einfluss auf ihn ist groß, erst am Sonntag lobte Lukaschenko im chinesischen TV, Putin sei „in Topform“, werde „uns alle überleben“ uns sich auf den entsprechenden Beerdigungen „höchstens eine Erkältung holen“.

Dennoch zierte sich Lukaschenko bislang in Sachen offiziellem Kriegseintritt – trotz Druck aus dem Kreml. Das könnte mehrere Gründe haben. Zum einen hat der Westen bereits jetzt Sanktionen gegen Belarus verhängt, weil von dort aus russische Angriffe auf die Ukraine gestartet werden. Lukaschenko fürchtet vermutlich, dass diese bei Kriegseintritt noch verschärft werden. Auch droht dann eine Eskalation des Kriegs, die womöglich die Nato oder andere westliche Staaten mit involvieren könnte – und denen ist Belarus wohl nicht gewachsen.

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Und nicht zuletzt hat Lukaschenko in seiner Bevölkerung keinen Rückhalt für eine Militärinvasion in der Ukraine. Umfragen zufolge lehnt eine große Mehrheit der Belarussen den Krieg im Nachbarland ab, es gab in Minsk und anderen Städten bereits Proteste. Für Aufsehen sorgte am Wochenende die Aktion belarussischer Bahnarbeiter. Sie hatten alle Schienenverbindungen in die Ukraine unterbrochen. Der Vorsitzende der ukrainischen Eisenbahnen, Olexander Kamyschin, dankte den Beteiligten: „Mit dem heutigen Tag kann ich sagen, dass es keinen Bahnverkehr zwischen Belarus und der Ukraine gibt“, wurde er von der Agentur Unian zitiert.


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Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Sollten die angeblichen Saboteure allerdings wirklich erfolgreich gewesen sein, könnten russische Truppen in der Ukraine über diesen Weg künftig weder Verstärkungen noch Nachschub erhalten. (mik)

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