Frauen Afghanistan
  • Verschleierte Frauen sitzen hinter einem Taliban-Kämpfer.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Ebrahim Noroozi

Ein Jahr Taliban-Regime: So dramatisch ist die Lage für Frauen in Afghanistan

Ein Jahr ist es her, dass die Taliban in Afghanistan am 15. August die Macht an sich rissen. Seitdem auf der Tagesordnung: Folter, Unterdrückung, schwerste Menschenrechtsverletzungen, wie ein Amnesty-Bericht nun zum Jahrestag erneut offenbart. Im Zentrum der Gräuel-Taten: Frauen. Sie schildern ein Leben in der Hölle.

Die radikalislamische Regierung verfolge Minderheiten, schlage friedliche Proteste gewaltsam nieder und unterdrücke Frauen, heißt es in dem Bericht der Menschenrechtsorganisation. Verbrechen wie Folter und Morde aus Rache an mutmaßlichen Widerstandskämpfern blieben oftmals straflos. Zudem seien Dutzende Menschen verschwunden – weil sie verdächtigt werden, unter der vorherigen Regierung gearbeitet zu haben.

Besonders prekär ist die Lage für Frauen: Sie haben so gut wie keine Rechte mehr in ihrem Land, in dem bis vergangenen August die internationalen Truppen dafür sorgten, dass Frauen weitestgehend alle Berufe ausüben und Mädchen zur Schule gehen konnten. Heute sind bis auf wenige Ausnahmen Schulen für Mädchen geschlossen.

Ein Jahr Taliban in Afghanistan: Lage für Frauen weiter dramatisch

Viele Frauen gingen in den vergangenen Monaten immer wieder zu Protesten auf die Straße. Auch am vergangenen Wochenende forderten sie bei einer friedlichen Demonstration ihr Recht auf Bildung, Arbeit und Freiheit ein, sangen bei ihrem Marsch durchs Zentrum von Kabul.

Doch die Taliban beendeten die Demonstration frühzeitig – mit Warnschüssen und körperlichen Angriffen, wie auf Videos zu sehen ist. Schon seit einiger Zeit geht die radikale Regierung auf brutalste Weise gegen die demonstrierenden Frauen vor: Nachdem sie sie identifiziert haben, holen sie die Frauen von zu Hause ab, um sie im Gefängnis zu misshandeln. So sagt eine Widerstandskämpferin gegenüber „Spiegel.de“: „Sie versuchen uns zu brechen.“ Eine aus der Haft entlassene Demonstrantin deutet Ähnliches an: „Was sie mit einem machen, ist schlimmer als Schläge und Folter.“

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Eine afghanische Frauenrechtsaktivistin und Journalistin schildert den Alltag unter den Taliban ebenfalls eindringlich: „Was ist aus unserem Leben hier geworden? Es gibt kein Gesetz mehr, keine Polizei, kein Gericht, keine Berufsfreiheit für Frauen. Ich darf mich nicht kleiden, wie ich möchte. Seit die Taliban zurückgekommen sind, werden wir bedroht.“

Doch viele Frauen protestieren weiter – unter gefährlichsten Bedingungen. Und: Trotz aller Risiken sind im ganzen Land geheime Schulen entstanden. Eine Frau berichtete der Nachrichtenagentur AP, dass sie Mädchen in ihrer Abstellkammer unterrichtet. (alp)

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