Eskalation an EU-Grenze: Todes-Drama um kleines Mädchen erschüttert die Welt
Athen/Istanbul/Sofia/Wien –
Griechenland hat angesichts des massiven Andrangs von Flüchtlingen nach der türkischen Grenzöffnung die höchste Alarmstufe ausgerufen.
Inmitten dieser Bilder ist es zu einer erschütternden Tragödie gekommen. Ein Kleinkind ist beim Untergang eines Schlauchbootes vor der Insel Lesbos am Montagvormittag ertrunken.
Wie das griechische Fernsehen (ERT) unter Berufung auf die Küstenwache berichtete, war das Opfer an Bord eines Schlauchbootes mit 48 Migranten aus der Türkei gekommen. Als die Migranten ein Patrouillenboot der griechischen Küstenwache sahen, durchlöcherten sie das Schlauchboot, um als Schiffbrüchige gerettet zu werden.
Flüchtlinge zerstechen Schlauchboot, Kind ertrinkt
Aus purer Verzweiflung: Die Küstenwache ist dann nämlich verpflichtet, die Menschen aufzunehmen und sie nach Griechenland zu bringen.
Als das Boot unterging, habe die Küstenwache die Migranten zwar geborgen. Für das Kind kam aber jede Hilfe zu spät, berichtete der Staatsrundfunk.
Die Türkei hat ihre Grenzen seit Freitag aufgemacht. Seitdem spitzt sich die Lage immer weiter zu. Allein am Sonntag setzten nach offiziellen Angaben mehr als 1000 Migranten zu den Inseln über.
Nach Angaben des griechischen Regierungssprechers Stelios Petsas will das Land auch einen Monat lang keine neuen Asylanträge mehr annehmen. Petsas sprach von einer „asymmetrischen Bedrohung der Sicherheit unseres Landes“.
Ankara hat sich „selbst zum Schlepper“ gemacht
Er kritisierte die Türkei, die mit der Öffnung ihrer Grenzen diplomatischen Druck ausüben wolle. Ankara sei damit „selbst zum Schlepper“ geworden.
Die Türkei hindert seit dem Wochenende Flüchtlinge nicht mehr daran, von ihrem Territorium aus in die EU zu gelangen. Den Schritt begründete Ankara damit, dass sich die EU nicht an ihre Verpflichtungen aus dem 2016 mit der Türkei geschlossenen Flüchtlingspakt halte.
Nach der Grenzöffnung kam es zu gewalttätigen Konfrontationen zwischen der griechischen Polizei und Flüchtlingen an der Grenze.
Massiver Strom von Flüchtlingen kaum aufzuhalten
Frontex sagt laut der Zeitung „Die Welt“ in einem vertraulichen Papier voraus, dass es zu „Massenmigrationsströmen“ aus der Türkei in Richtung kommen werde. Es werde schwierig sein, den in den kommenden Tagen zu erwartenden „massiven Zustrom von Menschen“ zu stoppen, zitierte das Blatt aus dem Papier.
Dies gelte selbst für den Fall, dass die türkischen Behörden doch wieder dazu übergehen sollten, Grenzübertritte zu verhindern. Das Frontex-Papier ist laut „Welt“ für die politischen Entscheidungsträger der EU bestimmt.
Die EU-Außenminister wollen in diese Woche über die Lage an der griechisch-türkischen Grenze beraten. (dpa/afp)