Habeck: Weiterbetrieb der drei verbliebenen AKW denkbar
In Trippel-Schritten Richtung Laufzeitverlängerung? Vor allem die Grünen ringen mit sich, ob ein Weiterbetrieb der drei verbliebenen Atomkraftwerke sinnvoll sein könnte. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hält das in einem „Sonderszenario“ für denkbar. Der TÜV sähe selbst in der Reaktivierung still gelegter Meiler kein Problem.
Der geplante zweite Stresstest (Verknappungs-Simulation) könne ein „Sonderszenario“ ergeben, sagte Habeck dem Sender RTL. „Die Frage, die relevant gestellt werden muss, ist, ob die Stromnetzstabilität in diesem Jahr durch weitere Maßnahmen gesichert werden muss.“
Um ausreichende Rückspannung im Netz zu haben, sei eine gewisse Kraftwerkskapazität nötig. „Und jetzt schauen wir uns an, ob dieses Jahr so extrem ist, dass dafür noch mal neu ein Szenario aufgemacht werden soll“, sagte Habeck. Er nannte als Beispiele die vielen derzeit abgeschalteten Atomkraftwerke in Frankreich und möglicherweise zur Stromerzeugung fehlendes Regenwasser in den Bergen.
Habeck schätzt Einspar-Potential als gering ein
Bei Strommangel könnten die AKW also theoretisch helfen. Die Möglichkeiten Gas einzusparen seinen dabei aber „sehr, sehr gering“, sagte Habeck. Er bezifferte das Potential auf 0,5 bis 0,7 Prozent der Gesamtmenge. Das wenige Gas, das momentan verfügbar ist, wird vor allem für Heizen und in der Industrie gebraucht.
Derzeit sind in Deutschland noch drei Atomkraftwerke am Netz: Emsland in Niedersachsen, Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg. Brokdorf (Schleswig-Holstein), Grohnde (Niedersachsen) und Gundremmingen C (Bayern) waren die letzten drei Kraftwerke, die zu Jahresbeginn abgeschaltet worden waren.
TÜV: Wiederinbetriebnahme wäre kein Problem
Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, hält sogar eine Wiederinbetriebnahme der drei zuletzt stillgelegten AKW für gut möglich. Dies sei „keine Frage von Jahren, sondern eher von wenigen Monaten oder Wochen“ – und vor allem eine Frage des politischen Willens. „Die drei Kraftwerke befinden sich nach unserer Überzeugung in einem sicherheitstechnischen Zustand, der es möglich machen würde, sie wieder ans Netz zu nehmen.“ Die Kernkraftwerke zählten zu den sichersten und technisch besten, die es weltweit gebe.
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Doch es gibt noch ein anderes Problem: Gäbe es überhaupt genug Brennstäbe für einen Weiterbetrieb? Stand jetzt wohl nicht. CDU-Chef Friedrich Merz fordert die Bundesregierung deshalb auf, sich „unmittelbar“ um die Beschaffung neuer Brennelemente zu kümmern. Es könne nicht nur ein vorübergehender Streckbetrieb mit alten Brennstäben aufrechterhalten werden. Merz: „Wir müssen einen Weiterbetrieb so lange ermöglichen, bis die Gefahr eines Engpasses beseitigt ist.“ Die Zeit zur Bestellung neuer Brennstäbe laufe davon. Habeck müsse jetzt handeln, um eine Stromknappheit im Winter zu vermeiden, so Merz.
Bundesregierung sondiert hinter den Kulissen
Das deutsche Energie-Unternehmen Eon erklärte auf Anfrage, es würde bis zu 1,5 Jahren dauern, bis neue Brennstäbe verfügbar seien. Laut einem Bericht des Portals „The Pioneer“ ist die Bundesregierung deshalb hinter den Kulissen bereits aktiv geworden. So soll der schwedisch-amerikanische Atomkonzern Westinghouse zugesichert haben, Brennstäbe sehr viel schneller liefern zu können. Allerdings wäre das möglicherweise nicht der zuverlässigste Partner: Das Unternehmen ist in den USA in mehrere Skandale verwickelt.