Festnahme Haiti
  • Die Sicherheitskräfte in Haiti präsentierten 15 Söldner, die an der Ermordung des Präsidenten beteiligt gewesen sein sollen – allesamt kolumbianischer Herkunft.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Joseph Odelyn

Haiti: Haben Kokain-Söldner den Präsidenten getötet?

Ein Land unter Schock: Die Ermordung von Präsident Jovenel Moïse hat Haiti an den Rand der Anarchie geführt. Die Sicherheitskräfte des Karibikstaats haben nun 26 kolumbianische Söldner inklusive zweier US-Amerikaner haitianischer Herkunft als Täter präsentiert.

Die Nationalpolizei führte 15 der Männer in ihrem Hauptgebäude in der Hauptstadt Port-au-Prince den Medien vor. Laut Interims-Polizeichef Léon Charles sind acht Täter weiter auf der Flucht, drei seien erschossen worden. Offenbar hatten sich auch Unterstützer des ermordeten Präsidenten an der Jagd auf die Täter beteiligt.

Angreifer gaben sich als DEA-Agenten aus

Einige der Söldner wiesen erkennbare Spuren von Misshandlungen auf. Die Polizei präsentierte auf einem Tisch mehrere beschlagnahmte automatische Waffen, Macheten, Vorschlaghammer, kolumbianische Reisepässe und Handys. Die Mörder sollen sich bei ihrem Überfall auf die Residenz Moïses als Mitglieder der US-amerikanischen Drogenfahndung Drug Enforcement Administration (DEA) ausgegeben haben. Der Leichnam des ermordeten 52-Jährige wies zwölf Einschusslöcher auf.

Haitis Präsident Moise wurde in der Nacht zu Mittwoch in seiner Residenz erschossen. picture alliance/dpa/AP | Dieu Nalio Chery
Haitis Präsident Moise
Haitis Präsident Moïse wurde in der Nacht zu Mittwoch in seiner Residenz erschossen.

Der kolumbianische Verteidigungsminister Diego Molano bestätigte wenig später, dass es sich bei den Festgenommen und ehemalige Militärs seines Landes handelt. Die Hintergründe der Tat sind weiter unklar. Allerdings vermuten Beobachter Drogengeschäfte als mögliche Ursache. Kolumbien gilt als der größte Produzent von Kokain weltweit.

In Haiti ist gefährliches Machtvakuum entstanden

Politisch steht das ärmste Land des amerikanischen Kontinents nun vor einem gefährlichen Machtvakuum: Seit Januar 2020 gibt es kein handlungsfähiges Parlament mehr. Moïse regierte seither per Dekret. Und nun beanspruchen zwei Männer die Führung für sich. Erst am Montag hatte Moïse den Neurochirurgen Ariel Henry zum Interims-Premierminister ernannt. Bis dahin führte Claude Joseph die Regierungsgeschäfte. Da Henry noch nicht durch das Parlament vereidigt wurde, rief sich Joseph zum Interims-Präsidenten aus und verhängte den Ausnahmezustand.

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Die UN-Sonderbeauftragte für Haiti, Helen La Lime, erklärte, dass Haiti den UN-Sicherheitsrat um zusätzliche Sicherheitsunterstützung gebeten habe. Um was genau es sich dabei handeln soll, war zunächst unklar. 

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