Heiß erwartete Memoiren: Kommt jetzt Obamas Abrechnung mit Trump?
Washington –
Obama: „Trump versprach Allheilmittel für rassistische Ängste“
Obama schrieb bereits mehrere Bücher über sein Leben
In einer Besprechung für die „New York Times“ schrieb die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie, dem Autor gehe es mehr um die Politik als um persönliche Dinge – „aber wenn er über seine Familie schreibt, geschieht dies mit einer fast nostalgischen Schönheit“. Etwa wenn er das Lachen der kleinen Tochter Sasha beim Rubbeln ihrer Füße beschreibe. Oder das langsamer werdende Atmen seiner Frau Michelle, wenn sie an seiner Schulter einschlafe.
Seine Erinnerungen an seine frühen Jahre in Honolulu und Chicago hat Obama bereits in dem Buch „Dreams from My Father: A Story of Race and Inheritance“ (1995) festgehalten, 2008 erschien es auf Deutsch unter dem Titel „Ein amerikanischer Traum. Die Geschichte meiner Familie“. Über die Anfänge seiner politischen Karriere berichtete er in „The Audacity of Hope“, das ein Jahr nach der Originalausgabe von 2006 ebenfalls auf Deutsch veröffentlicht wurde und den Titel trug: „Hoffnung wagen. Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream“.
Obama: „Mit Sarah Palin kamen die dunklen Geister wieder“
Nun erfahren Obamas Leser mit „A Promised Land“ also, wie der Präsident seinen Einzug ins Weiße Haus erlebt hat. Mit dem Wahljahr 2008 erhielt die Polarisierung der amerikanischen Politik im Rückblick des demokratischen Politikers – so beschreibt es CNN – einen entscheidenden Schub. Festmachen lässt sich dies aus Sicht Obamas an der Berufung von Sarah Palin als Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin durch den dann unterlegenen republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain.
„Mit Palin schien es, als würden die dunklen Geister, die schon lange am Rand der modernen Republikanischen Partei lauerten – Fremdenfeindlichkeit, Anti-Intellektualismus, paranoide Verschwörungstheorien, eine Antipathie gegenüber Schwarzen und Braunen – ihren Weg auf die Hauptbühne finden“, so der 59-Jährige.
Mit dieser Personalentscheidung habe McCain „für die Vorlage gesorgt für künftige Politiker, für eine Verschiebung des Zentrums seiner Partei und der Politik des Landes insgesamt in eine Richtung, die er verabscheute“. McCain starb 2018. Aber er stelle sich vor, schreibt Obama laut CNN, dass McCain sich im Nachhinein anders entschieden hätte.
Buch-Kritikerin vermisst Emotionen in „A Promised Land“
Adichie schreibt in ihrer Besprechung für die „New York Times“ weiter, dass Obama immer ein nachdenklicher Politiker gewesen. In seinem neuen Buch aber stelle er sich auch immer wieder selbst in Frage. Dies reicht bis hin zur Überlegung, ob seine Entscheidung zur Präsidentschaftskandidatur wirklich eine Entscheidung gewesen sei, sich in den Dienst des Landes zu stellen – oder ob es nicht mehr um das eigene Ego gegangen sei.
Das Buch sei „nahezu immer mit Vergnügen zu lesen, Satz für Satz“, in einer großartigen Prosa, die Schilderungen mit feinen und lebendigen Details, lobt Adichie. Aber: Sie hätte sich mehr Emotionen des Politikers gewünscht, vermisst den Ärger über immer wieder neue Hindernisse, die ihm von der republikanischen Opposition in den Weg gelegt wurden.
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Offener spreche Obama über seine Begegnungen mit ausländischen Politikern, bemerkt Adichie. Hier biete das Buch eine Fülle von kleinen biografischen, oft humorvollen Skizzen. Über seinen Vizepräsidenten und gewählten Nachnachfolger schreibt Obama, Joe Biden sei anständig, ehrlich und loyal. Aber er könne auch „pieksig“ werden, wenn er nicht das bekomme, was ihm zustehe.Bleibt abzuwarten, wie oft die Welt und politische Gegner dies in den kommenden vier Jahren zu spüren bekommen. (alp/dpa)